Handball Handball: Alle Augen auf Armands Uscins
Wittenberg - Na klar, ein paar Wochen hat sich Armands Uscins im Sommer genommen. „Zum Relaxen“, erzählt er. Und zum „Nachdenken, was man falsch gemacht hat oder hätte anders machen können“. Uscins war in den vergangenen beiden Jahren Trainer des Handball-Drittligisten SV Anhalt Bernburg.
Es war eine ereignisreiche Zeit für den heute 44-Jährigen. In seiner ersten Saison war er noch alleinverantwortlich, in der zweiten in einem Trainer-Duo - mit drei verschiedenen Partnern über die Saison. Wie gesagt: keine einfache Zeit.
Umstellung als Trainer
Mittlerweile ist alles ein bisschen ruhiger. Seit dem Vorbereitungsstart ist Armands Uscins neuer Chefcoach beim Sachsen-Anhalt-Liga-Aufsteiger Grün-Weiß Wittenberg-Piesteritz. Liga fünf statt Liga drei, anspruchsvoller Freizeit-Handball statt semiprofessionellem Sport. Auswärtsreisen nach Halle, Dessau oder Magdeburg statt nach Flensburg, Coburg und ins Ballungsgebiet rund um Frankfurt am Main.
Auch die SG Kühnau und TuS Radis starten am kommenden Wochenende in die neue Spielzeit der Sachsen-Anhalt-Liga der Männer.
Dabei hat die SG Kühnau zum Saisonauftakt die vermeintlich schwerere Aufgabe vor der Brust und trifft am Sonnabend um 18 Uhr in der Sporthalle der Friedensschule auf den Dritten der letzten Saison, die TSG Calbe/Saale.
TuS Radis muss auswärts antreten und trifft ebenfalls am Sonnabend bereits um 17.30 Uhr auf die SG Lok Schönebeck. Die Schönebecker landeten 2017/18 auf Platz elf.
Klar: Als der frühere lettische Nationalspieler in der Sommerpause das Angebot erhielt, musste er erst einmal noch die vergangenen beiden Jahre sacken lassen und alles abwägen. „Ich habe lange überlegt“, gesteht Uscins. Seine Entscheidung fiel pro Wittenberg aus. „Ich bin ja handballverrückt“, lächelt er und betont: „Es läuft alles gut.“
Eine große Umstellung war es für Armands Uscins aber freilich, das bekam er schnell zu spüren. „In so einer Liga geht die Arbeit vor“, sagt der Trainer. Bei Anhalt Bernburg war er es gewohnt, dass seine Spieler entweder noch Studenten waren oder Berufe hatten, die sich mit semiprofessionellem Handball verbinden lassen. Jetzt ist das Grundausrichtung anders. „Wenn jemand Spätschicht hat, kommt die Spätschicht vor dem Handball“, sagt Uscins. „Entsprechend muss man sich als Trainer etwas umstrukturieren.“
Armands Uscins hat seine Arbeitsweise an die neuen Begebenheiten angepasst, sich selbst aber nicht umgestellt. Uscins ist ein analytischer Trainer. Der 44-Jährige ist keiner, der wild gestikulierend an der Seitenlinie herumspringt. Er wirkt eher immer ein bisschen introvertiert. Er beobachtet und zieht daraus seine Schlüsse. Auch in Wittenberg. „Ich habe nach zwei Wochen Vorbereitung gesehen, wer was kann und wer wo Probleme hat. Daran richte ich das Training aus.“
Uscins verfolgt seine Ziele geradlinig, musste aber dazulernen im Vergleich zu seiner Zeit beim Drittligisten Bernburg: „Ich lasse nicht locker. Aber es geht nicht so schnell“, hat er in puncto Entwicklungsschritte bemerkt. Dennoch peilt er mit seinem Team einen einstelligen Tabellenplatz an.
Auswärts in der Heimat
Am Sonntag starten Armands Uscins und Grün-Weiß Wittenberg-Piesteritz ausgerechnet mit dem Auswärtsspiel beim Dessau-Roßlauer HV II in die Saison. Also in Uscins Wahlheimat, bei dem Verein, bei dem er so viele Jahre gespielt hat, bevor er bei Liga- und Stadtkonkurrent SG Kühnau seine Karriere als Coach gestartet hatte. Über die Station Bernburg hat er jetzt wieder den Weg zurück in der Region gefunden.
Und dazu trainiert Uscins ja auch noch das Nationalteam seines Heimatlandes, eine Ehrensache für den Ex-Spieler. Ende Oktober werden die ersten Spiele in der Europameisterschafts-Qualifikation ausgetragen. Die Letten haben Slowenien, Estland und die Niederlande in der Gruppe. „Unsere Chancen auf die Qualifikation stehen gut“, sagt Uscins. „Estland und Niederlande können wir schlagen.“ Er kennt die Gegner - der Handballverrückte.
Alt und neu gesellt sich gern
Die Handball Sachsen-Anhalt-Liga startet sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen am Wochenende in die neue Spielzeit.
Bei den Männern gehen 14 Teams ab Sonnabend auf Punktejagd. Regional wird die Sachsen-Anhalt-Liga durch die zweite Mannschaft des Dessau-Roßlauer HV, die SG Kühnau, TuS Radis und dem Aufsteiger SV Grün-Weiß Wittenberg-Piesteritz vertreten. Neben den Piesteritzern treffen die alteingesessenen Teams auf zwei neue Mannschaften. Zum einen auf die HSG Osterburg, die aus der Verbandsliga Nord kommt und mit 20 Siegen, zwei Unentschieden und vier Niederlagen den Sprung in die Sachsen-Anhalt-Liga geschafft hat. Ähnlich, aber im negativen Sinn, sieht es beim zweiten „Neuling“ aus. Rot-Weiss Staßfurt konnte sich mit vier Siegen, zwei Unentschieden und 20 Niederlagen nicht in der Mitteldeutschen Liga halten und läuft nun eine Liga tiefer auf. Nicht mehr dabei sind der Aufsteiger in die Mitteldeutsche Liga SV Oebisfelde, der HBC 53 Wittenberg/Jessen - beide Partner treten nun als einzelne Teams in der Anhaltliga auf - und Absteiger Post Magdeburg.
Bei den Frauen wurde die Ligastärke um ein Team auf nun insgesamt elf Mannschaften reduziert. Vertreten wird die Region durch die HG 85 Köthen, den SV Blau-Rot Coswig und die BSG Aktivist Gräfenhainichen. Daneben gibt es mit drei Aufsteigern und einem Absteiger sogar gleich vier neue Teams für die Spielzeit 2018/19.
Mit Platz elf in der abgelaufenen Oberligasaison konnte der HSV Magdeburg die Klasse nicht halten und startet deshalb nun in der Sachsen-Anhalt-Liga. Freuen konnte sich dagegen der SV Blau-Rot Coswig. In der Anhaltliga 2017/18 kam die Mannschaft aus dem Landkreis Wittenberg vor der SG Kühnau auf Platz eins.
Auch der SV Oebisfelde platzierte sich in der 1. Nordliga ganz oben in der Tabelle. Lediglich der HC Burgenland II profitierte in der Bezirksliga Süd vom Nicht-Aufstieg des Landsberger HV und darf als Zweitplatzierter der Vorsaison nun auf Punktejagd in der Sachsen-Anhalt-Liga gehen. (mz)