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Nackt im Südharz Nacktbaden im Südharz: Die FKK-Stränden in Mansfeld-Südharz

Von Grit Pommer 17.08.2017, 11:46
Karin und Peter Siebach haben die textilfreie Liegewiese an der Kiesgrube Roßla für sich entdeckt.
Karin und Peter Siebach haben die textilfreie Liegewiese an der Kiesgrube Roßla für sich entdeckt. Maik Schumann

Sangerhausen - Den Rückgang der Freikörperkultur hat Gregor Gysi letztens in einem Interview mit dem Playboy beklagt. Wie sieht es in der Region damit aus? Bei bestem Badewetter machte sich MZ auf den Weg, um das zu erkunden.

Sechs bis acht Gäste: Zahl der FKK-Besucher in Roßla rückläufig

In Roßla trägt der Wegweiser zum Freibad an der Kiesgrube sogar den hochoffiziellen Zusatz - FKK. Vor Ort bestätigt Schwimmmeister Frank Böckmann: „Doch, es gibt schon einige Besucher in dem Bereich. Aber es ist rückläufig.“ An warmen Tagen nutzen an die sechs, acht Leute die große Nacktliegewiese, die sich an den regulären Badestrand anschließt.

Als die MZ vorbeischaut, sind es genau drei Besucher, die hüllenlos die Sommersonne genießen. Karin und Peter Siebach haben die Kiesgrube erst vor zwei Jahren für sich entdeckt. FKK war schon immer ihr Ding, erzählen die Wallhäuser. „Es ist einfach ein angenehmes Körpergefühl, so ganz ohne Sachen ins Wasser zu gehen“, sagt Karin Siebach. Außerdem sei es schön, in der Sonne zu liegen, ohne dass irgendwo ein Bikini zwickt. Ihr Mann findet es albern, welche Verrenkungen mancher am Textilstrand beim Umziehen anstellt. Als hätten unter den Klamotten nicht sowieso alle das Gleiche.

Beide bestätigen aus eigener Erfahrung, was nach dem Gysi-Interview schon die Soziologen berichtet haben: Inzwischen sind es vor allem Ältere, die textilfrei am Strand liegen. Die Jugend hält sich lieber bedeckt. Und auch im Urlaub mussten sie feststellen, dass FKK nicht mehr so gern gesehen wird. An der polnischen Ostsee ebenso wenig wie an der türkischen Mittelmeerküste. Die beiden mögen zwar FFK, aber wo es nicht hinpasst, tragen sie halt Badesachen. „Wir lassen so viel fallen, wie wir dürfen“, sagt Karin Siebach und lacht. Den Roßlaer FKK-Strand finden unterdessen auch einige Textilbader ganz praktisch - zum Umkleiden. Dort ist es dann komischerweise auch kein Problem, kurz mal blank zu ziehen.

FKK-Bereich am Stausee in Kelbra über Waldpfad zu erreichen

Am Stausee in Kelbra gibt es schon seit Jahrzehnten einen FKK-Bereich östlich vom normalen Badestrand. Man erreicht ihn über einen Pfad, der durch einen kleinen Baumstreifen führt. Nacktbaden hatte dort neben dem freien Körpergefühl schon immer auch einen ganz praktischen Vorteil: Es können sich keine Algenteilchen in der Badehose sammeln.

Die Mitarbeiter im Strandbad kümmern sich auch um den FKK-Bereich, mähen den Rasen und halten im Schilfgürtel einen Zugang zum Wasser frei. „Aber dort hinten ist bei Weitem nicht mehr so viel los, wie es zu DDR-Zeiten mal war“, sagt Marion Hagedorn vom Seecamping Kelbra. Trotzdem gibt es bei Buchungsanfragen am Campingplatz auch immer Leute, die gezielt nach einer FKK-Möglichkeit fragen.

Seit tiefsten DDR-Zeiten war der Gräfingründer Teich nahe dem Josephskreuz ein Geheimtipp für Anhänger des textilfreien Badens. Tief im Wald versteckt liegt der kleine See. Wer dort baden will, muss erst mal an die zwei Kilometer wandern und sich ein bisschen auskennen, damit er ihn auch findet. „Wir werben nicht mit dem See. Aber ich weiß, dass es langjährige Gäste und auch Einheimische gibt, die im Sommer gern dort hingehen“, sagt Claudia Hacker, Leiterin des Bereichs Tourismus in der Gemeinde Südharz.

Alternative in Stolberg: Thyragrotte bietet ab September auch einmal monatlich Nacktbaden an

Seit 2010 sind die FKK-Freuden allerdings getrübt. Ein Graf aus Bayern, dem in der Gemarkung Wald gehört, ließ direkt auf der Liegewiese ein Haus bauen und den Zugang über den Damm zum Teich sperren, Baden ist dort nun kaum noch möglich. Zumindest an dieser Stelle hat Gysi also recht mit seiner Einschätzung, dass westdeutsche Gepflogenheiten das ostdeutsche Nacktbaden zurückdrängen.

In Stolberg gibt es für Freunde des Nacktschwimmens eine Alternative. „Ab September bieten wir in der Thyragrotte wieder an jedem dritten Freitag im Monat die lange Sauna- und Badenacht an“, sagt Hacker. Dann kann man von 21 Uhr bis Mitternacht nicht nur in der Sauna blank ziehen, sondern sich auch faserfrei in die Fluten stürzen.

Dass die Region der Freikörperkultur aufgeschlossen gegenübersteht, zeigt indes auch der offizielle Nacktwanderweg bei Wippra. Seit sieben Jahren darf man an der Talsperre hüllenlos durch die Natur schreiten. (mz)