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4. Internationales Schlittenhunderennen 4. Internationales Schlittenhunderennen: 49 Starter und 300 Hunde in Wörlitz

Von Ilka Hillger 19.02.2018, 11:01
Lokalmatador Silvio Spruth legte sich mit seinen Huskys nach einem fulminanten Start mächtig ins Zeug.
Lokalmatador Silvio Spruth legte sich mit seinen Huskys nach einem fulminanten Start mächtig ins Zeug. Thomas Klitzsch

Wörlitz - Schlittenhunde haben Vorfahrt. Rund 50 Mal sperrt die Polizei Sonnabend und Sonntag jeweils für ein paar Minuten die Straße zum Wörlitzer Großparkplatz. Mal mit einer und manchmal auch mit bis zu acht Hundestärken sausen dann die Trainingswagen über den Asphalt, rollen auf den Radweg und haben nur noch ein paar hundert Meter vor sich bis zum Ziel auf dem Wörlitzer Sportplatz.

Mit dem 4. Internationalen Schlittenhunderennen hat die Parkstadt am Wochenende einen Monat vor dem traditionellen Frühlingserwachen schon ein wenig die Saison eröffnet. 49 Starter hat der Sportverein Reinrassiger Schlittenhunde dafür in den Ort geholt. Vor einem Jahr waren es knapp über 30. „Es spricht sich herum, dass es hier sehr schön ist“, sagt Wolf-Dieter Polz.

Mit Petra Linke teilt sich der Rennleiter an beiden Tagen das Mikrofon und informiert die zahlreichen Zuschauer hinter den Absperrbändern über die startenden Teams in zwölf Kategorien und die Besonderheiten des Schlittenhundesports. Das Beste kommt an beiden Tagen dabei zum Schluss. Nachdem die Frauen und Männer mit dem Velo oder auch laufend gestartet sind, werden die Gespanne ab der Mittagszeit immer größer.

Die Geschichte des Schlittenhundesports der Neuzeit wird mit einem Ereignis im Januar 1925 in Verbindung gebracht. In der kleinen Stadt Nome im entlegenen Nordwesten Alaskas war eine Diphtherie-Epidemie ausgebrochen. Die einzige Möglichkeit, Medikamente in die eingeschneite, von zugefrorenem Meer umgebene Stadt zu bringen, waren Hundeschlitten.

Der Staffellauf von 20 Mushern und ihren Schlittenhunden über 1.085 km von Nenana nach Nome bei zuweilen -57 Grad Celsius innerhalb von fünfeinhalb Tagen ging als Serum Run to Nome oder auch Great Race of Mercy in die Geschichte ein. Der normale Postschlitten hätte für diese Strecke 25 Tage gebraucht. Die Musher und ihre Hunde genossen große Aufmerksamkeit in dem damals neuen Medium Radio, und Zeitungen in den gesamten Vereinigten Staaten berichteten über den Verlauf des Serumtransports.

Balto, der Leithund des Gespanns, das die letzte Etappe nach Nome zurückgelegt hat, wurde mit einer Statue im New Yorker Central Park geehrt.

Mit acht Hunden treten schließlich am frühen Nachmittag beider Tage drei Starter an, unter ihnen der Lokalmatador Silvio Spruth aus Schleesen.

Polz spricht von der Formel 1 des Schlittenhundesports und Spruth stellt das sogleich unter Beweis. Für seine Fans legt der Musher – so werden die Schlittenhundeführer korrekt genannt – einen sehenswerten Kavalierstart hin. Sekundenlang hängen die beiden Vorderreifen des selbstgebauten Trainingswagens in der Luft. Die Menge raunt und staunt und schon ist Spruth mit seinem Gespann verschwunden. „Ein bisschen Show gehört auch dazu“, weiß Wolf-Dieter Polz, immerhin habe solch ein Gespann mit acht Hunden eine Zugkraft von zwei Tonnen.

Am Wochenende konnten die Huskys, Alaskan Malamute oder auch Grönlandhunde ihre Führer besonders gut über die 5,2 Kilometer lange Strecke ziehen. „Das Wetter hat gut mitgespielt“, bilanziert Polz am Sonnabend. Vor allem war es nicht zu warm. Der Rennleiter erinnert sich noch an das erste Rennen in Wörlitz, als frühlingshafte Temperaturen Starts für die Hunde verhinderten. Aber eines ist dann doch wieder so wie beim Beginn der Wörlitzer Schlittenhunderennen. Man hat sich diesmal für die Strecke der Auftaktveranstaltung entschieden. „Wir laufen wieder vor dem Deich“, erklärt dies Polz, denn dahinter wäre es selbst für die hartgesottenen Hunde und deren Musher zu feucht gewesen. „Da hätten sie wohl teilweise schwimmen müssen“, berichtet der Rennleiter von den feuchten Wiesen.

Insgesamt, so Polz, habe sich die Hundezahl in Wörlitz mit der diesjährigen Veranstaltung an einem Wochenende um rund 300 Tiere erhöht. Nicht alle vierbeinigen Gäste würden freilich an den Start gehen. „Bei uns dürfen auch die älteren Tiere, die nicht mehr starten, mitfahren“, sagt Wolf-Dieter Polz. Hunde und Besitzer haben an diesen beiden Tagen mit Boxen für die Tiere und Wohnwagen für die Besitzer den Sportplatz in Beschlag genommen.

Dazwischen hat das Publikum Gelegenheit, mit den Hundesportlern ins Gespräch zu kommen. Für den Verein Reinrassiger Schlittenhunde ist es der vorletzte Lauf in dieser Saison. Mitte März, so kündigt es Wolf-Dieter Polz an, findet am Strand von Usedom das Prominentenrennen statt, das vor einem Jahr immerhin rund 40.000 Zuschauer zählte und 37.000 Euro als Spende an die Welthungerhilfe brachte. Rund 30 Prominente treten dann dort an.

Wörlitz mag da unspektakulärer sein, aber dem Verein ist die Parkstadt mindestens ebenso wichtig. Diesmal soll kein ganzes Jahr vergehen, bis die Musher wiederkommen. Sie stellen schon im September die Wohnwagen auf dem Hundesportplatz auf. Der Verein hat beschlossen, sein Sommerfest hier zu feiern, gemeinsam mit den Wörlitzer Hundesportlern. (mz)

Angespannt wird: Nicht so einfach machen es die aufgeregten Huskys ihrem Besitzer und Helfern, wenn es endlich losgehen soll.
Angespannt wird: Nicht so einfach machen es die aufgeregten Huskys ihrem Besitzer und Helfern, wenn es endlich losgehen soll.
Th. Klitzsch
Eine kleine Schmuse-Einheit vor dem Rennen vergibt Svenja Krysat.
Eine kleine Schmuse-Einheit vor dem Rennen vergibt Svenja Krysat.
Klitzsch