Reformationsjubiläum Reformationsjubiläum: Die Müntzerin in Stolberg

Stolberg - Ob Ottilie von Gersen, verheiratete Müntzer, je in Stolberg war? Schließlich hat sie eine Zeit lang mit ihrer Familie gar nicht so weit weg gewohnt, in Allstedt. Am Sonntag wird sie aber nun ganz sicher in die Harzstadt kommen. Freilich als literarische Figur und natürlich mit Ehemann Thomas Müntzer, der ein gebürtiger Stolberger war.
Vicki Spindler, die aus Sangerhausen stammt und in Berlin lebt, hat das Stück geschrieben. In der szenischen Lesung „Ottilie Müntzer - der Regenbogen endet nicht“ lässt sie Ottilie und Thomas lebendig werden. Im Mittelpunkt steht Müntzers Ehefrau Ottilie, die eigentlich Nonne war, das Kloster jedoch verließ, nach Allstedt ging und schließlich der Legende nach sogar die Regenbogenfahne für die aufständischen Bauern entworfen und mit genäht haben soll.
Spindler freut sich: „Thomas kehrt heim nach Stolberg.“ Die Autorin selbst wird am Sonntag die Rolle der Ottilie von Gersen lesen, der Schauspieler Daniel Minetti den Part des Thomas Müntzer übernehmen. „Ich bin gespannt“, sagt Spindler, „wie sich der Ort Stolberg diesmal einmischen wird.“
Spindler und Minetti im Bad Frankenhäuser Panorama-Museum
Als gebürtige Sangerhäuserin kennt sie all jene Stätten, die mit dem Leben der Müntzers auf irgendeine Weise verknüpft sind und in denen sie ihre Spuren hinterlassen haben: Etwa Allstedt, wo Ottilie und Thomas heirateten und der Pfarrer als erster überhaupt eine Predigt in deutscher Sprache hielt. Oder Mühlhausen, die nächste und zugleich letzte Station des Paares, nachdem die Familie nicht mehr in Allstedt bleiben konnte und wo Müntzer letztlich dem Henker übergeben wurde.
Frankenhausen, wo das Bauernheer unter Müntzers Führung und der Regenbogenfahne die Schlacht schon verloren hatte, ehe die Aufständischen überhaupt zu kämpfen begannen. Schließlich Heldrungen mit der Wasserburg, in der Müntzer gefangen gehalten und gefoltert wurde.
Erstmals lasen Spindler und Minetti im Mai 2015 im Bad Frankenhäuser Panorama-Museum das Stück über den Reformator und zogen das Publikum in ihren Bann. Trotzdem hielt sich das Interesse danach noch in Grenzen. „Sage und schreibe 268 Mails habe ich damals nach der Premiere in Bad Frankenhausen verschickt, bis der Kirchenkreis Bad Frankenhausen-Sondershausen auf uns aufmerksam wurde“, erinnert sich Spindler. Das zweite Mal war sie, wiederum mit Minetti, im vorigen Sommer zum Kreiskirchentag in Allstedt zu erleben.
Das Interesse am Stück wächst
Mittlerweile haben sie aber auch schon im Berliner Theater im Palais das Publikum begeistert, wie Zuschriften von Zuschauern bezeugen. Das passe bestens, findet Spindler, zumal im Theater im Palais außerdem das Stück „Mein Herr Käthe“ über Martin Luthers Familie und Wirken auf dem Spielplan steht.
Weitere Lesungen der „Ottilie“ werden in Quedlinburg, in Berlin und voraussichtlich im Herbst in Zwickau folgen, sagt Spindler. Inzwischen habe auch der MDR nachgefragt. Das steigende Interesse an ihrem Stück freue sie, denn Ottilie und Thomas sind ihr sichtlich ans Herz gewachsen.
Die szenische Lesung „Ottilie Müntzer - der Regenbogen endet nicht“ ist am Sonntag, 12. Februar, 16 Uhr, im Stolberger Schloss zu erleben. (mz)
