1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Wittenberg
  6. >
  7. Handball in Wittenberg: Handball in Wittenberg: Aufreger um Zuschauerzahl

Handball in Wittenberg Handball in Wittenberg: Aufreger um Zuschauerzahl

Von Michael Hübner 19.09.2020, 08:16
Die Oberliga-Handballer besuchen vorm Saisonstart einen Hauptsponsor.
Die Oberliga-Handballer besuchen vorm Saisonstart einen Hauptsponsor. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Es ist eigentlich nichts Besonderes: Die Handballer vom SV Grün-Weiß Wittenberg-Piesteritz besuchen kurz vorm Start ins Abenteuer Mitteldeutsche Oberliga - 26. September, 18.30 Uhr, Heimspiel gegen Freiberg - einen Hauptsponsor. Dabei spricht Jan Böhm gleich ein heikles Thema an. Er habe sich mehr Unterstützung für den Verein und dessen Hygienekonzept gewünscht, betont der Wikana-Geschäftsführer. Das Papier haben die SV-Verantwortlichen nach den Richtlinien des Deutschen Handballbunds erarbeitet und es sei auch vom Kreissportbund für gut befunden worden, so Abteilungsleiter Uwe Kunert.

Machtwort vom Eigentümer

Die Stadt Wittenberg als Eigentümerin sieht das völlig anders. „Wir haben für das Gebäude einen Hygienerahmenplan erstellt. Der Veranstalter hat somit die Vorgaben für sein Hygienekonzept“, erklärt Doreen Raewel auf MZ-Anfrage. Die Rathaus-Mitarbeiterin bestätigt, dass nur 246 Fans in der Stadthalle beim ersten Spiel der Grün-Weißen dabei sein dürfen. Und das hat offensichtlich etwas mit Mathematik zu tun.

„Der Mindestabstand von 1,50 m muss dort eingehalten werden, wo das technisch möglich ist“, so Raewel. Der Verein wollte - und das passt eben nicht zum städtischen Rahmenplan - unter strenger Einhaltung der Maskenpflicht 500 Anhängern die Events ermöglichen. Es geht dabei nicht nur um die Unterstützung vom Publikum für die Aufsteiger-Sieben oder um Stimmung, sondern um knallharte wirtschaftliche Faktoren.

Über 20.000 Euro, das hat SV-Manager Patrick Pusch errechnet, weniger Einnahmen bedeutet die Stadt-Vorgabe für den Verein. Dafür steigen die Ausgaben. Etwa 1.100 Euro betragen allein die Schiedsrichterkosten pro Heimspieltag. „Wir haben so viel Ordner im Einsatz wie sonst nur beim Derby gegen Radis “, so Kunert. Auch das sei ein Kostenfaktor.

Und natürlich sei eine voll besetzte Halle auch für Sponsoren interessant. „Wegen der Werbung“, bestätigt Unternehmer Böhm die Argumentation der Sportler. Und auch eine Brauerei, die dem Verein helfe, wolle ihr Bier verkaufen. Die reduzierte Zuschauerzahl, davon zeigt sich die Expertenrunde überzeugt, setze eine Abwärtsspirale in Gang.

Kunert plant seinen Rückzug

Was Böhm unter diesen Umständen vermisst, ist der „Mut zur Lockerung“ oder zumindest die Chance, dass der SV wenigstens - Kunert: „Wir könnten 800 Tickets verkaufen“ - im ersten Spiel beweisen darf, dass das eigene Konzept auch den Corona-Praxistest bestehen kann. „Wir haben schon Kulanz bewiesen. Die Zahl ist 246 ist nicht in Stein gemeißelt. Wir werden uns das anschauen“, sagt Raewel und erhält von Kunert Rückenstärkung. „Niemand will uns etwas Böses“, so der Abteilungsleiter.

Allerdings gibt es noch andere heiße Eisen. Kunert liegt besonders der Nachwuchs am Herzen: „Mein Ziel ist es, dass einmal bei den Männern sieben Spieler auf das Parkett laufen, die das Handball-Abc in Wittenberg erlernt haben.“ Dazu werden mehr Hallenzeiten benötigt als gegenwärtig. Der SV Grün-Weiß hat laut Kunert darüber nach gedacht, die Stadthalle - nach dem Vorbild der BSG Aktivist Gräfenhainichen - in Eigenregie zu übernehmen. Auch der Versuch sei gescheitert. Der Chef zieht Konsequenzen. „Ich kandidiere nicht wieder als Abteilungsleiter“, kündigt er an.

Test geht verloren

Der SV Grün-Weiß Wittenberg-Piesteritz hat in der Stadthalle ein Testspiel gegen den LVB Leipzig (Sachsen-Liga) vor 100 Fans mit 28:31 verloren. „Das war keine gute Mannschaftsleistung“, so SV-Manager Patrick Pusch. Gegen den Oberligisten Werder wird dagegen 36:33 gewonnen. Die Generalprobe für den Start findet am Dienstag ab 19.30 Uhr im Burgenland statt. Die Gastgeber sind Aufsteiger in die 3. Liga. Am Samstag, 26. September, wird ab 18.30 Uhr zum Punktspiel Freiberg erwartet. Dauerkarten können online erworben werden. Tickets im Vorverkauf gibt es immer dienstags beim Training in der Stadthalle. (mz)