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Grün-Weiss Wittenberg Grün-Weiss Wittenberg: Trainer fordert neuen Umgang mit HBC

Von Andreas Richter 23.10.2013, 15:40
Der 60-jährige Diplomsportlehrer Harry Scharf hatte Grün-Weiß Wittenberg in der Sommerpause als Trainer übernommen.
Der 60-jährige Diplomsportlehrer Harry Scharf hatte Grün-Weiß Wittenberg in der Sommerpause als Trainer übernommen. Thomas Christel Lizenz

Wittenberg/MZ - Die Lage ist nicht einfach für die Handballer des Sachsen-Anhalt-Ligisten von Grün-Weiß Wittenberg. Sportlich läuft es nicht rund. Der Tabellenletzte hat zunehmend personelle Sorgen. Zudem brodelt mal wieder die Gerüchteküche. Diesmal um Trainer Harry Scharf. Angeblich wolle er sein Amt demnächst abgeben.

Diplomatische Antwort

Der 60-Jährige antwortet auf diese Frage diplomatisch. „Ich bin in Wittenberg mit zwei Prämissen angetreten. Zum einen bin ich nach wie vor davon überzeugt, dass das Team die Reife hat, in der Sachsen-Anhalt-Liga mitzuspielen. Dafür setze ich alle Kräfte als Trainer ein und werde mich beileibe nicht in eine Aufgabe stürzen, um nach wenigen Wochen alles hinzuschmeißen.“ Aber: „Ebenso muss das Umfeld stimmen. Ich bin schließlich wegen des Trainerjobs extra nach Zschornewitz gezogen, möchte schon das Gefühl haben, dass der Verein mich weiterhin unterstützt und sich auch mit Dingen auseinandersetzt, die nicht so gut laufen.“

Hat er dieses Gefühl nicht? Harry Scharf will sich in Bezug auf seine persönliche Situation nicht äußern, analysiert dafür aber sofort die Dinge, auf die es zu reagieren gelte. „Das Personal ist der Schwachpunkt.“ Beispiel: Mit Peter Bathori hat ein weiterer Leistungsträger den Verein verlassen, Ersatz ist nicht in Sicht. Aber: „Nach den Umstrukturierungen im Sommer wussten alle, dass wir nur um den Klassenerhalt ringen. Jetzt ungeduldig zu werden, weil bislang nur ein Sieg zu Buche steht und Topspieler weggehen, bringt niemanden was. Wir müssen uns Zeit nehmen, selbst auf die Gefahr hin, wirklich abzusteigen.“

Richtige Vorstandsentscheidung

Vehement verneint Scharf jedoch den Gedanken, ob der Verein dann nicht von vornherein freiwillig in die Verbandsliga hätte gehen sollen. „Nein, da hat der Vorstand die richtige Entscheidung getroffen. Das Team besitzt Potenzial. Es kann nur an seinen Aufgaben wachsen. Die Motivation, sich in dieser Liga zu beweisen, ist die beste, die ich als Coach haben kann.“

Trotzdem nimmt Scharf das Wort Abstieg bewusst in den Mund. Ihn stört, wenn permanent von Außen darüber gesprochen wird, dass Grün-Weiß es seinem Image schuldig ist, die Klasse zu halten. „Diese Diskussionen erzeugen kontraproduktiven Druck. Geht der Trend weiter Richtung Verbandsliga, müssen wir uns rechtzeitig damit auseinandersetzen.“

In diesem Zusammenhang wünscht sich der Trainer einen anderen Umgang mit den drei Reizbuchstaben bei Grün-Weiß. „Ich bin der Überzeugung, dass endlich mal alle Querelen mit dem HBC zu den Akten gelegt werden müssen. Die Verantwortlichen sollten aufeinanderzugehen und über eine Kooperation nachdenken. Dieses Auseinandergehen hat dem Handballsport in der Lutherstadt alles andere als gutgetan.“ Scharf meint keine Fusion, „aber eine Zusammenarbeit in bestimmten Bereichen“.

Sieht dies Hans-Dieter Wendt, Abteilungsleiter der Grün-Weißen, ebenso? Offensichtlich ja, denn auch von ihm sind moderate Töne zu hören. „Erstens: Meine Meinung ist, dass die Stadt Wittenberg keine zwei Handballvereine verträgt, die leistungsorientiert im Erwachsenen- und Nachwuchsbereich unterwegs sind. Ich stimme Harry Scharf zu, dass wir zu einer Kooperation zusammenfinden sollten.“ Wendt geht sogar noch einen Schritt weiter. „Wittenberg war eine Handballhochburg mit sehr erfolgreichen Mannschaften. Dorthin wollen wir doch alle zurück, ob bei Grün-Weiß oder dem HBC. Es könnte sogar das Ziel einer Zusammenarbeit sein, beispielsweise bei den Herren eine gemeinsame starke Mannschaft auf das Parkett zu schicken.“

Wann und wie man dahin kommen könnte, bleibt aber derzeit noch die Frage, die Wendt nicht beantworten kann. Die Gerüchte um Trainer Harry Scharf sind ihm neu. Aber den Abteilungsleiter verwundert es nicht, dass es mal wieder solche gibt. „Da ist ja immer wieder mal was im Umlauf, das kennen wir.“ Er habe erst am vergangenen Wochenende ausführlich mit Scharf gesprochen, „ein Weggang steht nicht bevor“.

HBC-Chef ist wortlos

Um noch einmal auf das Thema Zusammenarbeit mit Stadtkontrahent HBC zu kommen. Dessen Vorsitzender René Seiffert war bei der Nachfrage der MZ in wahrsten Sinne des Wortes wortlos. „Nein, dazu gibt es keinen Kommentar von mir.“ Man wird also abwarten müssen, ob sich tatsächlich bei diesem Thema etwas bewegt. Harry Scharf beschäftigt sich derweil weiter mit der Arbeit auf dem Parkett. „Wir haben zwar am Wochenende endlich einmal gewonnen, aber raus aus dem Dilemma Abstiegskampf sind wir noch lange nicht. Es war ein erster kleiner Schritt. Wir haben noch viele zu gehen.“

Sorgen macht dem Trainer jetzt nicht nur der Weggang von Peter Bathori.
Sorgen macht dem Trainer jetzt nicht nur der Weggang von Peter Bathori.
Thomas Christel Lizenz