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Comeback ohne Felix Magath Comeback ohne Felix Magath: Schulz und Trollmann gründen "Dribbelschule Wittenberg"

Von Michael Hübner 22.10.2015, 09:30
Die Gründungsmitglieder der „Dribbelschule Wittenberg“
Die Gründungsmitglieder der „Dribbelschule Wittenberg“ Privat Lizenz

Piesteritz - Es ist so ein Fußballgespräch am Biertisch. Die Vereine, da sind sich die beiden Männer einig, sollten nicht fertig ausgebildete Kicker im Alter von 20 oder 21 Jahren mit meist dubiosen Versprechungen in ihre Klubs locken, sondern Zeit und Geld in die Jugendförderung investieren.

Es ist Dezember 1998. In dem Small-Talk bei der grün-weißen Nacht der Piesteritzer Kicker wird die Idee einer Fußballschule geboren. Am 1. Juli 2000 verwirklichen die beiden Herren ihre Vision. Felix Magath unterschreibt den Vertrag über die Schirmherrschaft. „Ich meine, dass unsere Fußballschule in Deutschland einmalig ist, weil die Kinder hier unentgeltlich trainiert werden. In anderen Fußballschulen kosten Trainingswochenenden viel Geld“, kommentiert der andere Experte des Duos und damalige Manager des FC, Ingo Mattheuer. Das Übungsleitertrio Bodo Schulz, Erich Köhler und Jan Lindemann, der heutige Co-Trainer der Verbandsliga-Elf, nimmt die Arbeit auf.

Das Ende nach knapp 15 Jahren geht geräuschlos und kommentarlos über die Bühne. Maik Trollmann leitet im März die letzte Einheit. Doch das Ende macht auch einen Neuanfang möglich. Beim Comeback wird auf das Engagement eines Vizeweltmeisters verzichtet.

Felix Magath hat der einstigen Wittenberger Fußballschule nicht nur seinen Namen gegeben. Der Vizeweltmeister hat auch Trainingseinheiten im Volkspark geleitet. Dabei bleibt eine Szene unvergessen: Den Blick auf den Ball gerichtet, dann mit einer geschickten Körpertäuschung Magath ausgespielt und den Ball mit einem strammen Schuss an den Pfosten gesetzt: Für den damals elfjährigen Benjamin Witt - heute ein gestandener Kicker beim Fußball-Landesligisten Eintracht Elster - war es ein einmaliges Erlebnis, den berühmten Trainer zu düpieren.

Und der sparte nicht mit Komplimenten. „Ich bin sehr begeistert und auf einige Tricks der Jungen sogar hereingefallen“, lobte der Fußball-Lehrer bei seinem Besuch im Volkspark. Es kommt auch zum Fernschuss-Duell zwischen Magath und dem Piesteritzer Trainer Bodo Schulz. Mit zwei präzisen Linksschüssen aus 20 Metern gewann der Schirmherr den ungewöhnlichen Vergleich.  (mz)

Die „Dribbelschule Wittenberg“ wird von Schulz und Trollmann gegründet. „Viele werden über den Namen schmunzeln. Er wurde allerdings bewusst gewählt, da viele Übungen und Trainingsformen aus Tempodribblings sowie Technik-Schulungen bestehen“, erklärt Trollmann, der als Aktiver den DFB-Stützpunkt und die Magath-Schule - wo er auch fünf Jahre Übungsleiter ist - kennt.

Die neue Einrichtung versteht sich als Auswahlschule zur Verbesserung der individuellen Fähigkeiten der Zwölf- bis 16-Jährigen. Sie sollen die Möglichkeit erhalten, ihr Talent durch gezieltes individuelles Training auszubauen.

„Da im heutigen Vereinstraining die Leistungsunterschiede der einzelnen Fußballer sehr groß sind und wenig Zeit für individuelles Üben bleibt, besteht die Gefahr, dass Spieler in ihrer Entwicklung stehen bleiben“, so Trollmann. „Das ist eine Gefahr für den regionalen Fußball, denn dieser Prozess ist schon weit fortgeschritten.

Ist hinsichtlich der Quantität hoffentlich der Boden erreicht, muss in die qualitative Ausbildung wieder mehr investiert werden. Hier sollte der FC nach den Jahren der Oberliga-Zugehörigkeit wieder die führende Rolle übernehmen, auch wenn zur Zeit sicher andere Probleme drücken. Ansonsten wird der regionale Fußball in die Bedeutungslosigkeit verschwinden“, meint Schulz.

Das Duo hat nach eigenen Angaben Trainingsmethoden und -inhalte entworfen, die gezielt auf die individuelle Ausbildung und Förderung setzen. „Die Schulung des Eins gegen Eins - nicht nur im Angriff - steht im Vordergrund. Denn es können sogar im Profibereich immer weniger deutsche Fußballer ein Eins gegen Eins erfolgreich gestalten.

Die letzten Länderspiele waren sicher ein Beleg dafür. Ein Spieler, der es beherrscht, ist Arjen Robben. Jeder weiß, was er macht. Aber er kann diese Spielsituationen meist erfolgreich gestalten, weil er diese individuellen Handlungen perfektioniert hat. Man muss manchmal nur eines können, aber das richtig“, so Schulz, der auf jahrelange Erfahrungen in der leistungssportlichen Nachwuchsausbildung verweisen kann.

Trainiert wird in der Dribbelschule mittwochs von 17 bis 18.30 Uhr im Volkspark. Es ist vorgesehen, dass Talente aus allen Vereinen die Chance erhalten, mit den Besten zu trainieren. „Sichtungen haben wir vorgenommen und werden es weiter tun. Die Vereine der Kicker werden informiert. Ich hoffe, dass sie den Talenten keine Steine in den Weg legen“, so Trollmann. Und das neue Angebot ist selbstverständlich kostenlos, erklärt Schulz auf MZ-Anfrage.

Ansprechpartner fürs Probetraining ist Maik Trollmann, der unter der Rufnummer 0162/4 23 57 73 oder per E-Mail: [email protected] erreichbar ist. Er gibt auch weitere Infos. (mz)