Kurzfristige Schließung Deutsche Post in Coswig: Einzige Filiale hat überraschend geschlossen

Coswig - Es ging alles sehr schnell. Das Coswiger Schreibwarengeschäft „Papyrus Rothe“ gab zum 8. August sein Geschäft in der Schlossstraße auf und damit schloss auch die Partnerfiliale der Deutschen Post, die von den Inhabern betrieben wurde. Seitdem ist es in der Stadt schwierig, beispielsweise ein Einschreiben auf den Weg zu bringen.
Ein wichtiges Stück Infrastruktur ist in der Kernstadt verschwunden, wie zuvor auch schon in einem anderen dörflichen Zentrum der Gemeinde. Ebenfalls in diesem Jahr ging den Menschen in Jeber-Bergfrieden und den umliegenden Dörfern die Postfiliale verloren. Sie verschwand mit der Schließung des Edeka-Marktes im Ort.
Deutsche Post in Coswig: Schließung kommt überraschend
Für die Deutsche Post scheint die Geschäftsaufgabe in Coswig ebenso überraschend gekommen zu sein wie für die Coswiger selbst und die Stadtverwaltung. „Die entsprechende Kündigung unserer Kooperationspartnerin hat uns am 27. Juli 2017 erreicht“, sagt Post-Pressesprecherin Anke Blenn auf MZ-Nachfrage.
Auch Coswigs Bürgermeister Axel Clauß sah sich - wohl auf Grund etlicher Nachfragen - auf seiner Facebook-Seite zu einer Erklärung veranlasst. „Ihre Stadt wurde, wie Sie ebenso, ganz kurzfristig von der bevorstehenden Schließung der Postfiliale durch die Deutsche Post AG in Kenntnis gesetzt. Wie Sie, stehen wir vor dem Problem, wie wir künftig unseren Postverkehr organisieren sollen. Es bestand seitens Ihrer Stadt keinerlei Möglichkeit in diesen Prozess einzugreifen und ggf. eine Schließung zu verhindern“, schreibt er da.
Stadt wie auch Post sind nun bemüht, einen Ersatz zu finden. „Wir suchen vor Ort bereits intensiv nach einem neuen geeigneten Einzelhandelsgeschäft und führen Gespräche mit möglichen Kooperationspartnern für den Betrieb einer neuen Partner-Filiale in Coswig“, informiert die Pressesprecherin.
Stadt Coswig steht in Kontakt mit der Deutschen Post
„Nach eigenen, nicht unerheblichen Anstrengungen stehen wir nunmehr auch in direktem Kontakt mit der Deutschen Post, die im Endeffekt selbst entscheiden wird, unter welchen Bedingungen sie sich (erneut) in unserer Stadt an welchem Standort niederlassen wird. Derzeit liegen Ihrer Stadt hierzu keine Informationen vor“, äußert sich der Bürgermeister über die Suche nach einer Lösung.
Die Post, so bringt es Anke Blenn zum Ausdruck, wäre froh über Geschäftsleute, die diesbezüglich ihre Bereitschaft erklären würden. „Jeder Selbstständige, der in Coswig einen Laden betreibt, kann sich darüber hinaus auch gern aktiv bei der Deutschen Post melden, wenn Interesse an der Übernahme von Postdienstleistungen besteht“, sagt sie. Bewerbungen würden dahingehend betrieblich geprüft, ob die notwendigen Voraussetzungen für die Übernahme von Postleistungen vorliegen.
Das Partner-Filialmodell, so Blenn, habe sich in den letzten mehr als 20 Jahren gut bewährt: Aktuell bieten die Partner der Deutschen Post in bundesweit rund 13.000 Filialen Postdienstleitungen an und erhalten hierfür eine leistungsgerechte Vergütung. „Darüber hinaus profitieren die Partner erfahrungsgemäß mit der Übernahme von Postleistungen auch durch eine erhöhte Kundenfrequenz in ihrem Hauptgeschäft“, so die Pressesprecherin der Post.
Regionalisierte Zahlen zu Partner-Filialen und Paketshops für den Landkreis Wittenberg liegen Anke Blenn nicht vor, sie erklärt aber, dass es klassische „Postämter“ bereits seit längerem nicht mehr in kleinen Orten gibt. „Seit dem Jahr 2011 werden Postdienstleistungen ausschließlich in Partner-Filialen angeboten, das heißt, es gibt seitdem keine mit eigenem Personal der Deutschen Post betriebenen Filialen mehr“, informiert Blenn.
In Coswig selbst unterhält die Deutsche Post aktuell noch zwei so genannte DHL-Paketshops in der Friederikenstraße 31 und in der Querstraße 12 sowie einen weiteren im Ortsteil Cobbelsdorf, Straße der Jugend 4a. In einem DHL-Paketshop können die Kunden bereits frankierte Pakete, Päckchen und Retouren einliefern sowie Brief-, Päckchen- und Paketmarken kaufen.
Bürgermeister Clauß, Postbankkunden, Gewerbetreibende und Postkunden können nun lediglich warten, bis in hoffentlich naher Zukunft ein Ladengeschäft in der Innenstadt wieder jene gelben Aufkleber und Werbefolien am Schaufenster erhält, wie sie bei „Papyrus Rothe“ noch kleben.
››Über die Website Postfinder kann man nach Eingabe des eigenen Standortes Adressen und Öffnungszeiten nächstgelegener Filialen, Briefkästen etc. abrufen. Bewerbungen als Partnerfiliale sind ebenfalls online möglich.
(mz)