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Feuerwehr Prettin Feuerwehr Prettin: In der Bilanz stehen mehr Einsätze

Von Frank Grommisch 08.01.2018, 11:00
Für ihre besonderen Leistungen im vergangenen Jahr in der Feuerwehr Prettin wurden durch Annaburgs Bürgermeister Klaus-Rüdiger Neubauer (rechts) ausgezeichnet (von links): Michael Kaul, Matthias Döring, Günter Jänckel, Fabian Schauer und Niklas Beck.
Für ihre besonderen Leistungen im vergangenen Jahr in der Feuerwehr Prettin wurden durch Annaburgs Bürgermeister Klaus-Rüdiger Neubauer (rechts) ausgezeichnet (von links): Michael Kaul, Matthias Döring, Günter Jänckel, Fabian Schauer und Niklas Beck. Frank Grommisch

Prettin - Die Prettiner schauen mit Befremden auf jüngste Ereignisse in Deutschland. Ortswehrleiter Mike Lange, der zugleich in Annaburg als Stadtwehrleiter tätig ist, sprach in der Jahreshauptversammlung der Prettiner Löschtruppe von besorgniserregenden Nachrichten.

Damit meinte er jene Meldungen über Angriffe auf Rettungspersonal. Sanitäter wurden in mehreren deutschen Städten bedroht, mit Flaschen und Böllern beworfen. Dass die Arbeit der Retter, die sich für andere einsetzen, derart behindert und missachtet wird, stößt auf völliges Unverständnis. In der Region gab es solche Ereignisse nicht, erleben möchte sie niemand.

Das gilt auch für eine Tragödie, die von Mike Lange in der Jahresauswertung ausführlicher angesprochen wurde. Bei einem schweren Unfall auf der A 2 wurden im September zwei Feuerwehrleute aus Kloster Lehnin getötet. Ein Lastwagenfahrer hatte nicht bemerkt, dass vor ihm ein Rettungseinsatz lief.

Der Sattelschlepper stieß gegen ein Polizeiauto und ein Feuerwehrfahrzeug, das daraufhin umstürzte und zwei Feuerwehrmänner, 23 und 38 Jahre, unter sich begrub. Der beiden Männer gedachten die Prettiner Feuerwehrleute mit einer Schweigeminute.

Hohe Belastungen

Dass die Kameraden stets unversehrt von ihren Einsätzen zurückkehren, diesen Wunsch äußerte Annaburgs Bürgermeister Klaus-Rüdiger Neubauer (parteilos). Mike Lange konnte für 2017 informieren, dass die Einsätze „ohne nennenswerte Personenschäden und ohne Unfälle abgewickelt werden konnten“.

Das ist umso höher zu bewerten, da die Belastungen für die Prettiner Feuerwehrleute wesentlich stärker als in den vergangenen Jahren ausfielen. 30 Mal wurde die Hilfe der Wehr benötigt, bei 14 Bränden und 16 Technischen Hilfeleistungen.

Darunter waren besonders belastende Einsätze wie der Hausbrand in Annaburg im Februar mit einem getöteten Bewohner und ein schwerer Verkehrsunfall zwischen Prettin und Großtreben am 1. November. Dem Autofahrer konnte nicht mehr geholfen werden.

In dem sehr arbeitsreichen Jahr 2017, in dem die Prettiner auch bei der Absicherung des Reformationsjubiläums in Wittenberg halfen, seien viele schwierige Aufgaben zu bewältigen gewesen. Dabei sei auch zu bedenken, so Mike Lange, dass alle Kameraden die vielen Stunden Arbeit freiwillig, ehrenamtlich und unentgeltlich leisten.

In der Öffentlichkeit, so bedauerte Klaus-Rüdiger Neubauer, würden allein die Einsätze der Wehren wahrgenommen, aber die Feuerwehrleute seien viel öfter in Aktion, bei Qualifizierungen, Schulungen, Übungen, bei der Vor- und Nachbereitung von Einsätzen. Die Prettiner Wehr würdigte er als eine schlagkräftige. „Ich bin stolz, dass es hier so läuft.“

Mehr Anerkennung gefordert

Dem Feuerwehr-Ehrenamt, so Mike Lange, gebühre mehr Anerkennung. Arbeitgeber, die aktive Feuerwehrleute beschäftigen, sollten tolerant sein. Das Land Sachsen-Anhalt müsse nach seiner Meinung für mehr Anreize für eine Mitarbeit in den Löschtruppen sorgen.

Das sollte allerdings auf andere Weise geschehen als im veränderten Brandschutzgesetz. „Ein Kamerad darf jetzt den aktiven Dienst bis 67 Jahre begleiten. Der Sinn dieser Änderung bleibt mir bis heute verborgen.“ Auch in punkto bedarfsgerechte Fahrzeugbeschaffung sei die Politik gefordert.

Die Einsatzzahlen der Prettiner Wehr hätten ein Niveau erreicht, das vor wenigen Jahren in dieser Dimension nicht denkbar gewesen wäre. Die Basis zum Bewältigen der Aufgaben bleiben ehrenamtliche Feuerwehrangehörige, „ohne sie wäre Gefahrenabwehr als Bestandteil der öffentlichen Sicherheit nicht in dieser Qualität und gewiss nicht in diesem Umfang möglich.“ (mz)