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Tragödie in Bad Schmiedeberg 13-Jähriger Schüler Fabian aus Bad Schmiedeberg: Gewaltsamer Tod

Von Marcel Duclaud 08.03.2016, 18:25
Der Ort, an dem der 13-jährige Fabian in der Nähe von Bad Schmiedeberg sein junges Leben verlor. Eine Kerze erinnert an den Schrecken.
Der Ort, an dem der 13-jährige Fabian in der Nähe von Bad Schmiedeberg sein junges Leben verlor. Eine Kerze erinnert an den Schrecken. Thomas Klitzsch

Bad Schmiedeberg - Eine Stadt ist erschüttert. Die Nachricht vom Tod des 13-jährigen Fabian, der sein Leben noch vor sich hatte, verbreitet sich wie ein Lauffeuer und ist Hauptgesprächsthema - in Schulen, Geschäften, Unternehmen. Am Dienstagabend erfährt der Schock noch eine Steigerung. Vermutlich ist es kein Unfall, sondern ein gewaltsamer Tod. „Der vorläufige Befund der von der Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau veranlassten Obduktion spricht gegen einen Unfall und ein Sexualdelikt. Er legt Fremdeinwirkung mit massiver Gewalt nahe“, heißt es in einer knappen Pressemitteilung.

Tiefe Trauer in Bad Schmiedeberg

In der Mitteilung ist zudem davon die Rede, dass „inzwischen Angaben eines Minderjährigen zum Geschehen“ vorliegen, die noch der Überprüfung bedürfen. Was das genau heißen soll, war von der Polizei gestern nicht zu erfahren. Es könnte sein, dass der Junge gemobbt und geschlagen wurde. Das zumindest besagen Gerüchte, die in der Stadt kursieren.

Den ganzen Tag über werden Trauer und Mitgefühl mit den Angehörigen formuliert - nicht zuletzt auf der Facebookseite der MZ. „Kraft und Beileid den Angehörigen“, heißt es dort immer wieder. Bilder mit Kerzen werden gepostet. Besondere Bestürzung hat die Tragödie dort ausgelöst, wo der Junge aus Bad Schmiedeberg einen großen Teil seiner Zeit verbrachte: in der Sekundarschule der Kurstadt. „Die Kinder sind völlig aufgelöst, ist doch klar“, heißt es von dort. Zur Tagesordnung überzugehen, ist nicht einfach möglich am Morgen danach. „Wir machen alles, um die Situation für die Kinder abzufedern“, sagt Schulleiter Roland Bette. Nach seinen Worten befinden sich Schulpsychologen im Einsatz.

Rätselraten und Gerüchte über Tod des 13-Jährigen

Einige Jungs, die auf den Bus warten, machen betretene Gesichter. „Ich kannte ihn vom Hapkido-Verein“, bemerkt einer. In der Schule habe es viele Fragen gegeben. Er hat gehört, Fabian sei zu einem Freund spielen gegangen - ist danach aber nicht mehr zu Hause angekommen. Die Familie hat die Suche schnell veranlasst, der Junge soll stets pünktlich gewesen sein. Dass sie verunsichert sind, räumen die Schüler ein: „Wir schauen jetzt genau hin.“

Dass die Unruhe beträchtlich ist, berichtet der Ortsbürgermeister von Bad Schmiedeberg, Michael Müller. Kein Wunder, wenn die Hubschrauber über der Stadt kreisen und mit Hunden nach einem vermissten Kind gesucht wird. Es herrsche große Betroffenheit: „Das nimmt die Leute hier schon sehr mit“, erklärt Müller und bemerkt, dass von Sensationslüsternheit nichts zu spüren sei.

Die Gerüchteküche aber brodelt natürlich. Es wird spekuliert, um welche Familie es sich handelt - in so einer kleinen Stadt kennen sich die Menschen. Es wird spekuliert, was die genaue Ursache des tragischen Todes sein könnte. Die Polizei hatte zunächst nichts zu den Umständen verlauten lassen und auf die Obduktion verwiesen. Die Spekulation einer Zeitung, wonach der Leichnam Kopfverletzungen aufwies, die von einem Sturz stammen könnten, sind am Vormittag ausdrücklich dementiert worden.

Gerüchte nach Hubschraubereinsatz der Polizei

Die Ungewissheit macht zu schaffen. Kein Wunder, dass Deddo Lehmann, Kurdirektor von Bad Schmiedeberg hofft, der Fall möge so schnell wie möglich aufgeklärt werden. „Gerüchte verbreiten sich schnell. Das hilft niemandem.“ Auch er spricht von den Hubschraubern, die über der kleinen Stadt kreisten: „Es ist eine große Betroffenheit zu spüren, sowohl bei uns im Unternehmen als auch auf den Straßen.“ Unterdessen laufen die Ermittlungen der Polizei weiter, auch noch am Ort der Tragödie - ein kleiner terrassierter Berg zwischen einem Feld und Gärten, noch in Sichtweite der Kurkliniken. Die Spurensuche war am Montag noch nicht beendet, sie wird am Dienstag fortgeführt von rund 20 Bereitschaftspolizisten aus Magdeburg und Kriminalisten der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Ost. „Wir wollen sichergehen, dass nichts übersehen wurde“, begründet deren Sprecher Sebastian Opitz die erneute Spurensuche.

Vor Ort ist auch ein Schlüsseldienst, weil unweit des Fundortes eine Hütte und ein Wohnwagen entdeckt werden. Die Polizisten haben beide durchsucht - ohne Erkenntnisse zu gewinnen, die helfen würden, das Geschehen zu verstehen. Die Kriminalisten beschäftigen mehrere Fragen - eine davon lautet: Warum wurde Fabian, dessen Familie im Zentrum der Kurstadt lebt, in dem Wäldchen zwischen Bad Schmiedeberg und Korgau gefunden. „Eigentlich gehört er doch in die Stadt“, sagt Opitz. Der Polizeisprecher bestätigt allerdings die Information der Kinder, dass der 13-Jährige dort womöglich spielen war: „Wir haben Erkenntnisse, dass er mit Gleichaltrigen unterwegs war.“

Das alles ist so furchtbar, sagt Marion Sommer-Manns, die in der Stadt eine Begegnungsstätte betreibt. „So ein kleiner Junge, es gibt nichts Schlimmeres als ein Kind zu verlieren.“ Am Haus von Fabian ist es ganz still. Ein Mann beugt sich aus dem Fenster, Gram steht ihm im Gesicht geschrieben. Mit der Presse reden möchte er nicht. (mz)