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Bücherkirche Axien Bücherkirche Axien: Heißer Lesesommer mit Autorenlesungen und Ausstellung

Von Ute Otto 12.07.2018, 10:42
Die Germanistin Annette Schmidt, 35 Jahre alt, ist die Projektverantwortliche in der Bücherkirche Axien.
Die Germanistin Annette Schmidt, 35 Jahre alt, ist die Projektverantwortliche in der Bücherkirche Axien. Ute Otto

Axien - Eine große Kiste voller Arbeit hat Annette Schmidt bei der Rückkehr aus dem Urlaub in der Axiener Kirche vorgefunden. Ein Rückschlag vom Erholungseffekt ist das für die 35-Jährige nicht. Im Gegenteil: Sie freut sich, dass die Bücherkirche Axien so großen Zuspruch findet, im Geben wie im Nehmen.

Weil das Geben und Nehmen in der Bibel eine große Rolle spielt, weil Bücher geistige Nahrung sind und diese zu verzehren Einkehr und Stille braucht und befördert, hat die Evangelische Kirche Mitteldeutschland (EKM) die 2014 von der Gemeinde ins Leben gerufene Bücherkirche Axien in das Projekt „Erprobungsräume - Kirche anders gestalten“ aufgenommen.

Ziel ist es, wieder mehr Menschen in die Kirchen zu locken, indem man ihnen ohne Abkehr vom Evangelium und ohne Einbußen von Spiritualität eine weitere Funktion gibt. Für ihre Vorhaben gibt die EKM den Kirchengemeinden personelle und finanzielle Unterstützung.

So hat Annette Schmidt, studierte Germanistin, für ein Jahr eine (halbe) Anstellung in Axien bekommen. Als Projektverantwortliche sortiert sie die gespendeten Bücher, gestaltet den Internet-Auftritt für die Bücherkirche und organisiert Veranstaltungen. Auch dafür gibt es Geld von der EKM.

Der Büchersommer in Axien beginnt am 28. Juli, 17 Uhr, mit einer Lesung des Wittenberger Schriftstellers Klaus Krupa. Gunter Hirschligau , pensionierter Pfarrer und Schriftsteller aus Ummendorf, schließt sich am 4. August, 17 Uhr, an. Mit einem Vortrag über die Elbe kommt der Autor und Umweltschützer Dr. Ernst Paul Dörfler am 28. August, 15 Uhr, zu Wort. Am gleichen Tag, 17.30 Uhr, gibt Ralf Gebhardt sein Krimi-Debüt. Diesem Metier hat sich auch die Kemberger Autorin Antje Penk verschrieben, die am 15. September, 17 Uhr, in Axien erwartet wird. „Bezahl, was du willst“, heißt es zur Höhe des Eintritts bei den Lesungen.

Die Ausstellung vom 1. bis 31. August in der Bücherkirche Axien firmiert unter dem Titel „Die Stasi“. Die Wanderausstellung entstand in Zusammenarbeit mit der Stasi-Unterlagenbehörde und gibt einen Einblick in die perfide Praxis der Überwachung und Bespitzelung der DDR-Bürger.

Und da haben die Axiener sich etwas Besonders einfallen lassen: „Wir laden erstmals zum Büchersommer mit fünf Autorenlesungen und einer Ausstellung“, informiert Annette Schmidt. Die Hoffnung ist, dass sich das als wiederkehrende Veranstaltungsreihe etabliert und auch in den nächsten Jahren Bestand hat.

„Es ist so spannend, weil man nicht weiß, was einen erwartet“, erzählt die Pratauerin, warum sie jeden Tag mit Freude an die Arbeit geht. Voller Neugier mache sie sich über jede Bücherspende her. Sie sortiert die Bücher aber nicht streng nach Bibliotheksstandard. Eher danach, an welche Stelle sie in der Kirche am besten passen. Was schnell ansprechen und leicht greifbar sein soll, wie etwa Kinderbücher, liegt auf Tischen im Eingangsbereich im hinteren Kirchenschiff.

Neben den Gesangbüchern auf den Kirchenbänken finden sich Kinderbibeln oder andere Ausgaben der heiligen Schrift. Es gibt ein Regal mit ganz alten Büchern, zum Teil noch in Frakturschrift. Bildbände über Baudenkmäler liegen an architektonisch interessanten Stellen. Praktisches wie Kochbücher sind neben anderem in dem Regal, das Eckard Jöricke, Mitglied im Gemeindekirchenrat und Tischler von Beruf, gebaut hat.

Die Schilder mit den Kategorien sind an ausgedienten Orgelpfeifen befestigt. Demnächst werde es eine Schatzkiste geben, in die kommt hinein, was Anette Schmidt und ihre ehrenamtlichen Helfer in den Büchern finden, handgeschriebene Kochrezepte, Fotos, Lesezeichen, Widmungen.

Die Bücherkirche hat ganzjährig täglich geöffnet. Neben Einwohnern aus Axien und Umgebung lassen sich jetzt im Sommer viele Radwanderer durch das Banner am Eingang in die Kirche locken. Sie stöbern in den Regalen und schauen sich das Gotteshaus an - oder umgekehrt.

Manche überbrücken die Mittagshitze mit einer Lesepause im kühlen Kirchenschiff. Bücher mitnehmen ist erlaubt, man muss sie auch nicht wiederbringen. Und wer gerade kein Buch zum Austausch zur Hand hat, kann gern eine Spende da lassen. (mz)