Knopfdruck genügt Hausnotrufsysteme im Landkreis Wittenberg: Wie sie älteren Menschen helfen und was sie kosten
Hausnotrufsysteme helfen mit, dass ältere Menschen möglichst lange in ihrer eigenen Wohnung bleiben können. Wie sie funktionieren und was sie kosten.

Wittenberg/MZ - Letztlich kann er Leben retten, im Alltag bietet er Betroffenen und deren Angehörigen die Beruhigung, dass man allein zu Hause im Notfall nicht ohne rasche Hilfe bleibt: Der Hausnotrufknopf, getragen als Armband oder Kette, sorgt wesentlich mit dafür, dass ältere Menschen möglichst lange in ihrer Wohnung bleiben können. Auch im Landkreis Wittenberg gibt es das Angebot. Diverse Hilfsorganisationen bieten den Service, teils seit vielen Jahren.
Schwerpunkt Wittenberg
Die Johanniter etwa haben eigenen Angaben zufolge im Landkreis zwischen 150 und 200 Personen an ihr Hausnotrufsystem angeschlossen. Das Gros wohne mit 70 bis 80 in Wittenberg selbst, in den kleinen Städten sind es jeweils etwa zehn bis 15, so Andreas Heß, der beim Regionalverband in Dessau-Roßlau für den Bereich Hausnotruf zuständig ist.
Es seien „noch zu wenige“ Menschen, sagt er, vielfach meldeten sich potenziell Bedürftige erst, wenn schon einmal etwas passiert - und nur zum Glück glimpflich verlaufen - ist. Zweimal im Jahr böten die Johanniter - wie auch derzeit - „Sicherheitswochen“, wirbt Heß, es gebe den Hausnotruf dann zu Sonderkonditionen. Grundsätzlich koste ihr „Basispaket“ - das im Landkreis verfügbare Modell - monatlich 25,50 Euro. Beim Auslösen des Alarms werden dann der Pflegedienst des Patienten oder dessen Angehörige alarmiert - oder im Ernstfall der Rettungsdienst.
Über die Leitung in die Hausnotrufzentrale ist, dies gilt auch für die anderen Anbieter, eine Kommunikation mit dem Hilfesuchenden möglich. Finanziell sanktioniert werden versehentliche Alarmierungen, die es laut Heß durchaus „oft“ gibt, seitens des Anbieters selbst nicht - wie das der unnötig herbeigerufene Pflegedienst handhabt, ist eine andere Frage. Der Hausnotrufknopf sei nicht für alle geeignet, insbesondere nicht für an Demenz Erkrankte, die das Gerät womöglich gar nicht verstehen.
Für die meisten ist die Teilnahme am Hausnotruf kostenlos, berichtet auch Karsten Pfannkuch, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes, mit Pflegegrad zahlt nämlich die Kasse. Das Wittenberger DRK fungiert Pfannkuch zufolge in diesem Bereich als „Dienstleister“ für die in Dresden ansässige Hausnotrufzentrale der Organisation. Dort, in Dresden, gehen auch alle in Wittenberg ausgelösten Alarme ein. Das hiesige Rote Kreuz übernimmt etwa die Erstversorgung oder - über seine Sozialstationen - den Schlüsseldienst. So müssen Wohnungen nicht aufgebrochen werden, ist der Schlüssel hinterlegt.
Auch das Wittenberger Senioren- und Pflegezentrum „Am Lerchenberg“ (SPZ) zählt zu den Hausnotruf-Anbietern, und zwar seit weit mehr als einem Jahrzehnt. „Unser Vorteil ist“, findet Geschäftsführer Matthias Henschel, „dass unsere Zentrale in Wittenberg sitzt.“ Dies zeige sich auch an der „Akzeptanz“: 270 Teilnehmer seien derzeit angeschlossen. Henschel verzeichnet ein steigendes Interesse, schließlich wollten die Menschen „solange wie möglich in der eigenen Häuslichkeit“ wohnen.
Pillen vergessen, bitte retten!
Beim SPZ-Hausnotruf ist man, wenn man überhaupt selbst zahlen muss, ab 30 Euro pro Monat dabei. Informiert werden bei Alarm Angehörige oder beispielsweise auch der Nachbar, wie jeweils vorab vereinbart, berichtet der Koordinator für den Hausnotruf beim SPZ, Mario Bläsing. „Auf blauen Dunst“ einen Rettungswagen hinausschicken könne man dagegen nicht. Schwierig werde es daher, wenn sich die Betroffenen über die Freisprechanlage nicht selbst äußern können. Oder wenn der „Klient“ gleich den Notdienst herbeiwünscht - weil er seine Pillen vergessen hat. Alles schon vorgekommen.
Neben dem beim Hausnotruf logischerweise allgemein üblichen 24/7-Dienst bietet das SPZ die Vernetzung des Geräts mit weiteren Funktionen an. Dieses lasse sich beispielsweise auch im Badezimmer installieren und mit dem Rauchmelder oder einem Wassersensor verknüpfen, so dass Havarien ebenso rasch bemerkt werden wie die gesundheitlichen Notfälle. In den 28 seniorengerechten Wohnungen des SPZ an der Erich-Weinert- und der Lerchenbergstraße sei dies bereits der Fall. Insgesamt aber würden diese Zusatzteile noch wenig genutzt. Auch wenn sie sich, etwa in der Erich-Weinert-Straße, bewährt hätten: Die Mieterin hatte beim Nudelkochen das Wasser vergessen. Der Rauch war dicht. Es ging gut aus.