Wildtiere Jagd in der Annaburger Heide: Deshalb finden Drückjagden statt

Annaburg - Vermehrt klagen Agrarbetriebe der Region über Schäden, die vorwiegend Schwarz- und Rotwild auf Feldern anrichten. Aufgabe der Jäger ist es auch, darauf zu reagieren. Unter anderem mit Drückjagden.
Drei Stunden auf Jagd in der Annaburger Heide
Sobald die Schonzeit abgelaufen ist, beginnt in Wald und Flur die Jagd. Was geschossen werden darf, bestimmen Abschussquoten, die zu Beginn jeder Jagdsaison von den Waldbesitzern oder Hegegemeinschaften festgelegt oder beschlossen wurden.
Diesen Plan vor Augen wies René Bruschke, Leiter des Betriebsbereiches Ost im Bundesforstbetrieb Mittelelbe, 68 Jäger in eine bevorstehende Drückjagd ein. Im Norden der Annaburger Heide, so das Ziel, sollten für etwa drei Stunden Treiber das Wild aus seiner Deckung schrecken und so den Jägern vor die Flinte treiben.
Mit 85 Teilnehmern, darunter zahlreichen Hundeführern, hatte Bruschke im Vorfeld gerechnet. „Leider mussten wir kurzfristig einige Absagen hinnehmen“, so Bruschke. Vor allem fehle es an Hunden, bedauerte er. Zumal diese auf das Wild einen anderen Druck ausüben, als es die Treiber zu leisten vermögen.
Fehlende Hundeführer stellen mittlerweile bei vielen Jagdgesellschaften ein Problem dar. „Die Zahl ist erkennbar rückläufig. Viele Jäger schrecken ganz einfach vor den Kosten und dem zeitlichen Aufwand zurück, den eine gute Ausbildung der Tiere verlangen“, verdeutlicht René Bruschke. Doch auch die Anzahl der Treiber wird überschaubarer.
Aus diesem Grund überlegt man bei der Bundesforst in Züllsdorf, künftig mehr Jungjäger für diese Arbeit zu gewinnen. „Das gäbe ihnen zugleich Gelegenheit, sich der Jagd und deren Handhabe besser zu nähern. Die praktischen Lerneffekte, die sie hierbei hätten, etwa das Aufbrechen eines erlegten Tieres, würde ihnen die zuvor gelernte Theorie verständlicher machen“, glaubt der Forstexperte.
Angesichts der personellen Einschränkungen war Bruschke mit dem Ergebnis der Jagd aber doch zufrieden. Elf Stück Rotwild, zwölf Wildschweine und fünf Rehe konnten am Ende der Jagd beim Auslegen der Strecke weidmännisch (per Jagdhorn) verblasen werden.
Damit wurden in den Revieren des Bundesforstbetriebes Züllsdorf in diesem Jahr bereits 145 der anvisierten 210 Stück Rotwild erlegt. Jäger, die Tiere schießen, die etwa wegen ihres Alters nicht freigegeben sind, müssen dafür übrigens mit drastischen finanziellen Strafen rechnen, deren Höhe teilweise im vierstelligen Bereich liegt.
Dass die Anwesenheit des Wolfes die Jagden erschwert, setzt inzwischen keine neue Diskussion mehr in Gang. „Natürlich war es vor dem Wolf einfacher. Mittlerweile hat sich das Wild auf ihn eingestellt und reagiert entsprechend, sei es durch das Auftreten im Großrudel oder indem es die Deckung seltener verlässt“, erläutert Bruschke. Darauf müsse man sich halt einstellen. Unter anderem mit neuen Jagdstrategien oder einem vermehrten Einsatz von Jagdhunden. Zudem gilt es, die Standorte der Hochstände zu prüfen und gegebenenfalls neu festzulegen.
Tiere von Wildhändlern aus der Dübener Heide untersucht
Das erlegte Wild wurde nach der Jagd umgehend von einem Wildhändler aus der Dübener Heide in Empfang genommen und zur Weiterverarbeitung abtransportiert. Zuvor jedoch nahmen sich Veterinäre der Bundeswehr der Tiere an, entnahmen Schweiß (Blut)- und Organproben, die sie im Labor auf Krankheiten oder Erreger wie die afrikanische Schweinepest untersuchen. Diese ist weitaus aggressiver als die europäische Schweinepest und gilt als gefährliche Seuche, die Tiere sterben lässt.
Bislang wurde in Deutschland noch kein Erreger ausfindig gemacht. Dies könne sich aber in Zukunft ändern. „Mittlerweile gibt es Befallsherde in Ostpolen. Durch den Transitverkehr ist es nicht auszuschließen, dass eines Tages auch bei uns erste Fälle auftreten.
Eine besorgniserregende Entwicklung, die im schlimmsten Fall auch auf Schweinezuchtbetriebe übergreift“, so Bruschke. Dass bislang keine Erreger festgestellt wurden, auch die anderer Krankheiten nicht, stimmt René Bruschke zufrieden.
Ins Grübeln bringt ihn allerdings der Zustand der erlegten Tiere. Sie stünden alle gut im Futter, hätten deutlich mehr Fett auf den Rippen als üblich. Sind das bereits Anzeichen für einen bevorstehenden harten Winter?
Bis Ende des Jahres noch weitere Drückjagden geplant
Die jüngste Jagd war die fünfte Drückjagd, die durch die Bundesforst in der Annaburger Heide in diesem Jahr organisiert wurde. Vier weitere sind noch bis zum Jahresende geplant, war zu erfahren. Zudem ist vorgesehen, je nach Bedarf Anfang 2017 weitere Jagden durchzuführen. In den Abschussplan fließen darüber hinaus auch jene Tiere ein, die bei Einzeljagden erlegt werden. (mz)