Judo Gedächtnispokal Judo Gedächtnispokal: Corona-Virus stoppt das Event nicht

Wittenberg - Olaf Rodewald lässt seinem Gegner nicht wirklich eine Chance. Der Lokalmatador gewinnt bei der 18. Auflage des Andreas-Boenisch-Gedenkturniers die Ü 45. 105 Sekunden hat der entscheidende Kampf gedauert. „Du hast aber heute lange gebraucht“, muss er sich von den Zuschauern in der Stadthalle anhören.
„Ich musste erst mal warm werden“, entschuldigt sich der 55-Jährige fast für seinen schnellen Erfolg und will noch mehr. Er spricht von zwei oder drei Auftritten ohne Wertung. „17 Kämpfe an einem Tag sind mein persönlicher Rekord“, erzählt er.
Die Gastgeber sorgen bei diesem Event selbst für das internationale Flair. Rodewald, der Mitglied der Nationalmannschaft ist, stand in den vergangenen neun Jahren dreimal auf einem Podestplatz bei Weltmeisterschaften. Und Wolfgang Löffler, der bei seinem Freundschaftsvergleich lautstarke Tipps aus dem Publikum erhält, hat bei den Weltmeisterschaften in Abu Dhabi Gold erkämpft und ist Nationaltrainer der Ü 50.
Ursprünglich ist das alles noch eine Nummer größer geplant. „Es gab Zusagen aus Frankreich, Russland und Spanien“, informiert Moderator Werner Roß die Gäste. „Einige durften nicht einreisen, andere scheuten die Quarantäne. Zuletzt haben die Österreicher abgesagt“, erzählt Rodewald, der gleichzeitig Cheforganisator ist. „Kämpfen ist einfacher“, schätzt er ein. Corona heißt die aktuelle Herausforderung. Rodewalds Hygienekonzept hat aber überzeugt.
Jeder, der die Halle betritt - also auch die Zuschauer - müssen sich einem Gesundheitscheck unterziehen. Die Sportler dürfen sich nur in den ihnen zugewiesenen Bereichen, die mit Tiernamen wie Affen, Zebras und Elefanten bezeichnet werden, aufhalten. Es hat funktioniert. Für die „große Unterstützung von Stadt und Kreis“ bedankt sich Roß öffentlich. Zuvor hat das Helferteam vom SV Grün-Weiß Wittenberg-Piesteritz eine Nachtschicht eingelegt.
Am Freitagabend erst nach 21.30 Uhr - so lange ist die Halle völlig ausgebucht - können die Vorbereitungen beginnen. Es ist ein Riesenaufwand. Doch es hat sich gelohnt. Es reisen mehr Athleten aus der gesamten Bundesrepublik an als erwartet. Das führt „nur zu ein paar Minuten Verspätung“, wie es Rodewald formuliert. Doch das ist für die Aktiven kein Thema, die Vorfreude steigt.
„Wir dürfen endlich wieder auf die Matte“, sagt Hauptwettkampfrichter Holger Lehmann. Nach seinen Angaben hat es zuletzt eine vergleichbare Veranstaltung im März in Frankfurt an der Oder gegeben. Und auch deshalb nennt Roß das Turnier „eine besondere Sache“. Und bei allen herrscht „beste Laune“ vor, wie Wittenbergs Bürgermeister Jochen Kirchner festgestellt hat. „Wir müssen mit dem Virus leben“, sagt er. Dass es funktioniert, ist eine Meisterleistung der Grün-Weißen.
Am Abend wird im Stadthaus ein besonderes Jubiläum gewürdigt: 70 Jahre Judo in Piesteritz. Aus diesem Anlass erhält Olaf Rodewald die Ehrenurkunde der Stadt von Kirchner. Dann folgt eine Laudatio durch Constanze Pandza, und Rodewald bekommt die Ehrenmedaille überreicht. (mz)
