Zeltplatz Zeltplatz Seeburg: "See in Flammen" am Süßen See zwischen Halle und Eisleben begeistert Camper

Seeburg - Exotik pur und Ausnahmezustand am Süßen See. Der Grund: das größte Event des Jahres zwischen Halle und Eisleben. Samstagabend heißt es dort wieder „See in Flammen“. Latino-Rhythmen, Lasershow und ein musikalisches Feuerwerk verwandeln das Ufer in eine geile Meile. Die Dauercamper an der Nordseite des fast fünf Kilometer langen Gewässers erwarten das Spektakel derweil mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Das Gelände platzt aus allen Nähten. Nur wer mit ganz kleiner Ausrüstung anreist, findet an diesem Wochenende vielleicht noch eine Lücke.
Dauer-Camper gibt es auf vielen der 66 Zeltplätze in Sachsen-Anhalt. Beliebt sind die für sie reservierten Stellflächen am Bergwitzsee, einem ehemaligen Tagebau am Rand der Dübener Heide. Als Objekte der Begierde gelten auch die abgesteckten Rechtecke an der Unstrut nahe Naumburg. Ein Fünfer im Lotto oder gar ein Erbstück - das ist aber der Platz an der Sonne am Süßen See. Nirgendwo in Sachsen-Anhalt tummeln sich mehr Dauer-Camper, auf 180 Parzellen verteilt - alle Unterkünfte sauber ausgerichtet, in Reih und Glied.
Toskana des Nordens
Steht der See in Flammen, dann besitzt man von dort den besten Ausblick auf das wilde Treiben. Gleichzeitig empfindet ein Teil der Urlauber, ist zu hören, die pulsierende Szenerie mit tausenden Besuchern rund um das romantische Seeburger Schloss durchaus auch als Ruhestörung. „Okay, das ist mal eine tolle Abwechslung, glücklicherweise aber nur einmal im Sommer“, sagt Holger Gerlach. Das klingt mehr oder weniger verständnisvoll. Jedes Wochenende so ein Trubel, das wäre aber auch ihm echt zu viel.
Vor sieben Jahren entdeckte Gerlach per Zufall die Toskana des Nordens, wie der Thüringer den Landstrich seither nennt, für sich. Längst schwärmt der Hundebesitzer: So ein Stellplatz für den Wohnwagen direkt am Wasser, das sei einfach das Paradies. Schwimmen, surfen, grillen, angeln - da kann nach den Worten des Versicherungsfachmannes aus Nordhausen gar keine Langeweile aufkommen. Oft genüge ein Blick schon über den bis zu 800 Meter breiten See. „Dann kommt einfach ein Gefühl von ganz großer Freiheit auf.“
Ob Südwind, Hobby, Azur oder Eifelland - egal, welcher Typ Wohnwagen da steht: Die meisten Campingfreunde verstehen den Stellplatz praktisch als Zweitwohnsitz. Entsprechend investieren sie dafür einiges. Sie belassen es nicht bei der jährlichen Abgabe, die je nach Größe zwischen 700 und 1.400 Euro betragen kann. Gerlach erinnert sich an die Heidenarbeit, die es kostete, das schlammige Ufer im hinteren Bereich des Zeltplatzes zu stabilisieren. „Ein alter wackliger Steg musste weichen.“ Tonnenweise Steine, angeschafft auf eigene Kosten, befestigen inzwischen das Gelände gegen heranbrausende Wellen. Drainage, Rasenkante und Pflaster komplettieren das Geviert am Weidenbaum.
Was einen Campingplatz mit vier Sternen ausmacht
Mitten in der Natur, aber auch nicht ganz ihr ausgeliefert, das macht oftmals den Reiz des Campens aus. Mal schnell ein Bad bei jetzt 23 Grad Celsius Wassertemperatur oder ein kurzweiliger Ausflug in eine nahe gelegene Straußwirtschaft im Weinberg - vieles ist möglich, aber nichts muss. Diese Art von Unabhängigkeit schätzt die 75-jährige Helga Schreck aus Halle als „dienstälteste Camperin“. Seit mehr als fünf Jahrzehnten zieht es sie von Ostern bis Oktober in die Idylle: Küche im Vorzelt, Sitzecke mit Fernseher, auch Gardinen fehlen nicht. In dieser Umgebung schmeckt ein knusperfrisches Schnitzel, traditionell das Leibgericht auf dem Platz der Dauercamper, noch einmal so gut.
Sven Tangermann muss auf Arbeit viel bewegen, auch nachts. DHL am Flughafen in Leipzig, sein Arbeitgeber, kennt keine Ruhe. Die findet der Hallenser erst auf seinen 40 Quadratmetern am Süßen See, die für ihn das große Glück bedeuten. Eigentlich könnte er hier nur ausruhen. Doch das genügt dann doch nicht. „Immer ist etwas zu tun.“ Der schmale Grasstreifen rund um den Wohnwagen herum darf getrost mit dem Rasen der englischen Königin konkurrieren. Plastikkästen mit Studentenblumen verschönen den Zaun am trauten Heim. Gießen gilt als erste Bürgerpflicht. Und Unkraut bleibt ohne jede Chance. Diverse hölzerne Auf- und Anbauten lassen das handwerkliche Geschick des Besitzers erahnen.
Adrian, Aurelia, Lavinia! Ruft Christel Schade nach ihren drei Enkelkindern, dann muss sie auf dem Zeltplatz nicht lange auf Antwort warten. Entweder sind sie vor der Wohnwagentür gleich am Wasser oder auf dem Spielplatz oder einer der Nachbarn sieht das Trio gerade irgendwo auf Entdeckertour. Die Geschäftsfrau aus Nordhausen nennt den See eine Liebe auf den ersten Blick. „Mein Mann und ich sind 45 Jahre verheiratet, hier wollen wir zusammen alt werden.“
Damit gehört das Pärchen zu den liebsten, weil verlässlichsten Gästen von Zeltplatz-Chef Andreas Ludwig. Sauberes Wasser, heiße Sommer - nicht alle begnügen sich damit. Moderne Sanitäranlagen, elektronische Medien, frische Brötchen vom Dorfbäcker, so etwas bringt Zusatzpunkte in der Gunst der Gäste, die immer häufiger auch aus dem Ausland kommen. Deshalb habe man viel Geld in die Infrastruktur des Platzes investiert. Vier Sterne vom Deutschen Tourismusverband bezeugen den erreichten Stand. Jetzt sind einige Übernachtungsfässer und eine Grillhüte dazu gekommen. Doch auch scheinbare Kleinigkeiten zählen: Mückenschutzmittel gibt es an der Rezeption. (mz)

