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Homan-Werk wird stillgelegt Homan-Werk wird stillgelegt: Dämmstoffhersteller in Berga kündigt 84 Beschäftigten

Von Karl-Heinz Klarner 29.08.2018, 08:35
Der Dämmstoffhersteller in Berga aus der Luft. Ende des Jahres wird das Werk stillgelegt.
Der Dämmstoffhersteller in Berga aus der Luft. Ende des Jahres wird das Werk stillgelegt. Maik Schumann

Berga - Der Dämmstoffhersteller Homanit Building Materials (ehemals Homatherm) in Berga schließt nach 23 Jahren Firmengeschichte seine Pforten.  „Wir haben uns dazu entschlossen, das Werk zum Jahresende stillzulegen“, sagte Werkleiter Joachim Lippum der Mitteldeutschen Zeitung. Den 84 Beschäftigten sei bereits gekündigt worden.

Einen Sozialplan für die Belegschaft gebe es nicht. Lediglich den beiden Auszubildenden sei angeboten worden, am Stammsitz der Homatherm-Gruppe im hessischen Herzberg ihren Abschluss zu machen.

Homan-Werk in Berga: Wettbewerb auf Dämmstoff-Markt zu hart?

Das Werk in Berga bekommt offenbar den Wettbewerb auf dem heiß umkämpften Mark für Dämmstoffe mit aller Härte zu spüren. „Die Verkaufszahlen haben nicht unseren Erwartungen  entsprochen“, nannte Lippum einen Grund, der zu dem radikalen Schritt geführt hat. „Wir haben eigentlich gedacht, wir kriegen hier die Kurve“, erinnerte Lippum an den Neustart des Unternehmens zu Beginn des vergangenen Jahres.

Da hatte die neugegründete Homanit Building Materials GmbH & Co KG Homatherm aus der Insolvenz übernommen. Die Homanit Building Materials ist eine hundertprozentige Tochter der Homanit GmbH, des europaweit führenden Produzenten für mitteldichte Holzfaserplatten (MDF). Das Unternehmen hat seinen Stammsitz in Herzberg im Harz.

Mutterunternehmen investiert Millionenbetrag in Homan-Werk in Berga

Die Firma, die zur Homann Holzwerkstoffe Gruppe gehört, betreibt ein Werk im Saarland und zwei Fabriken in Polen. Dort werden unter anderem Dämm-Platten für die Möbel-, Bau- und Automobilindustrie produziert. Das Mutterunternehmen investierte einen nicht näher bezifferten Millionenbetrag in den Bergaer Standort, um diesen wieder zum Laufen zu bringen. Zudem wurde ein neues Konzept entwickelt.

Bergas Bürgermeisterin Katrin Treppschuh (parteilos) bedauerte die Entscheidung der Homan-Gruppe. „Das ist nicht nur schade für den Standort, sondern vor allem für die Beschäftigten“, sagte Treppschuh. Schließlich gehört der Dämmstoffhersteller zu den größeren Arbeitgebern, die in dem Industrie- und Gewerbegebiet in der Nachbarschaft der Südharzautobahn ihren Sitz haben. Rund 1.000 Arbeitsplätze waren in den letzten Jahren dort entstanden.

Agentur für Arbeit zuversichtlich, dass Homan-Mitarbeiter Arbeit finden

Bei der Agentur für Arbeit in Sangerhausen zeigte man sich mit Blick auf freie Stellen auf dem Arbeitsmarkt zuversichtlich, die Betroffenen auf neue Stellen vermitteln zu können. „Bei einer großen Zahl von Entlassungen sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zunächst vor Ort im Betrieb, um die Daten für die Arbeitsuchendmeldung aufzunehmen“, sagte Uta Mayer, Pressesprecherin der Sangerhäuser Arbeitsagentur.

Zudem erhalte jeder Betroffene eine persönliche Einladung zu einem Gesprächstermin beim Arbeitsvermittler. Ziel sei es, Arbeitslosigkeit gar nicht erst eintreten zu lassen. Neben einer geförderten Probebeschäftigung könnten durch  berufliche Qualifikation die Chancen am Arbeitsmarkt erhöht werden, zeigte Mayer mögliche Wege auf.

Wie geht es im Homan-Werk in Berga nach der Stilllegung weiter?

Wie es mit dem Werk nach dessen Stilllegung weitergeht, ist noch völlig offen. Darüber sei bislang noch nicht entschieden worden. Fest stehe jedoch, dass der Standort bewacht werde, um Vandalismus und Diebstahl einen riegel vorzuschieben. Schließlich waren in den zurückliegenden Jahren Millionen in den Neubau investiert worden.

Indes hatte es im Bergaer Werk immer wieder kleinere Brände gegeben. Werkleiter Lippum trat Spekulationen entgegen, dass das Unternehmen Probleme mit den Produktionsprozessen hätte. „Das waren ganz normale Auslöser, etwa ein heiß gelaufenes Lager“, sagte er.

Gleichwohl hatte es in dem Werk immer wieder außergewöhnliche Havarien gegeben. Bei einer Staubexplosion Ende 2009 war ein Arbeiter schwer verletzt worden. Das zog einen mehrmonatigen Stillstand der Anlagen nach sich. Die Druckwelle hatte einen Teil der Produktionshalle in Mitleidenschaft gezogen. Außerdem beschwerten sich Anwohner über Fasern und Gestank, die aus dem Werk austreten würden. (mz)