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Fußball-Kreisoberliga Fußball-Kreisoberliga: Pilotprojekt lässt fünf Auswechselungen zu

Von Michael Hübner 15.12.2016, 08:21
Bei den Topteams der Fußball-Kreisoberliga Zschornewitz und Seegrehna - hier im Duell gegeneinander - grassiert kein Wechselfieber.
Bei den Topteams der Fußball-Kreisoberliga Zschornewitz und Seegrehna - hier im Duell gegeneinander - grassiert kein Wechselfieber. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Die Aufregung hat sich gelegt. Die Wechsel-Revolution in der Fußball-Kreisoberliga - in einem Pilotprojekt dürfen statt bisher drei- sogar fünfmal in einer Partie gewechselt werden - sorgt kaum noch für Gesprächsstoff. „Zum Anfang, als es noch neu war, wurde es rege genutzt“, sagt Achim Golly.

Das Wechsel-Fieber grassiere aber nicht mehr. Der Präsident des Kreisfußball-Verbandes macht dafür vor allem „Sperren und Verletzungen“ zum Ende der Hinrunde verantwortlich. Allerdings, so der Chef weiter, die Analyse der Statistik stehe noch aus.

„Wir haben schon ausgewertet“, sagt Peter Kein. Der Chef der Schiedsrichter im Kreis fasst zusammen: „Keine Beanstandungen, keine Probleme.“

Befürchtungen werden nicht wahr

Auch die Befürchtungen, dass Vereine ihre Reserveteams in der Kreisliga vernachlässigen, seien nicht eingetreten, heißt es auf MZ-Anfrage. „Ein Nachteil ist daraus nicht entstanden“, sagt André Göricke. Allerdings räumt der Staffelleiter ein, in der Kreisliga werde eine solche Statistik nicht geführt.

Mini-Revolution im großen Fußball: Ab sofort dürfen die Mannschaften im DFB-Pokal einen vierten Spieler einwechseln, wenn das Spiel in die Verlängerung geht. „Wir haben die Belastung der Spieler im Blick. Die Trainer haben nun eine Möglichkeit mehr, diese zu steuern“, sagte der für den Spielbetrieb zuständige DFB-Vizepräsident Peter Frymuth. Er erklärte: „Die Teilnahme an dem Pilotprojekt ermöglicht die praxisnahe Bewertung der vierten Einwechslung mit Blick auf die Vorteile. Aber es ist auch möglich, etwaige negative Auswirkungen im Hinblick auf den Wettbewerb festzustellen.“

Die Regelung gilt zunächst für den laufenden und den kommenden Pokal-Wettbewerb sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern. Zuvor hatten auch sämtliche noch in beiden Wettbewerben befindlichen Vereine dem DFB-Antrag zustimmen müssen. Erstmals in der Fußball-Geschichte hatte es vier Wechsel in Deutschland gegeben - am 21. Juli 2016 in Sandhausen. Bei der U19-EM wurden im Spiel um Platz fünf zwischen Deutschland und der Niederlande der DFB-Spieler Emmanuel Iyoha sowie der Niederländer Michael Vlap in der Verlängerung eingewechselt. „Als Trainer begrüße ich diese Maßnahme“, hatte DFB-Coach Guido Streichsbier gesagt.

Mit der vierten Einwechslung setzt sich letztlich eine stetige Entwicklung fort. 1967 durfte im Fußball erstmals ein verletzter Spieler pro Mannschaft ersetzt werden. Seit 1968 durften zwei Akteure ausgewechselt werden, seit 1995 dann drei Spieler.

Das sind aber die Erkenntnisse, die der Landesverband, der das Pilotprojekt für ein Jahr befristet hat, gewinnen wollte. Und ein wichtiger Punkt sind eben die Auswirkungen auf die zweiten Teams. Dass sich die Übungsleiter der Ersten bei der Zweiten bedienen, damit auf der eigenen Bank Alternativen sitzen, sei eben nicht der Fall gewesen.

„Auch die Schiedsrichter-Gilde hatte Bedenken angemeldet“, heißt es aus Magdeburg. Aber in der Landeshauptstadt wird auch betont: „Wer eine Stunde zu einem Spiel unterwegs ist, sollte auch eine Einsatzchance erhalten.“

Victoria ist begeistert

Genauso so vorbildlich wird es bei Victoria Wittenberg gehandhabt. „Das hat sich bewährt. Wir haben pro Spiel einen Kader von 15 bis 16 Leuten, die so Spielzeiten erhalten“, erklärt Thomas Pielorz vom Spitzenreiter. Beim Verfolger und Titelfavoriten Seegrehna wird das aber ganz anders gesehen. „Ich habe diese Möglichkeit noch nie genutzt“, sagt Ralf Jenichen.

Allerdings hat der Übungsleiter eben auch nur drei Kicker pro Begegnung zum Wechseln zur Verfügung. Der Trainer des Jahres bedauert das aber nicht. „Wer fünfmal wechselt, läuft Gefahr, den kompletten Spielfluss zu unterbrechen“, sagt der Experte. Er könne sich nicht vorstellen, dass ein Team aus der Kreisoberliga in der Lage sei, ein Quintett mit gleichwertigen Spielern zu ersetzen.

„Unser Kader ist nicht ausgeglichen genug“, sagt auch Udo Pfeifer von Hellas 09 Oranienbaum. „Deshalb hat die Reform für uns keine Bedeutung gehabt“, so der Abteilungsleiter. „Ich finde es nicht schlecht“, entgegnet dagegen Marcus Kleber, „und ich nutze es, wenn es möglich ist.“ Spiele aber die Reserve zeitgleich, sei dies eben nicht möglich, so der Reinsdorfer. „Das geht nicht zulasten der zweiten Elf“, so der Trainer.

Zeitschinden ist kaum zu ahnden

Die neue Regelung wird dagegen in Zschornewitz nicht unkritisch gesehen. „So richtig gut finden wir das nicht“, sagt Bertram Jacobi mit dem Blick auf den eigenen nicht so großen Kader. „Das ist nicht zu Ende gedacht“, so Jacobi. Nach Auffassung des Abteilungsleiters nutzen die Trainer mit viel Personal die neuen Möglichkeiten als taktisches Mittel, um ein Resultat über die Zeit zu retten.

„Das Zeitschinden gibt es tatsächlich, und wir können das kaum alles nachspielen lassen“, sagt Wilfried Fischer, der in seiner Schiedsrichter-Karriere bereits 2.781 Partien geleitet hat. 2017 feiert er ein besonderes Jubiläum. Er pfeift seit fünf Jahrzehnten und kommt jetzt vor allem in der Kreisliga zum Einsatz.

Hier wird viermal gewechselt und erlaubt ist auch ein Zurückwechseln. „Das Beste ist das nicht“, kommentiert der Mann aus Gohrau.

Ja, größere Vereine würden die neuen Möglichkeiten schon für sich nutzen, heißt es aus Linda. „Wir sind aber schon froh, wenn wir zwei oder drei Wechselmöglichkeiten haben“, sagt Jörg Gerlach vom Kreisoberligisten und räumt ein: „Zum Anfang der Saison haben wir mehr getauscht.“ Dies sei jetzt aber vor allem aus Verletzungsgründen nicht mehr möglich. (mz)