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Gehörlosenschach Gehörlosenschach: Karl-Heinz Kleemann spielt in der Weltelite mit

Von Ralf Kandel 19.07.2016, 11:00
Gehörlosen-Schachspieler Karl-Heinz Kleemann in Aktion
Gehörlosen-Schachspieler Karl-Heinz Kleemann in Aktion Ralf Kandel

Sangerhausen - Jeden Tag bewegt Karl-Heinz Kleemann seine Dame. Auch Könige, Türme und Bauern bring der Bennunger in Bewegung. Kleemann ist Schachspieler, ein ziemlich erfolgreicher dazu. Davon, wie gut er seine Figuren ins Spiel bringt, konnte sich die Konkurrenz in den zurückliegenden Tagen und Wochen ein Bild machen. Und das nicht nur in Deutschland, der 83-Jährige trumpfte auch international auf.

Elf WM-Tage absolviert

Bei der Weltmeisterschaft der Gehörlosen-Schachspieler in Jerewan (auch Eriwan) zählte Kleemann, er spielt in seiner Heimat für den Gehörlosen-Sport- und Freizeitverein Sangerhausen, zum Aufgebot Deutschlands. Den Härtetest, die WM dauerte elf Tage, es wurden neun Partien gespielt, absolvierte er mit Bravour.

Insgesamt viereinhalb Punkte standen am Ende für den Sangerhäuser im „Open-Wettbewerb“ zu Buche. „50 Prozent sind normal“, schätzt er sein Abschneiden realistisch ein. Eben jene viereinhalb Zähler bescherten ihm schließlich den 15. Platz in der Gesamt-Einzelwertung.

Wie knapp es dabei zuging, zeigt ein Blick auf die Ergebnisliste. Mit einem einzigen Punkt mehr, wäre Kleemann in der armenischen Metropole immerhin auf Rang neun und damit auf einem Platz unter den zehn weltbesten Gehörlosen-Schachspielern gelandet.

Durchschnittsalter lag bei 45 Jahren

Doch auch so war der Senior über sein Abschneiden glücklich. „Insgesamt bin ich sehr zufrieden. Immerhin waren die Kontrahenten viel jünger. Das Durchschnittsalter bei der Weltmeisterschaft betrug 45 Jahre“, berichtete er.

Insgesamt waren es 21 Teilnehmer, die beim „Open-Wettkampf“ dabei waren. Sie kamen unter anderem aus der Schweiz, Kasachstan, Schottland und Polen.

Der Sieg beim Turnier ging an den Polen Krzysztof Checiak, der 8,5 von neun möglichen Punkten erspielte und den Inder Kasi (7,5) sowie Tsitou aus Weißrussland (6) auf die Plätze zwei und drei verweisen konnte.

Platz sechs in Essen

Kaum zurückgekehrt aus Armenien, saß Karl-Heinz Kleemann schon wieder am Schachbrett. In Essen, beim Deutschen Gehörlosen-Sportfest, stand ein Wettkampf im Schnellschach auf dem Programm. 21 Schachspieler wetteiferten dabei um den Sieg.

Für Karl-Heinz Kleemann vom Gehörlosen Sport- und Freizeitverein Sangerhausen standen schließlich fünf Punkte und ein sechster Platz zu Buche.

Nächster Start schon geplant

Den nächsten Wettkampf hat Karl-Heinz Kleemann auch schon in seinem Terminkalender fest vermerkt. Vom 1. bis 3. Oktober finden in Halle die Deutschen Mannschafts-Meisterschaften im Schach statt. Dann will er wieder mitmischen, sein beachtliches Können unter Beweis stellen. Kleemann ist vom GSBV Halle fest in der zweiten Mannschaft am Spitzenbrett eingeplant.

Wird ihm das Ganze angesichts seines Alters nicht doch schon irgendwie zu viel? Kleemann hat auf diese Frage eine klare Antwort parat. Fast schon trotzig sagt er: „Ich will noch nicht aufhören, ich spiele weiter.“

Und ein neues Ziel hat Kleemann auch schon im Visier. Vom 12. bis 17. Juli kommenden Jahres findet in Lund der Europa-Cup (Open) statt. Ein Start in Schweden ist dabei für den Sangerhäuser durchaus drin. (mz)