Gelungene Überraschung Familie Seese aus Wansleben sammelt Geschenke für Senioren
Wansleben - Ellen Landgraf ist gerührt, als sie ihr Weihnachtspäckchen von Pflegedienstleiterin Gabriele von Zabiensky überreicht bekommt. „Vielen, vielen Dank!“, sagt die Bewohnerin des Awo-Pflegeheims in Wansleben. Es ist ein Lichtblick in der nicht einfachen Zeit der Corona-Pandemie. Besuche kann sie aktuell kaum empfangen, und auch die Aussichten sind ungewiss. „Weihnachten ist das Fest der Familie“, sagt die 84-Jährige. „Aber wie die Weihnachtszeit wird, das wissen wir noch nicht.“
An diesem Vormittag aber überwiegt die Freude über die Weihnachtsüberraschung. Eine Überraschung, die die Senioren Martina und Daniel Seese aus Wansleben zu verdanken haben. Vor gut drei Wochen hatte die Familie die Spendenaktion „Weihnachtspäckchen“ ins Leben gerufen, sammelte kleine Geschenke, um Senioren zu Weihnachten in Corona-Zeiten eine Freude zu machen. Und die Beteiligung in der Bevölkerung war enorm - mehr als 70 Pakete sind zusammengekommen. „Das hab ich überhaupt nicht erwartet“, sagt Daniel Seese.
Nicht nur von Einwohnern aus dem Seegebiet, sondern auch aus Halle und sogar aus Bayern kamen Päckchen dazu. Auch die Kita „Bambinoland“ in Wansleben hat einige Päckchen beigesteuert. „Ich bin sehr stolz“, sagt Seese. Es sei wichtig, dass die Menschen so zahlreich etwas für Senioren tun würden. „Die werden sonst immer hinten angestellt.“ Die meisten Pakete gehen an Bewohnerinnen und Bewohner in Awo-Seniorenheimen, einige jedoch auch an alte Menschen, die allein zuhause leben.
Wansleber sammelt Geschenke für Senioren
Die letzten Wochen bedeuteten für den 32-Jährigen, der selbst noch einen eigenen Pflegedienst und zudem den Wanslebener Bürgerservice für Senioren betreibt, jede Menge Arbeit. Seine Frau Martina, von der die Idee für die Aktion kam, und auch seine Kinder halfen fleißig mit. „Ohne die hätte ich das nie geschafft.“ Umso glücklicher war die Familie Seese nun, die Geschenke an die Awo-Pflegeheime in Wansleben und Eisleben übergeben zu können. „Ein riesen Dank an die ganzen Bürger“, sagt Seese. Das Auto der Familie hat dabei gerade so gereicht - es war bis oben hin mit den Weihnachtspäckchen gefüllt.
Als die Pflegeheim-Bewohner Ellen Landgraf und Gerhard Frunzke dann die Geschenke überreicht bekommen, wird Martina Seese plötzlich emotional und ist den Tränen nahe. Die Ideengeberin der Aktion kommt aus der Slowakei, wo derartige Aktionen mit familiärem Charakter sehr viel häufiger als hierzulande ins Leben gerufen werden.
„Viele Bewohner sind traurig, dass der Besuch nicht kommt“
Gabriele von Zabiensky, Pflegedienstleiterin in der Awo-Einrichtung in Wansleben, ist nach der Übergabe einfach nur glücklich. „Es ist super, dass an unsere Bewohner gedacht wird und sich so viele beteiligt haben“, sagt sie. Das zeige, dass man im Ort auch Anerkennung finde. Sie freut sich, dass der Fokus in diesen Tagen damit stärker auf den Senioren liegt. Denn es sei eine schwierige Zeit für die Bewohner und für die Angehörigen - nicht zuletzt wegen der eingeschränkten Besucherregelungen.
„Viele Bewohner sind traurig, dass der Besuch nicht kommt. Die Stimmung ist schwankend, manche sind sehr in sich gekehrt“, so von Zabiensky. Einige, sagt sie, fühlten sich sogar an Kriegszeiten erinnert, berichten, dass sie „wieder in Gefangenschaft“ sind. Umso wichtiger sei eine Aktion wie die der Familie Seese. „Wenn man die Pakete verteilt, kann man den Bewohnern ein Lächeln ins Gesicht zaubern“, sagt die Pflegedienstleiterin.
Für Martina und Daniel Seese steht fest: Das wird nicht die letzte Weihnachtspäckchen-Aktion gewesen sein. „Wir wollen das weiterführen“, sagt Daniel Seese überzeugt. Das Vorhaben will die Familie in den kommenden Jahren etablieren und immer andere Seniorenheime einbeziehen. Der Auftakt im Corona-Jahr 2020 ist jedenfalls überaus gelungen. (mz)
