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Ausgaben sollen in den Haushalt eingeplant werden Warum ein „Nothandy“ für den Südharzer Bürgermeister Rettig angeregt wurde

Von Helga Koch Aktualisiert: 27.05.2021, 18:52
Symbolbild
Symbolbild (Foto: Fabian Sommer/dpa)

Südharz - Doch, das gibt es: Der Haupt- und Finanzausschuss der Gemeinde Südharz hat vorm Ende der diesjährigen Haushaltsdebatte eine weitere Ausgabe in Höhe von 250 Euro angeregt, um Bürgermeister Ralf Rettig (parteilos) mit einem Diensthandy auszustatten. Damit soll er im Notfall für Ortsbürgermeister oder Ratsmitglieder erreichbar sein. Rettig, der für seine Abneigung gegen Handys bekannt ist, lenkte am Ende ein: „Dann definieren wir es vielleicht so - Nothandy.“

Der Antrag stammte von Andreas Schmidt (Bürgerliche Mitte Südharz), der auch Ortsbürgermeister in Hainrode ist. Er hatte an einem Wochenende Anfang Februar erst nach aufwendiger Recherche herausgefunden, wem das Grundstück gehört, auf dem eine Wasserleitung zerfroren war. Hainrode war ohne Wasser, die Reparatur drängte. Doch den Bürgermeister, der durch einen Blick in die Grundstücksdaten hätte helfen können, konnte Schmidt nicht erreichen. „Deshalb beantrage ich ein Diensthandy für den Bürgermeister.“

Ralf Rettig: „Es hat die ganzen Jahre funktioniert“

Nach Dienstschluss, schaltete sich Hauptamtsleiterin Anja Wöbken ein, gebe es eine Rufbereitschaft der Verwaltung. Die Nummer sei bei der Leitstelle hinterlegt. Aber wie erreiche die Verwaltung den Bürgermeister, staunte die Ausschussvorsitzende Yvonne Wernecke (Uftrunger Liste), wenn er zum Termin in Sangerhausen sei und dringend etwas besprochen werden müsste? „Es gibt schon Mittel und Wege, ihn zu erreichen“, beschied Wöbken. Rettig, seit 2010 an der Spitze der Südharz-Verwaltung, meinte: „Es hat die ganzen Jahre funktioniert.“ Doch Schmidt widersprach und erinnerte an den Rohrbruch. Und auch zwischen Dienstschluss und Nacht, zum Beispiel um 18.20 Uhr, müsste ein Bürgermeister noch erreichbar sein.

Peter Kohl (Uftrunger Liste) schüttelte nur den Kopf: „2010 hätte ich das Argument vielleicht noch akzeptiert, aber jetzt?“ Rettigs Einstellung, meinte Jens Lange (AfD), sei wohl nicht mehr ganz zeitgemäß. „Es gibt diese Art von Jobs, wo man eine solche Haltung nicht einnehmen kann.“ Und darunter zähle auch das Amt eines Bürgermeisters. (mz)