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Corona-Pandemie In Wittenberg und Umgebung gibt es eine besondere Impfaktion

Mehrere Ärzte beteiligen sich an der Initiative. Geimpft wird nicht nur in Praxen.

Von BORIS CANJE 13.12.2021, 08:00
Steffi Thäle (r.) und Dr. Gabriele Merk waren bei der Sonderimpfaktion am Sonnabend mit dem Kardiologen Dr. Gerhard Hoh im Carat-Park in Wittenberg im Einsatz. 13 Arztpraxen hatten sich im Kreis an der Initiative beteiligt.
Steffi Thäle (r.) und Dr. Gabriele Merk waren bei der Sonderimpfaktion am Sonnabend mit dem Kardiologen Dr. Gerhard Hoh im Carat-Park in Wittenberg im Einsatz. 13 Arztpraxen hatten sich im Kreis an der Initiative beteiligt. Foto: Boris Canje

Wittenberg/MZ - Wer am Sonnabend glaubte, im hinteren Teil des Cafés „1517“ im Carat-Park von Wittenberg ein gemütliches Plätzchen zu finden, der wird sich gewundert haben. Dort herrschte ein ziemliches Getümmel: Es wurde gegen Corona geimpft. Ein Angebot, für das der Bedarf offensichtlich bestand, denn bevor alles bereit war, die Spritzen zu setzen, hatte sich draußen schon eine Warteschlange gebildet. Da schaute im Team um Organisator Dr. Gerhard Hoh keiner auf die Uhr. Schon vor der angekündigten Zeit von 9.30 Uhr wurden die ersten Impfwilligen nach einem kurzen Aufklärungsgespräch in eine der beiden Kabinen gebeten.

Mehr Tempo

Die Idee zu diesem Angebot entstand in einem Gespräch des Wittenberger Arztes mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Sepp Müller vom Wahlkreis Dessau-Wittenberg. Sie überlegten, wie das Impftempo, das bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie eine große Rolle spielt, beschleunigt werden könne. An einem Sonnabend ein zusätzliches Angebot zu starten, darin sahen sie eine gute Möglichkeit. Eine Initiative, an der sich 13 Arztpraxen im Kreis und mehrere Apotheken beteiligten. Der Impfstoff wurde bestellt, fast 4.000 Dosen Moderna hätten verimpft werde können. Erstimpfungen mit Johnson und Johnson sowie mit Biontech waren ebenfalls möglich.

Er selbst wollte möglichst vielen die Gelegenheit bieten, sich durch Erst- und Zweitimpfungen, aber auch durch die dritte Spritze vor Corona zu schützen. An einem Sonnabend würden viele einkaufen gehen, war sich Hoh sicher. Da würde sich ein Einkaufszentrum geradezu anbieten. Und mit diesem Vorschlag stieß er bei Edeka im Carat-Park auf offene Ohren und viel Unterstützung. Fenster wurden mit Aufstellern blickdicht gestaltet und Tische und Stühle nach den Vorstellungen der Mediziner umgestellt. Weitere Tafeln wurden genutzt, um zwei Impfkabinen im Café abzuteilen.

Unterstützung vom Technischen Hilfswerk

Hilfe gab es zudem vom Technischen Hilfswerk, das vor dem Zugang zum Café vom Parkplatz aus zwei Zelte aufbaute. In einem konnten die erforderlichen Fragebögen ausgefüllt werden. Wer dabei Schwierigkeiten hatte, bekam vom THW Unterstützung. Nach dem Aufklärungsgespräch ging es dann in eine der zwei Kabinen zum Impfen. Anschließend hieß es 15 Minuten warten, dann konnte der Heimweg angetreten oder der Einkauf gestartet werden.

Einer der Ersten, der sich piksen ließ, war der 83-jährige Manfred Kutz. Es war sein vierter Anlauf, sich boostern zu lassen, erzählte er. Zweimal habe er es in der Sparkasse vergeblich versucht. Immer kurz bevor er an der Reihe gewesen wäre, sei dort der Impfstoff zu Ende gegangen. Er rechnete sich dann im Impfzentrum bessere Chancen aus. Dort musste er sich in eine Warteschlange im Freien einreihen. Nach etwa 90 Minuten wurde um ein weitere Stunde Geduld gebeten. Das war ihm dann doch zu lang und vor allem zu kalt. Aber nun hat es ja geklappt.

Knapp 150 Dosen

Am Nachmittag ließ das Interesse nach. Knapp 150 Dosen wurden verimpft. Für Hoh ein gutes Ergebnis, wenn auch ein Mehrfaches möglich gewesen wäre. Er sah einen Grund darin, dass der verwendete Impfstoff nicht den besten Ruf hat. Zu Unrecht, zeigte sich der Mediziner überzeugt. Für ihn stehe fest, dass es weiterhin Bedarf gebe und es deshalb nicht die letzte Sonderaktion gewesen sein solle. Ihm habe es Spaß bereitet: „Es war mal etwas anders als der normale Praxisalltag.“

Müller lobt gute Organisation

Zufrieden hatte sich bereits am Samstagabend Sepp Müller über den Verlauf der Aktion gegenüber der MZ geäußert. Insgesamt wurden 1.500 Impfungen von möglichen 5.000 verabreicht; die verbliebenen Dosen sollten in den Praxen verbleiben beziehungsweise verteilt werden. Müller lobte noch einmal die Unterstützung durch THW und Feuerwehr sowie die Zusammenarbeit mit dem Kreis. Er betonte die „generalstabsmäßige Organisation“ dieses offenen Angebotes: „Alles hat super funktioniert.“

Mehrere Anläufe hatte der  83-jährige Wittenberger Manfred Kutz  unternommen, um seine Booster-Impfung zu bekommen.   Am Sonnabend hat’s geklappt.
Mehrere Anläufe hatte der 83-jährige Wittenberger Manfred Kutz unternommen, um seine Booster-Impfung zu bekommen. Am Sonnabend hat’s geklappt.
Foto: Canje
Vor dem Impfstart im E-Center Wittenberg bildete sich kurz eine Warteschlange.
Vor dem Impfstart im E-Center Wittenberg bildete sich kurz eine Warteschlange.
Foto: Canje