Bundestagswahl 2021 Wahlkreis 74: Farle, Bodtke und Budde im Bundestag, Schweiger nicht
Mit marginalen 202 Stimmen Unterschied sichert sich der AfD-Kandidat den Sitz im Bundestag vor Torsten Schweiger (CDU), der den Sprung nach Berlin verpasst. Die SPD holt die meisten Zweitstimmen.
Sangerhausen/MZ - Es ist 22:34 Uhr und viereinhalb Stunden nach Schließen der Wahllokale ist immer noch nichts entschieden. Es ist vielmehr das wohl spannendste Wahlrennen, das der Wahlkreis Mansfeld und mit ihm der Landkreis Mansfeld-Südharz je erlebt hat und jetzt auf einen Spannungshöhepunkt zusteuert. Zu diesem Zeitpunkt fehlen Torsten Schweiger (CDU) noch 56 Stimmen, um an Robert Farle (AfD) doch noch vorbeizuziehen.
Eine Aufholjagd war dem vorausgegangen, denn während des gesamten Abends lag Farle vorne, teilweise sogar fünf Prozentpunkte. Dann kamen die Briefwahlstimmen. 56 Stimmen nun also kurz nach halb elf Uhr, 56 von rund 31.000 für beide Kandidaten. Es sind noch 18 Wahllokale auszuzählen. Wenig später hat Torsten Schweiger gar nur eine einzige Stimme Rückstand. 31.668 zu 31.669.
Es bahnt sich ein Wahl-Krimi an und das Zünglein an der Waage ist ironischerweise unter anderem das Seegebiet Mansfelder Land, jene Region also, in der Robert Farle wohnt. Und genau dort stabilisiert er seinen Vorsprung wieder leicht. 23.37 Uhr ist es dann entschieden: Mit 202 Stimmen Vorsprung siegt Farle am Ende gegen Schweiger. 25,07 Prozent zu 24,92. Für den Sangerhäuser ist das besonders bitter, bedeutet das aller Wahrscheinlichkeit nach, dass er den Wiedereinzug in den Bundestag um Haaresbreite eben nicht schafft – Platz sechs auf der Landesliste reicht nicht.
Dabei geht fast unter, dass es sogar lange mehr oder weniger ein Dreikampf um das Direktmandat ist, denn Katrin Budde (SPD) liegt zwischendurch auch nur einen Prozentpunkt hinter Schweiger, zwei hinter Farle. Letztlich hatte sie knapp 2.000 Stimmen weniger als Wahlsieger Farle. Und: Die SPD holte mit 24,39 Prozent die meisten Zweistimmen im Wahlkreis, lässt die AfD (23,92) und die CDU (21,59) hinter sich. „Wir haben unheimlich zugelegt und ein sehr gutes Ergebnis eingefahren“, sagte Katrin Budde am Abend der MZ.
„Schade, dass es so knapp nicht zum Direktmandat gereicht hat.“ Am Ende sah allerdings alles danach aus, dass Budde über die Liste dennoch den Sprung nach Berlin geschafft hat, weil die SPD mit über 25 Prozent der Zweistimmen in Sachsen-Anhalt über fünf Mandate verfügen dürfte und sie neben den vier Direktmandaten als Zweite auf der Landesliste nachrücken konnte.
Die endgültige Bestätigung der fünf Mandate blieb am späten Abend aber noch aus. Relativ früh am Abend war hingegen schon klar, dass sich Ingo Bodtke (FDP) über den Listenplatz zwei den Platz im Bundestag sichern konnte. „Ich freue mich über das Ergebnis“, sagte Bodtke am Abend und bedankte sich für das Vertrauen der Wähler. Bereits am Montag habe er einen Termin in der Berliner FDP-Fraktion. „Für mich beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt“, blickte der Wimmelburger voraus.