Hochbetrieb am Süßen See Seeburg: Campinglatz am Süßen See ist ausgebucht

Seeburg - Martin Glaser – Sonnenbrille, Käppi und Palmen-Badehose - steht der Süße See bis zum Bauch. Um sein Boot für die Saison fit zu machen, werkelt er an seinem „Hellwig“, zurrt die Seile fest und steigt aus dem Wasser. „Wie viel nimmt der See dieses Jahr ab?“, fragt er. „Weiß nicht, musste mal orakeln“, antwortet der Herr in roter Badehose auf der anderen Seite des Stegs.
Der Wasserstand im letzten Jahr war sehr niedrig. Dieses Jahr ist es anders, nach dem Starkregen ist der Pegel des Süßen Sees etwas gestiegen. Seit 1993 campt der Rentner an der gleichen Stelle am Süßen See, täglich kommt er zum Wohnwagen am Nordufer. Abends fährt er nach Hause nach Halle.
Campingplatz am Süßen See bis August ausgebucht
Seit 28. Mai sind Camping- und Zeltplatz der Seenlandschaft Südharz GmbH wieder geöffnet. Am Nordufer finden Camper auf 3,3 Hektar bis August keinen Platz mehr: Die 200 Stellplätze sind komplett ausgebucht. Auf 160 Plätzen für Dauercamper und 40 für Besucher befinden sich nach Angaben der Betreiber über 400 Gäste. „Wir merken, dass die Nachfrage stark zugenommen hat“, sagte Mitarbeiterin Susanne Wolter-Nowack der MZ am Donnerstag. Es gebe noch eine Reserve von zehn Notstellplätzen mit schlechterer Lage – selbst die sind ausgebucht.
Am Ufer auf dem Campingplatz sind es knapp 30 Grad, hier sonnen sich Urlauber von nah und fern. „Wegen Corona haben wir gesagt: Jetzt bleiben wir in Deutschland“, verrät ein Ehepaar aus Mittelfranken. „Es gibt so schöne Ecken.“ Das Paar war zuvor eine Woche im Spreewald campen, Kanu fahren, Grillen und Wandern standen auf dem Tagesplan. Seeburg ist für sie ein Geheim-Urlaubstipp.
Corona-Einschränkungen gibt es am Nordufer nur noch wenige, der Campingbetrieb wurde weitestgehend normalisiert. Neben den üblichen Hygienevorschriften gelten auf dem Zeltplatz Abstandsregeln – es dürfen maximal zehn Personen zusammen in einem Zelt schlafen, die Sanitäranlagen nur mit Mundschutz betreten werden.
„Wenn man herkommt, fängt der Urlaub an“
„Wenn man herkommt, fängt der Urlaub an“, sagt Irmgard Glaser von der Terrasse vor ihrem Wohnwagen. Seit 1991 campt sie mit ihrem Mann am Ufer. „Wir haben den schönsten Platz“, sagt die Kassiererin in Rente und schaut Richtung See, wo sich die Segelboote tummeln. Der Starkregen Mitte Juni hat sie verschont, das Wasser stand nur bis zum Zaun. „Zum Glück“, sagt sie.
Sie unterhalte sich regelmäßig mit den Nachbarn, langweilig werde es selten. Ab und zu fahren sie auch zusammen mit dem Boot raus. Sie kochen, backen und gehen zusammen baden. Das Problem ist die Wasserqualität. Nach dem Baden habe sie Ausschlag und spüre einen starken Juckreiz.
„Campen ist mein Leben“
„Seeburg“ steht auf dem gelb-grauen Fendt-Campinganhänger. Im Schatten sitzt Uwe Rust und raucht Zigarre. Es riecht nach Vanille, im Hintergrund läuft Radio. „Ich musste einfach mal wieder raus - das hier ist das Paradies“, sagt der Mann aus Braunlage im Harz. Uwe Rust – Hawaiihemd, Hut und breites Lächeln – lässt sich schwerlich aus der Ruhe bringen. Am Abend trifft sein Kumpel aus Wernigerode ein, die beiden haben eine Woche Urlaub zusammen geplant.
„Campen ist mein Leben“, verrät der Mann aus dem Harz. In seinem Anhänger hat er alles, was er zum Leben braucht: Ein Zimmer, Bett, Küche, Bad, Radio – Campingstuhl, Tisch und Kontaktgrill stehen auf dem Rasen davor. Mit seinem Elektrorad fährt er täglich einmal um den See - aber ganz gemütlich. (mz)