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Eröffnung in Kemberg Eröffnung in Kemberg: Tagespflege und barrierefreies Wohnen "Am Stadttor"

Von Sabine Wesner 07.04.2017, 18:20
Gregor aus der Grundschule übergibt Antje Bischoff Brot und Salz zur Eröffnung der Tagespflege „Am Stadttor“ in Kemberg.
Gregor aus der Grundschule übergibt Antje Bischoff Brot und Salz zur Eröffnung der Tagespflege „Am Stadttor“ in Kemberg. Thomas Klitzsch

Kemberg - „Ich muss den Baufirmen und allen Beteiligten ein Kompliment machen. Die Arbeiten am Neubau sind pünktlich fertig geworden. Und auch mit den Kosten sind wir im Wesentlichen im Rahmen geblieben“, sagte René Görke am Freitagnachmittag bei der feierlichen Einweihung des Neubaus „Am Stadttor“ in der Leipziger Straße in Kemberg.

Görke ist einer von insgesamt vier Bauherren einer Immobilien GbR aus Eilenburg, die hier für 1,26 Millionen Euro in einen Neubau für eine Tagespflegeeinrichtung und barrierefreies Wohnen investiert haben. Noch in diesem Monat wird im Erdgeschoss auf 274 Quadratmetern die Tagespflegeeinrichtung von Antje Bischoff aus Gniest einziehen.

„Wir freuen uns schon auf die neue Einrichtung, in der etwa 15 Personen täglich von Montag bis Freitag von fünf bis sechs Pflegekräften betreut werden können“, sagt Bischoff. Sie betreibt seit 2004 in Gniest einen häuslichen Pflegedienst mit mittlerweile 50 Angestellten, zu dessen Spektrum bereits betreutes sowie barrierefreies Wohnen und die häusliche Pflege gehört.

„Mit der Tagespflege in Kemberg wollen wir unser Angebot abrunden, um unseren Patienten so lange wie möglich den Weg ins Heim zu ersparen“, sagt sie und erzählt von der großen Wohnküche, dem Ruheraum und dem großen Aufenthaltszimmer, die für die Besucher einen angenehmen und familiären Rahmen schaffen.

Bis 1850 stand hier an der Engstelle der Leipziger Straße, wo nun der Neubau eine Baulücke füllt, eines der Kemberger Stadttore, das sogenannte Heidetor.

Der genaue Standort und die Art der Bebauung ist laut Günter Böhme, Betreuer des Kemberger Stadtarchivs, schwer nachvollziehbar. Vorstellen könne man sich das alte Tor als Renaissancebau mit einer Durchfahrt, ähnlich dem Schmiedeberger Au-Tor. Innerhalb des Gebäudes befanden sich einst das Stadtgefängnis und die Polizeidienerwohnung. Das nach dem Torabriss dort errichtete und schon vor Jahren abgerissene Gebäude beherbergte eine Gaststätte und eine Fleischerei und ab 1945 in einem Teil auch die Sparkasse.

Bei den Grabungen der Archäologen im Vorfeld der Bauarbeiten wurden in etwa einem Meter Tiefe Fundamente des einstigen Stadtturms gefunden. Die Abteilung Heimatgeschichte des Kultur- und Kunstvereins der Stadt plant, die freigelegten Fundamente als Bereicherung des Kemberger Denkmalpfades, mit einer Glasplatte samt Beleuchtung, für die Öffentlichkeit sichtbar zu erhalten.

„Mit Unterstützung des Landesamtes für Denkmalpflege haben wir alles dafür vorbereitet. Nun wollen wir einen Fördermittelantrag bei der Sparkassen-Stiftung stellen und hoffen, auch mit Spenden das etwa 8.000 Euro teure Vorhaben noch diesen Sommer mit den bereits involvierten Baufirmen umsetzen zu können“, informiert Ortsbürgermeisterin und Vereinsmitglied Heike Beck (SPD).

In den zwei Etagen darüber sind laut Görke fünf Zwei-Raum- und sieben Ein-Raum-Wohnungen entstanden zwischen 30 und 57 Quadratmeter. „Alles barrierefrei mit Fahrstuhl, breiten Türen und großem Bad samt Schiebetür, so dass sich hier auch Rollstuhlfahrer problemlos wohlfühlen können“, erklärt Görke und erzählt, dass die Zwei-Raum-Wohnungen bereits alle vermietet sind.

„Die schnellste Mieterin ist bereits am 1. März eingezogen und hat vier Tage später hier ihren 90. Geburtstag gefeiert“, freut sich der Bauherr, dass das Haus, mit dem man auch der demografischen Entwicklung Rechnung tragen wolle, so gut angenommen wird. „Die Ein-Raum-Wohnungen sind noch zu haben, aber ich gehe davon aus, dass sich auch über die Tagespflege im Erdgeschoss, die im Zuge der noch laufenden Gestaltung der Außenanlagen eine Terrasse bekommt, künftige Mieter finden werden.“

Ziemlich genau ein Jahr hat es vom ersten Spatenstich bis zur Fertigstellung gedauert. „Auch Dank unseres Architekten Leo Kottke aus Leipzig, der eine hervorragende Arbeit geleistet und die Arbeiten toll koordiniert hat. Bis auf die Rohbaufirma aus Aschersleben, kommen alle übrigen elf Gewerke direkt aus der Region“, erzählt Görke, der sich persönlich darum kümmerte, dass die anfängliche Skepsis von Nachbarn ausgeräumt werden konnte.

„Ich denke, die meisten freuen sich, dass die hässliche Baulücke, von der wir Unmengen an Müll und Schrott beräumen mussten, nun aus dem Stadtbild verschwunden ist“, so Görke. Bis Mai sollen die Arbeiten im Außengelände abgeschlossen sein.

„Wir haben Wert darauf gelegt, den alten Baumbestand zu erhalten. Und gewissermaßen als Motivation haben wir noch drei Linden gepflanzt. Die können ziemlich alt werden. Denn schließlich ist ja auch der älteste Baum Deutschlands mit 1.000 Jahren eine Linde.“ (mz)