Fußball-Integrationsturnier Fußball-Integrationsturnier: Weiß wie Real Madrid

Wittenberg - Talaat Awadallah ist beim ersten Fußball-Integrationsturnier von Kreissportbund, Arbeiterwohlfahrt, SPD-Ortsgruppe und FC Grün-Weiß Piesteritz der Mann für alle Fälle.
Er organisiert, dolmetscht, schlichtet und erklärt den Kickern aus Syrien, Eritrea sowie Somalia die Regeln. Der Lehrer, der aus Ägypten stammt und seit elf Jahren in Wittenberg lebt, behält den Überblick. „Ich mache das gern“, meint er und hofft, dass einige Kicker künftig das Trikot von Fußball-Vereinen aus dem Landkreis tragen. Davon träumt auch Mubarak Said von der Mannschaft Moslemische Gemeinde II, der nach dreimonatiger Flucht aus Somalia in der Lutherstadt gelandet ist. „Wenn eine Anfrage kommt, sofort“, sagt der junge Mann aus Ostafrika und erzählt, warum er Deutschland als seine neue Heimat gewählt hat. „Hier herrscht kein Krieg, und ich habe bessere Bildungschancen“, so Mubarak Said, der nach seiner Flucht auch ein Stück Freiheit sucht.
Insgesamt acht Fußball-Mannschaften gingen am Dienstagabend beim ersten Integrationsturnier von SPD-Ortsverein, Kreissportbund, Arbeiterwohlfahrt und FC Grün-Weiß Piesteritz im Volkspark an den Start. Jede Partie dauerte einmal zehn Minuten. Hier der gesamte Ergebnisüberblick.
Benefiz-Team - Moslemische Gemeinde 0:1, Einheit Wittenberg - Team Syrien/Griebo 1:0, FC Grün-Weiß Piesteritz - Moslemische Gemeinde II 1:1, Gummi-Kids - Die Linken 1:0, Benefiz-Team - Einheit Wittenberg 0:2, Moslemische Gemeinde - Team Syrien/Griebo 0:0, FC Grün-Weiß Piesteritz - Gummi-Kids 1:0, Moslemische Gemeinde II - Die Linken 3:0, Team Syrien/Griebo - Benefiz-Team 1:0, Einheit Wittenberg - Moslemische Gemeinde 1:0, Die Linken - FC Grün-Weiß Piesteritz 0:4, Gummi-Kids - Moslemische Gemeinde II 2:0
Benefiz-Team - Die Linken 1:0: Spiel um Platz 5 (nur Neunmeterschießen): Moslemische Gemeinde II - Moslemische Gemeinde 4:3; Spiel um Platz 3: Team Syrien/Griebo - Gummi-Kids 2:0; Finale: Einheit Wittenberg - FC Grün-Weiß Piesteritz 4:3 n. N.
Mahfr Abdu aus Eritrea, der bei diesem Turnier das Trikot des späteren Siegers SV Einheit Wittenberg trägt, hat ebenfalls eine abenteuerliche Flucht hinter sich. Sudan, Libyen mit dem Boot nach Italien und von dort aus weiter nach Deutschland lauten seine Stationen. „Es war keine schöne Erfahrung“, sagt er rückblickend. Mit dem Sieg beim Integrationsturnier hat sich Mahfr Abdu einen Traum erfüllt. „Wir haben in Weiß gespielt. So wie Real Madrid“, sagt er, streckt die Arme in die Höhe und läuft eine Runde über den Rasen. Amar Aych aus Syrien, der für die erste Vertretung der moslemischen Gemeinde auf Torejagd geht, ist bereits seit sechs Monaten in Wittenberg und nimmt das Thema Integration sehr ernst. „Wir spielen fast jeden Tag zusammen Fußball“, sagt er in gebrochenem Deutsch und hält ein großes Loblied auf die Lutherstadt. „Ich will in keine westdeutsche Großstadt. Hier lebt es sich ruhig und beschaulich. Eine tolle Heimat für Familien. Auch wegen der historischen Innenstadt“, meint er.
Internationaler Sport
Fußball ist international. In jeder Hinsicht. Es wird gegrätscht, gestikuliert, lamentiert, eingesteckt und ausgeteilt. Nach dem Match moslemische Gemeinde gegen Team Syrien/Griebo geraten sich die Spieler beider Teams in die Haare. „Ich bin ein wenig traurig“, betont Torwart Randolph Hoffmann, der in Dessau arbeitet und ehrenamtlich den Flüchtlingen in Griebo hilft, in ihrer Wahlheimat anzukommen. Der Keeper, den alle nur Randy nennen, erzählt seinen Teamkollegen, dass er ihr Verhalten nicht billigt. Fußball ist ein körperbetontes Spiel, Fouls gehören dazu. „Vor der Fahrt in den Volkspark habe ich ihnen gesagt, dass sie den Deutschen mit tadellosem Verhalten zeigen sollen, dass sie gute Jungs sind. So ein Verhalten kann ich nicht akzeptieren“, so Hoffmann, der sich anschließend zum zweiten Mal wie ein Fels in die Brandung stellt und seine Mannschaft lautstark einschwört. Die Worte des Torwarts fallen auf fruchtbaren Boden. Viele Emotionen zeigt künftig nur noch der mitgereiste Fanblock des Drittplatzierten Team Syrien/Griebo.
Gelungene Veranstaltung
„Es war eine gelungene Veranstaltung und fast eine Mini-WM“, meint Stephan Arnhold vom Kooperationspartner Kreissportbund, der mit dem Benefiz-Team den siebten Platz belegt hat. „Wir haben unser Abschneiden mit Humor genommen“, fügt er an. „Die kleine Rudelbildung ist dem Temperament der syrischen Fußballer geschuldet“, ist sich Thomas Merten (SPD-Ortsgruppe) sicher, der das Turnier insgesamt als sehr gelungen bezeichnet. „Es hat allen Beteiligten Spaß gemacht.“