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Handel in Pretzsch Handel in Pretzsch: Edeka unter neuer Führung wiedereröffnet

Von Andreas Benedix 15.07.2016, 12:02
Daumen hoch! Mitarbeiter des Edeka-Marktes in Pretzsch, hinten Mitte: Holger Habedank
Daumen hoch! Mitarbeiter des Edeka-Marktes in Pretzsch, hinten Mitte: Holger Habedank Andreas Benedix

Pretzsch - Ungewöhnlich viele Autos und Fahrräder füllen am zeitigen Donnerstagvormittag den Platz vor dem Edeka-Markt in Pretzsch. Der von vielen Einwohnern ersehnte Tag ist gekommen. Nach einer zweiwöchigen Phase des Umbaus und der Modernisierung hat die Verkaufsstelle wieder ihre Pforten geöffnet.

Marktleiter Holger Habedank hat alle Hände voll zu tun. Wie so oft bei Premieren treten kleinere Anlaufschwierigkeiten auf. Der Leergutautomat versagt seinen Dienst. Mit ein paar Handgriffen ist jedoch dieses Problem schnell behoben. Ansonsten läuft alles wie am Schnürchen.

Habedank ist sich sicher, mit der Übernahme dieser Filiale die richtige Entscheidung getroffen zu haben. „Nach dem altersbedingten Ausscheiden meines Vorgängers Karl-Heinz Kiesel wollte ich sowohl die Arbeitsplätze, als auch die Nahversorgung erhalten. Die nach dem Bekanntwerden der Schließung organisierte Bürgerinitiative zum Erhalt der Einkaufsmöglichkeit hat mich schließlich überzeugt“, berichtet er.

Der von Karl-Heinz Kiesel bisher geführte Edeka-Markt in Pretzsch wurde am 30. Juni geschlossen. Unter den Pretzscher Einwohnern gab es schon lange zuvor große Verunsicherungen, ob angesichts des in Bad Schmiedeberg geplanten Edeka-Marktes mit Vollsortiment ihre vor Ort befindliche Einkaufsmöglichkeit erhalten bleibt. Eine dauerhafte Schließung des Geschäftes in Pretzsch hätte für den Ort, insbesondere für dessen ältere Bürger, drastische Einschränkungen zur Folge gehabt. In diesem Zusammenhang wurde durch couragierte Frauen ein Bürgerbegehren gestartet. Weit über 1 000 Unterschriften kamen zusammen. Obwohl aus formalen Gründen offiziell für unzulässig erklärt, hatte diese Initiative ihren Anteil daran, dass weitere Gespräche geführt wurden. Seitens der Verantwortlichen kam es schließlich zur Zusicherung, den Markt zu erhalten.

Zuversichtlich äußert sich der Verkaufsstellenleiter über den dauerhaften Fortbestand des Geschäftes. „Wenn wir nicht vor hätten, in den nächsten Jahre hier zu bleiben, hätten wir nicht so viel investiert. Die Kundschaft muss uns nun jedoch den Rücken stärken“, gibt Habedank zu bedenken. Ähnlich äußert sich Peter Farbacher. Der für dieses Gebiet zuständige Einzelhandelsberater kennt die Sorgen der Menschen im ländlichen Raum vor einer Unterversorgung mit Waren des täglichen Bedarfs. „Einer der Beweggründe für die Aufrechterhaltung der Einrichtung war die bisherige Kundenzufriedenheit. Immerhin wurde die Verkaufsstelle wöchentlich von durchschnittlich Zweieinhalb- bis Dreieinhalbtausend Käufern frequentiert“, unterstreicht er die Notwendigkeit eines solchen Marktes in Pretzsch. Voll des Lobes sind die zahlreich erschienen Besucher. „Das ist super, einfach nur super. Man ist ja schließlich nicht mehr die Jüngste. Deshalb bin ich sehr froh, meine Besorgungen nun wieder am Heimatort tätigen zu können“, äußert sich Elsbeth Richter. Klaus Nowitzki nimmt ihre Worte zum Anlass, auf ein weiteres Klientel hinzuweisen. „Viele Käufer kommen auch aus den benachbarten Dörfern. Denen bleiben nun bedeutend längere Wege erspart“, so der rüstige Rentner. Wie recht er hat, beweisen Reinhold Biorra und seine Frau. Sie sind aus Kleinzerbst angereist. „Als wir damals von der Schließung erfahren haben, waren wir sehr enttäuscht. Wir hätten dauerhaft nach Bad Schmiedeberg, Kemberg oder Wittenberg fahren müssen“, erzählt Biorra. Von der Warenpräsentation sowie dem Angebot sind beide begeistert. Als kleinen Wermutstropfen empfinden sie den Wegfall der Frischetheke für Fleisch. „Die abgepackte Ware mögen wir nicht so sehr. Aber damit können wir leben“, so das Ehepaar. Begeistert ist Astrid Petrus. „Die Neugestaltung ist gelungen. Alles ist hell und übersichtlich, es gibt keinen Ramsch. Schön ist, dass das alte Personal übernommen wurde. Die waren schon immer sehr freundlich und hilfsbereit“, lautet ihre Einschätzung. Zu dem so charakterisierten Personenkreis gehört Mareike Mauer. Seit 2011 ist sie als Verkäuferin tätig. „Als ich erfahren habe, dass ich vom neuen Chef übernommen werde, war das für mich eine große Erleichterung. Nun hoffe ich, noch viele Jahre hier arbeiten zu können“, äußert sie ihre Zuversicht.

Überwältigt vom gelungenen Ambiente ist Erika Wartenberger. Sie kennt die Einrichtung genau. Gemeinsam mit ihrem Mann leitete sie zu DDR-Zeiten die Verkaufsstelle als ländliche Konsum-Filiale. Nach ihren Worten ist sie seit ihrem Ausscheiden aus dem Arbeitsleben der Einrichtung als Stammkundin treu geblieben. „Wenn ich mich hier so umsehe, bekomme ich richtig Gänsehaut. Es ist überwältigend, was aus dem Geschäft geworden ist“, lautet ihr Resümee. (mz)