Annaburger Heide Annaburger Heide: Jäger mit Glück

Annaburg - Aufgabe von Jägern ist es neben anderem, das Gleichgewicht zwischen Tier und Pflanzenwelt im Wald zu wahren. Der heiße Sommer und ein warmer Herbst wurden nicht nur zur Freude der Menschen, sie bescherten den Wildtieren auch Futter im Überfluss. In Folge dessen steigt die Population der Tiere erheblich. Gezieltes Bejagen des Wildes soll dem etwas Einhalt gebieten, letztlich auch zum Schutz der Pflanzen des Waldes.
Mehr als 100 Schützen und 15 Hundeführer hatten sich zur letzten Drückjagd des Jahres in der Annaburger Heide eingefunden. Eingeladen hierzu hatte sie der Bundesforstbetrieb. „Insgesamt war die Jagdsaison 2018 schon sehr erfolgreich. Mit dem Ergebnis dieser Jagd wollen wir die Abschussquoten endgültig erfüllen“, erläuterte Jagdleiter René Bruschke, gleichzeitig Leiter des Betriebsbereiches Ost im Bundesforstbetrieb Mittelelbe.
Zu denen, die der Einladung nach Züllsdorf folgten, gehörte auch Gunnar Gaul aus Peine. Der Niedersachse stammt aus Magdeburgerforth bei Möckern im Jerichower Land und ist der Jagd seit langem verbunden. Bisher allerdings nur als Jagdhornbläser. Seit 1986 bläst er ins Jagdhorn, leitet in Magdeburgerforth auch eine Jagdbläsergruppe.
„Irgendwann dachte ich mir: Jetzt bis du schon lange mit dem jagdlichen Brauchtum vertraut, warum wirst du nicht Jäger“, betonte er und fügte an, dass er es nach den bisherigen Erfahrungen bedauere, diese Entscheidung nicht viel früher getroffen zu haben.
Besonderes Erlebnis
In Niedersachsen sei er ab und an auf eine Jagd mitgegangen. Dort jedoch lassen die natürlichen Gegebenheiten überwiegend nur Jagden auf Niederwild zu. Eine Rotwildjagd, wie sie in Züllsdorf stattfand, sei daher für ihn etwas Besonderes, erzählte er. Entsprechend aufgeregt war der 40-Jährige schließlich, nachdem er in der Annaburger Heide auf dem ihm zugewiesenen Hochsitz Platz genommen hatte.
Größere Rudel Rotwild sah Gaul in unmittelbarer Nähe vorbeiziehen, allerdings in so schlechter Position, dass ein Schuss sich für ihn als verantwortungsvollem Jäger verbot. Mehr Glück hatte er dafür mit dem Frischling, den er erlegte. „Ich sah das Schwarzwild bereits von Weitem kommen und spürte in dem Moment das Adrenalin in mir aufsteigen. Dass ich das Tier gut getroffen, es nicht gelitten hat, freut mich um so mehr“, sagte er.
Für ihn als Jungjäger, der man die ersten drei Jahre nach abgeschlossener Prüfung ist, sei dies das erste Schalenwild, das er erlegen durfte. Was damit geschehen soll, weiß der gelernte Koch ganz genau. „Es wird mir eine doppelte Freude sein, es meiner Familie zuzubereiten“, blickte er voraus.
68 Stück Schwarzwild, 34 Rehe und 28 Stück Rotwild brachten die Jäger im Verlaufe beider Tage zur Strecke. Gesichtet wurden während dieser Zeit auch drei Wölfe, was jedoch keine Komplikationen verursachte. Für den Rest des Jahres zieht nun wieder Ruhe im Wald ein. Erst nach dem Jahreswechsel werden Jäger wieder in der Heide unterwegs sein.
Große Schäden im Wald
Für die Flora der Annaburger Heide waren die vergangenen zwölf Monate - im Gegensatz zu den Bewohnern - besonders stressig. Heftige Sturmschäden und ein Großbrand haben dem Waldbestand gehörig zugesetzt. Langfristig gilt es für die Bundesforst daher, den Wald so schnell wie möglich wieder „in die Bahn“ zu bringen. Zumindest die Sturmschäden sind zu großen Teilen aufgearbeitet.
Um die dadurch entstandenen Lücken im Bestand zu schließen, gibt es nur zwei Wege: die kostenintensive Wiederaufforstung oder die deutlich preiswertere natürliche Verjüngung des Waldes. Letztere setzt aber voraus, dass der Wildbestand der Heide den Pflanzenwuchs zulässt. Genau diesem Anliegen diente auch die Drückjagd.
(mz)