Nummernschilder in Mansfeld-Südharz Nummernschilder in Mansfeld-Südharz: SGH, HET und EIL werden immer beliebter

Sangerhausen - Auf dem Parkplatz eines Supermarkts in der Kupferstadt Hettstedt packt Joachim Sels seinen Einkauf in den Kofferaum seines roten Seats. Das Auto ist relativ neu, er hat es im vorigen Jahr gekauft. Und da hat er die Gelegenheit genutzt und ein frisches Kennzeichen geordert: mit dem Kürzel HET für Hettstedt. „Damit zeigt man, dass man hier wohnt. Das finde ich gut“, sagt Sels.
Auch in der Kreisstadt begegnet einem immer häufiger, das Autokennzeichen SGH. Ein subjektiver Eindruck? Wir machen die Stichprobe auf dem Kaufland-Parkplatz in Sangerhausen. Eine lange Reihe von 15 Autos steht nebeneinander – sechs davon haben SGH-Kennzeichen. In der Reihe nebenan stehen 19 Wagen aufgereiht – davon tragen sieben SGH und zwei EIL auf den Schildern.
Spricht dafür, dass die Altkennzeichen inzwischen einen Anteil von 40 bis 47 Prozent am gesamten Fahrzeugbestand ausmachen.
Die offizielle Statistik sagt: Insgesamt ist der Anteil nicht ganz so hoch. Aber die Zahlen aus dem Straßenverkehrsamt der Kreisverwaltung Mansfeld-Südharz zeigen auch: Das Interesse an den altbewährten Kürzeln ist gerade im Sangerhäuser Bereich im vergangenen Jahr sprunghaft gestiegen.
Altkennzeichen sind seit November 2012 wieder zugelassen
Seit November 2012 kann man in Deutschland wieder Kennzeichen von Landkreisen nutzen, die nach den verschiedensten Gebietsreformen von der Landkarte verschwunden sind. Und diese Möglichkeit wurde von den Menschen langsam, aber stetig genutzt.
Bis 2015 hatten sich nach damaligen Angaben der Kreisverwaltung 380 Fahrzeughalter für ihr neu zugelassenes Auto wieder ein SGH-Kennzeichen prägen lassen. Weitere 455 Halter wählten SGH, als sie ihr Auto nach einem Umzug innerhalb des Landkreises ummelden mussten, und noch mal 745 schraubten sich nach der Ummeldung aus einem anderen Landkreis statt MSH lieber SGH an den Wagen.
Macht unterm Strich knapp 1.600 Fahrzeuge, die damals mit SGH-Kennzeichen über die Straßen rollten. Den 380 Neuzulassungen auf SGH standen damals 247 auf ML, 58 auf HET und 97 auf EIL gegenüber, während sich 1.006 Fahrzeughalter bei der Neuzulassung eines Autos für die Großkreis-Variante MSH entschieden.
Jedes fünfte Auto fährt wieder mit dem Altkennzeichen
Inzwischen allerdings sind schon mehr als 9.300 Fahrzeuge wieder mit dem alten Sangerhäuser Kennzeichen SGH unterwegs. Der prozentuale Anteil der Lokalpatrioten lässt sich zwar nicht genau ermitteln, weil die gegenwärtig rund 111.400 im Landkreis zugelassenen Fahrzeuge beim Straßenverkehrsamt nicht mehr nach den Gebieten der Altkreise zugeordnet werden.
Geht man allerdings von den Größenverhältnissen der alten Landkreise Sangerhausen und Mansfeld-Südharz aus und wendet sie auch auf den Fahrzeugbestand an, dann dürfte inzwischen im Sangerhäuser Raum wieder mehr als jedes fünfte Auto mit dem altvertrauten SGH-Kennzeichen unterwegs sein.
Als wir voriges Jahr im Juli unser neues Auto angemeldet haben, kam natürlich SGH dran. Man identifiziert sich doch mit der Gegend, in der man wohnt.
Natürlich haben wir SGH dran. Wir waren damals richtig unglücklich, dass mit dem Kennzeichen MSH der Begriff Sangerhausen völlig verschwunden war.
Sangerhausen ist Sangerhausen, klar haben wir das bei der Zulassung wieder genommen. Bei MSH wurde man immer gefragt: Wo kommt ihr denn her?
Auch im Raum Hettstedt und Eisleben sind die Altkennzeichen ziemlich beliebt. Marco Pfaff, der Verkaufsleiter beim Skoda-Autohaus in Eisleben ist für die Zulassung von Fahrzeugen zuständig. Er sagt: „Die Menschen wählen eher wieder regionalbezogene Kennzeichen wie EIL, SGH oder HET.“ Das gelte besonders für Privatkunden. Hier schätzt er den Anteil derer, die ein Altkennzeichen ordern, sogar auf 75 Prozent. Und das, obwohl ein sogenanntes Wunschkennzeichen zusätzlich Geld kostet.
Offizielle Satistik aus dem Straßenverkehrsamt bestätigt: Altkennzeichen werden immer beliebter
Auch die offizielle Statistik aus dem Straßenverkehrsamt der Kreisverwaltung Mansfeld-Südharz zeigt: Das Interesse an den altbewährten Kürzeln ist durchaus da. Mit dem Kennzeichen EIL für Eisleben reisen gut 2.400 Fahrzeuge, HET für Hettstedt steht an knapp 1.600 Autos.
„Mir ist das Kenzeichen ganz egal“, sagt hingegen der Eisleber Uwe Tressel, während er sein Auto belädt. Und die Hettstedterin Nicole Bussian hat sich bewusst gegen das Kennzeichen HET entschieden: „Ich finde das MSH-Kennzeichen besser, weil es den gesamten Landkreis abbildet“, sagt sie.
Viele Einwohner aus dem Landkreis Mansfeld-Südharz wünschten sich bereits 2010 die Altkennzeichen zurück
Dennoch belegt der steigende Anteil an Altkennzeichen, dass die Initiatoren der Bundesratsinitiative, die sich ab 2010 für die Wiedereinführung der alten Autokennzeichen einsetzten, bei den Menschen ganz offensichtlich einen Nerv getroffen haben. Mitarbeiter und Studenten der Uni Heilbronn befragten damals 30.000 Leute in 200 Städten, ob sie sich ihre alten Kennzeichenkürzel zurückwünschen würden. Fast drei Viertel sagten ja.
Die Sangerhäuser Stadträte klinkten sich gleich 2010 in die Initiative mit ein, zunächst gegen den Widerstand der Kreisverwaltung Mansfeld-Südharz. Dort wünschte man sich, die Einwohner im 2007 gerade erst entstandenen Großkreis würden sich allesamt mit dem neuen Kennzeichen MSH identifizieren.
SGH-Aufkleber der Bürgerinitiative Sangerhausen gingen damals allerdings weg wie warme Semmeln. Nachdem der Bundesrat sich für die Wiedereinführung der alten Kennzeichen ausgesprochen hatte, ließ das Bundesverkehrsministerium sie vor vier Jahren wieder offiziell zu. Seitdem erfreuen sie sich im Raum Sangerhausen großer Beliebtheit. Und das, obwohl das SGH bei der Zulassung sogar ein bisschen mehr Geld kostet als das MSH. Wie für jedes andere Wunschkennzeichen erhebt der Landkreis für die Altkennzeichen eine Zusatzgebühr von 10,20 Euro. (mz)