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Bundeswehr  Bundeswehr : Präsident des BKK zu Gast bei der Luftkampfführungsanlage in Schönewalde

Von Sven Gückel 02.09.2016, 19:04
Am Bildschirm ließ sich Christoph Unger von Oberst Mario Herzer die Überwachung des deutschen Luftraumes erläutern.
Am Bildschirm ließ sich Christoph Unger von Oberst Mario Herzer die Überwachung des deutschen Luftraumes erläutern. Sven Gückel

Holzdorf/Schönewalde - Dass Christoph Unger, der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) nur wenige Tage nach dem Aufruf des Bundesinnenministers zur Bevorratung mit Lebensmitteln die Luftkampfführungsanlage der Bundeswehr in Schönewalde aufsuchte, war eher ein zeitlicher Zufall. Seit Jahren schon unterhält das Bundesamt im Bunker der Anlage eine Zivilschutzverbindungsstelle, die zu besuchen er sich längst vorgenommen hatte.

Intensiver Flugverkehr

Zwischen 700 und 1.000 Luftfahrzeuge durchqueren jeden Tag den deutschen Luftraum. Die Bundesrepublik ist somit nicht nur auf der Straße, sondern auch beim Flugverkehr ein hoch frequentiertes Transitland. Diesen Souveränitätsbereich rund um die Uhr an jedem Tag des Jahres zu überwachen, ist Teil der Aufgabenstellung des Einsatzführungsbereiches 3 (EFB 3). Die Bundeswehr unterhält hierzu eine mobile und eine stationäre Anlage, letztere ist untergebracht im Bunker Schönewalde.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe ist eine Behörde des Bundes und dem Bundesministerium des Inneren unterstellt. Seine Kernaufgabe ist die zivile Sicherheit. Nachdem es 2000 geschlossen wurde, entschloss sich die Politik 2004 nach den Anschlägen von New York zu einer Wiedereinrichtung der Behörde. Präsident ist seither Christoph Unger.  

Aufgrund der sicherheitspolitischen Veränderungen der letzten Monate erhöht sich die öffentliche Wahrnehmung hierfür deutlich. Ganz besonders deshalb, da Angriffe aus der Luft kein unmögliches Szenario sind. Speziell aus diesem Grund entschloss sich die Bundesregierung im Jahr 2004 das BBK wieder zu beleben. Erst vier Jahre zuvor hatte man es als ein Relikt des Kalten Krieges eingestuft und geschlossen.

Schwerpunkt des Informationsbesuches von Christoph Unger war die Frage, wie gut überwacht ist der deutsche Luftraum. Auch hinsichtlich eines ballistischen Raketenangriffs. Pläne zum Aufbau eines Raketenschutzschildes an der Nato-Ostgrenze zeigen, wie viel Bedeutung Experten diesem Thema beimessen. „Raketen dieses Typs lassen sich von unseren Radaranlagen nur schwer erfassen“, erläuterte Oberst Mario Herzer, Kommandeur des EFB 3 und zugleich Standortältester des Bundeswehr-standorts, dem Gast. Dieser ließ sich von Herzer durch die Luftkampfführungsanlage führen und dabei die technischen Möglichkeiten der Luftraumüberwachung erklären.

Auch Katastrophenfälle durch Naturgewalten im Fokus

„Ein wesentlicher Teil unseres Auftrags ist es, die Bevölkerung bei möglichen Luftkriegsgefahren zu warnen. Dafür stehen wir in regelmäßigem und engem Kontakt mit Einrichtungen der Nato, zu denen auch der Bunker Schönewalde zählt“, betonte Unger gegenüber der MZ. Die aktuelle sicherheitspolitische Lage zwinge die Bundesregierung dazu, entsprechend zu handeln und ein Warnsystem aufzubauen, so der Präsident der Behörde. „Innerhalb weniger Sekunden ist es uns möglich, bei klarer Gefahrenlage, Warnungen über Radio, Fernsehen und Internet auszusprechen“, erläuterte er weiter.

Vom Erfassen der Rakete bis zum Einschlag verbleiben im Regelfall kaum mehr als 15 Minuten. Unger: „Uns muss es gelingen, innerhalb von acht Minuten die Bevölkerung aufzurufen, Deckungen aufzusuchen.“ Dabei soll auch die Warn-App NINA (Notfallinformationsnachtichten App) helfen, die sich jeder Handybesitzer auf sein Telefon laden kann.

Gegenwärtig ist die Zivilschutzverbindungsstelle des Bundesamtes in Schönewalde mit einer Person besetzt. Eine personelle Aufstockung ist in absehbarer Zeit vorgesehen. Im Fokus der Mitarbeiter des Büros werden aber nicht allein feindliche Luftangriffe liegen, sondern auch Katastrophenfälle, die unter anderem von Naturgewalten ausgelöst werden. Schwerpunkt ist hier im regionalen Umland vor allem das Hochwasser. Das Letzte galt es 2013 zu meistern.

An Hochwasser erinnert

Dass sich die Folgen in Grenzen hielten, war der logistischen Unterstützung der Bundeswehr zu verdanken, besonders dem Fliegerhorst Holzdorf. Er bildet mit der Luftwaffenkampfführungsanlage Schönewalde den größten Luftwaffenstandort Deutschlands.

Vom 2. bis 16. Juni 2013 waren von hier 630 Soldaten und zivile Mitarbeiter im Hochwassereinsatz, flogen 32 Helikopter in 265 Flügen ihre Einsätze, beförderten dabei 4.300 Tonnen Außenlast und evakuierten 538 Personen. „Ohne die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr wäre solch eine Aufgabe deutlich schwerer zu meistern gewesen“, äußerte Unger. Der Besuch, der ihn auch zum Fliegerhorst führte, habe ihn beeindruckt, erklärte er. (mz)