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Pflegeeinrichtung DRK startet Tagespflege in der alten Gärtnerei in Coswig

Coswig hat eine neue Perle. Die 88-jährige Gisela Altzschner hat sie schon entdeckt und ist von Anfang an Stammgast in der Eisenbahnstraße.

Von Susanne Pohl 23.12.2021, 10:50
Ein Quiz überbrückt die Zeit bis zum Mittagessen.
Ein Quiz überbrückt die Zeit bis zum Mittagessen. Foto: Susanne Pohl

Coswig/MZ - Die liebevoll gestaltete Einrichtung befindet sich in der alten, lange Jahre verlassenen Gärtnerei gegenüber dem Bahnhof. Gisela Altzschner wird zwei bis drei Mal in der Woche morgens durch den Fahrdienst der DRK-Sozialstation gebracht. Wer früh genug da ist, kann hier mit anderen Frühaufstehern frühstücken, bevor die gemeinsame Zeitungsschau beginnt. Danach stehen unterschiedliche Aktivitäten auf dem Plan wie Gymnastik, Bingo, Basteln oder Kochen.

Christa Schwarz (88) ist zwei bis drei Mal in der Woche hier. Sie kocht besonders gern und bäckt auch gern Plätzchen, aber lieber nicht allein. Gemeinsam mit anderen macht so etwas viel mehr Spaß, sind sich die Senioren einig. Unter ihnen auch Helga Moebes, die bald 87 wird. Ramona, die Tochter und ihr Mann Heinz-Werner Zober kümmern sich seit Jahren unermüdlich um sie.

Jetzt überlegen sie gerade, ob sie ihre Mutti noch einen Tag mehr in der Tagespflege unterbringen. „Sie fühlt sich dort sehr wohl und ist viel selbstständiger geworden. Mutti bekommt durch die guten Angebote dort viele Anregungen und zitiert sogar wieder Gedichte“, freuen sich beide.

Freude über Standort

Grit Geßner-Martinetz, Bereichsleiterin der ambulanten Pflege Coswig/Dessau in der Wittenberger gemeinnützigen GmbH des DRK, schwärmt von der neu entstandenen Sozialstation, in der auch die ambulante Pflege für Coswig und Umgebung untergebracht ist. Wie Nicole Dorn, die Pflegedienstleiterin, ist sie Ur-Coswigerin und beide waren sich sofort einig, dass die alte Gärtnerei sehr gut geeignet wäre. „Wir wussten sofort, was wohin kommen sollte.

Nachdem der Startschuss für dieses Projekt fiel, haben hier ansässige Firmen von Jessen bis Zerbst sich mächtig ins Zeug gelegt und ganze Arbeit geleistet. Ob es um die Beräumung des vermüllten Geländes oder den Einbau einer großzügigen Gemeinschaftsküche ging – es gab viel Entgegenkommen und eine Abstimmung der verschiedenen Gewerke und Firmen, die selbst in Corona-Zeiten keinen Leerlauf zuließ.“ Einige der Handwerker habe sie sogar sonntags auf der Baustelle angetroffen, erzählt sie.

Gisela Altzschner sitzt auch gern im Roten Salon.
Gisela Altzschner sitzt auch gern im Roten Salon.
Foto: Susanne Pohl

Entstanden ist eine Sozialstation, in der sich Gäste wie Mitarbeiter sichtlich wohl fühlen. „In unserem Schulungsraum können wir auch Erste-Hilfe-Kurse für Firmen wie für Fahrschüler anbieten“, erklärt Geßner-Martinetz. Beim gemeinsamen Kochen und Basteln wird es nicht bleiben. „Im nächsten Sommer werden im Garten Hochbeete und ein Grillplatz angelegt – auch dabei können die Gäste sich je nach ihren Möglichkeiten einbringen. „Und wenn es wieder geht, werden auch Ausflüge von der Sozialstation organisiert“, plant Geßner-Martinetz.

Christa Schwarz wird zur  Tagespflege gebracht.
Christa Schwarz wird zur Tagespflege gebracht.
Foto: Pohl

Für jeden zu Pflegenden gibt es eine eigene Mappe mit wichtigen Informationen zur Gesundheit. „Für den Fall, dass es jemandem nicht so gut geht, weiß jeder von uns, was zu tun ist“, berichtet Nicole Dorn. Auch Pflegebetten gibt es hier. „Aber die werden nicht genutzt. Mittagsruhe machen unsere Gäste lieber vor dem Kaminfeuer oder im roten Salon.“ Die Tagespflege nutzen, kann jeder ältere Mensch, dem eine Pflegestufe zugesprochen wurde. Die meisten der Gäste in der Tagespflege kennen die Mitarbeiterinnen der ambulanten Pflege durch ihre Haustouren.

Viele von ihnen haben sie angesprochen und auf das neue Angebot aufmerksam gemacht. „Jeder von ihnen kann sich hier erst einmal umsehen und ausprobieren, ob er sich bei uns wohl fühlt“, so Nicole Dorn. „Unser Vorteil ist, dass wir unsere Mitarbeiterinnen flexibel je nach Bedarf in der ambulanten oder in der Tagespflege einsetzen können.“ Sie und Geßner-Martinetz hoffen, dass künftig noch mehr ältere Menschen dieses Angebot nutzen.

Hier sollen im Frühjahr ein Grillplatz und Hochbeete entstehen.
Hier sollen im Frühjahr ein Grillplatz und Hochbeete entstehen.
Foto: Pohl

Viele Ältere

Einen ambulanten DRK-Pflegedienst gibt es in Coswig und Umgebung schon 16 Jahre, eine Tagespflege bisher nicht. Bürgermeister Axel Clauß: „Wir haben in der Stadt und den dazugehörigen Ortsteilen viele ältere Menschen, die zumindest tagsüber allein in ihren eigenen vier Wänden sitzen und dringend Gesellschaft bräuchten. Eine Einrichtung wie diese, liebevoll gestaltet, mit motivierten und gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird hier dringend gebraucht.“