Fliesen aus Zahna Fliesen aus Zahna: Handgemacht und farbig

Zahna - Wenn die Zahna-Fliesen GmbH einmal im Jahr zum Tag der offenen Tür einlädt, dann gibt es für die Besucher verschiedenste Gründe, sich diesen Termin nicht entgehen zu lassen. Da kommen Ehemalige ebenso wie Zahnaer mit ihren Kindern oder einfach Interessenten an den Produkten des Unternehmens, weiß Werkleiter Marco Wissing zu berichten.
Und das Interesse ist in den zurückliegenden zehn Jahren gestiegen. Wie zum Beweis kommt eine Gruppe vorbei, die gerade ihren Werksrundgang absolviert hat, etwa 30 Personen. Solche Besichtigungen gehören zum festen Bestandteil des Tages der offenen Tür und finden stündlich statt.
Gefragter Werksverkauf
Aber auch der Verkauf kann sich über Zulauf nicht beklagen. „Viele wissen, dass hier Fliesen hoher Qualität für einen günstigen Preis gekauft werden können“, erklärt Marketing-Managerin Constanze Weigel dieses Interesse.
Ansonsten produziert das Werk eigentlich nur für Industrieunternehmen und Gewerbebetriebe, nicht für private Haushalte. So ist es also nicht verwunderlich, dass die an diesem Tag in Einsatz befindlichen 30 Beschäftigten des Unternehmens alle Hände voll zu tun haben.
Insgesamt hat die Zahna-Fliesen GmbH 100 Mitarbeiter. Vieles geschieht in der Produktion fast wie von Geisterhand gesteuert. Riesige Paletten werden von Staplern an den Ort ihrer Bestimmung gebracht, ohne dass irgendwo ein Mensch zu sehen ist. „Wir haben unsere Produktion komplett modernisiert“, so der Werkleiter.
Fliesen werden in Zahna seit 1891 hergestellt. Damals hieß die Firma Utzschneider und Ed. Jaunez. Die Nähe zu Tongruben und der vermutete gute Absatzmarkt in der Hauptstadt Berlin begünstigten die Standortwahl. Und das bewahrheitete sich dann auch. So beschäftigte das „Mosaikplattenwerk“ in den 30er Jahren über 600 Mitarbeiter und war der drittgrößte Fliesen-Hersteller in Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es von der sowjetischen Besatzung zunächst demontiert, später wurde die Produktion erneut aufgenommen. Seit 1990 ist die Firma wieder in den Händen der Nachkommen des Unternehmensgründers.
Dazu gehören auch riesige Pressen, an denen Fliesen entstehen. Eine solche produziert pro Tag etwa 1000 Quadratmeter der Kacheln. Später auf dem Rundgang sind die alten Brennöfen zu sehen, 130 Meter lang. Sechs Tage wurden hier für die Trocknung und das Brennen gebraucht. Die heutigen Öfen sind nur noch etwa 80 Meter lang und wesentlich effektiver, denn schon nach zirka 60 bis 90 Minuten sind die Fliesen fertig.
Anschließend erfolgt visuell und maschinell die Qualitätskontrolle. Was nicht den Vorgaben entspricht, wandert in einen kleinen Container, alles andere wird verpackt und beschriftet, ist fertig für den Versand.
Alles erste Wahl
Zweite Wahl gibt es in Zahna nicht zu kaufen. Was nicht den Parametern entspricht, wird an das Steinzeugwerk Bad Schmiedeberg veräußert, dort gemahlen und als Füllmasse eingesetzt. Bei aller Begeisterung für moderne Technik, überall ist sie auch in Zahna nicht einsetzbar.
Ein zweites Standbein sind Fliesen mit von Kunden gewünschtem Dekor oder für historische Gebäude. Diese können auf Grund geringer Stückzahl und der Mehrfarbigkeit nur mit einem hohen Anteil an Handarbeit gefertigt werden. Auch das wird natürlich am Tag der offenen Tür gezeigt. Steffen Born demonstriert das Entstehen einer solchen Fliese.
Dazu bedient er sich einer aus einem Kupferblock herausgeätzten Form. Die einzelnen Kammern werden mit der jeweiligen Farbe gefüllt. Das sieht aus, als ob Steffen Born einen Kuchen glatt streichen würde. Auf der Form liegt nämlich eine mit Löchern versehene Matte, die sichert, dass das farbige Material an den richtigen Platz kommt. Das dauert seine Zeit. Etwa sechs Minuten für eine Fliese.
Stolz auf Spezielles
Solche kommen natürlich nur bei besonderen Vorhaben zum Einsatz, dazu gehören neben historischen Gebäuden auch Luxushotels. Auf erstere sind die Fliesenproduzenten besonders stolz, zählt doch die Hermesvilla, ein Schloss in Wien, das der Kaiserin Sissi gehörte, ebenso zu ihren Referenzobjekten wie die Philharmonie in St. Petersburg (Russland) oder der Jugendstilbahnhof in Opole (Polen).
An einer Wand in der Produktionshalle sind die Muster noch zu sehen. Der denkmalgeschützte Bahnhof in Kopenhagen (Dänemark) zählt aber doch zu den ungewöhnlichsten Arbeiten. Weil dort die Fliesen nicht geklebt werden sollten, sondern in einem Sandbett verlegt wurden, sollten sie mit 35 Millimetern besonders dick sein. Auch im Internat des Thomanerchores können Zahnaer Fliesen bewundert werden - mit Notenschlüsseln als Dekor. (mz)