Handball Handball : Hexer lehrt Sachsen das Fürchten

Radis - Das ist nichts für schwache Nerven! In einem echten Handball-Thriller schlägt die Radiser TuS-Sieben mit dem HC Glauchau/Meerane wieder ein Spitzenteam der Mitteldeutschen Handball-Oberliga. Der Hexer - so nennen die Fans ihren Torwart Christian Brandt - lehrt dabei die Sachsen das Fürchten und wird zum frenetisch gefeierten Helden des Abends in der bis auf den letzten Platz voll besetzten Halle.
„Eine geschlossene Mannschaftsleitung war die Grundlage für unseren Erfolg“, spielt der Keeper seine Rolle runter und erntet vom Spieler-Trainer Widerspruch. „Das Zusammenspiel zwischen Abwehr und Torwart hat super geklappt“, sagt Patrick Heddrich. Das freilich ist kein Zufall. Der Übungsleiter hat darauf zuletzt sein besonderes Augenmerk gerichtet. Damit wird dem Favoriten der Schneid abgekauft.
Die Gäste reisen aber mit großem Optimismus an. „Wir können mit Selbstvertrauen in die Partie gehen und wollen punkten“, sagt Vereinschef Jens Rülke, dem die Heimstärke der Radiser bekannt ist. Seine Sieben verlor im Vorjahr 21:22, vor zwei Jahren reichte es zum 32:32. Rülke begründet seine Hoffnungen mit „den personellen Abgängen“ der Gastgeber. Spieler Christian Staude sieht es ähnlich: „Wir brauchen eine stabile Abwehr und eine effektive Chancenverwertung.“ Letzteres Vorhaben scheitert an Brandt.
Welche Wurfvarianten die Sachsen auch probieren, der Hexer pariert. Christian Döhler, der Siebenmeterschütze vom Dienst, schafft keinen Treffer vom Punkt. Brandt hält sogar den Nachwurf. Zwölf Minuten benötigen die Gäste für ihren ersten Treffer. Doch der Rückstand ist noch aufholbar, weil die Sachsen mit Ludek Kylisek, den Experten für den besten Keeper Mitteldeutschlands halten, auch einen starken Schlussmann in ihren Reihen haben.
Wie der Keeper, der an diesem Tag das Duell gegen Brandt deutlich verliert, zu überwinden ist, zeigen zunächst die Radiser Routiniers Heddrich mit einem Heber, und Christian Telehuz, der den Ball mit ungeheurer Kraft ins Netz wuchtet. „Wir älteren Spieler müssen die Verantwortung übernehmen und ich als Trainer sowieso“, so Heddrich, der mit sieben Treffer - darunter verwandelt er alle vier Siebenmeter - der beste TuS-Werfer ist.
Die Gäste können dagegen erstmals beim 1:5 jubeln (12. Minute). Jetzt ist die Partie ausgeglichen. Die Radiser geraten aber nicht in Gefahr, verteidigen den Vorsprung beim 13:9 bis zur Pause.
Nach dem Wechsel zeigen die Sachsen aber eindrucksvoll, warum sie zu den Spitzenteams zählen. In kürzester Zeit schaffen sie den 15:15-Gleichstand (38.). Die Begegnung droht zu kippen. Die Gäste gehen beim 19:18 erstmals in Führung (50.). Doch jetzt läuft der Hexer wieder wie in den ersten Minuten zur Höchstform auf.
Die Zuschauer feuern den Keeper noch zusätzlich mit Christian-Brandt-Rufen an. Und Hallensprecher Dietmar Bebber sagt bei jeder Parade den Namen des Schlussmanns wie bei einem Torschützen an. Doch es bleibt eng. Radis kann sich beim 20:19 die Führung zurück erobern (52). Es herrscht pure Hektik auf dem Parkett und auf den Zuschauerplätzen. Die Verantwortliche erkennen die Gefahr und schicken zwei zusätzliche Ordner zum harten Kern der Fans. Und auch Präsident Wolfhard Mensch sucht sich seinen Platz in der ersten Reihe der heißesten Anhänger.
Die Radiser kassieren aber zwei Minuten vor Schluss das 22:22 durch den bärenstarken Rostislav Bruna. Doch TuS schlägt wieder zurück. Michel Poek erzielt das 23:22. Es sind noch 45 Sekunden auf der Uhr. Die Gäste werden noch einmal werfen. Doch Brand pariert mit einer Faust!
19 Sekunden vorm Abpfiff hat Radis den Ball. Doch der Gegner versucht mit Manndeckung, das Streitobjekt zu erobern. Plötzlich steht Jan Höhne frei, der mit seinem vierten Treffer das 24:22 wirft. Nach dem Sieg ist Feiern angesagt. Kapitän Sebastian Mensch schnappt sich die Fan-Pauke und gibt lautstark den Takt zum gemeinsamen Singen vor.
TuS 1947 Radis: Christian Brandt, Andreas Nositschka, Patrick Heddrich, Sebastian Mensch, Chris Hoffmann, Robert Hanke. Max Ziemann, Steven Just, Jan Höhne, Cristian Telehuz, Lukas Knape, Denis Schmidt, Michel Poek (mz)
