Der Fußballverrückte vom See Der Fußballverrückte vom See: Manager Uwe Seemann wird 50 Jahre

Lüttchendorf - Wenn Uwe Seemann an Salzburg denkt, fangen seine Augen an zu leuchten. Und der Manager des Fußball-Landesligisten Eintracht Lüttchendorf gerät ins Schwärmen. Seine Gedanken gehen dann zurück ins Jahr 2011, als er zugleich Vorstand beim damaligen Oberligisten Sachsen Leipzig war. Trotz aller Bemühungen ging der Verein pleite und Seemann versuchte zu retten, was nicht mehr zu retten war. Das führte ihn zu einem Sichtungsturnier des Red-Bull-Clubs in Österreich.
Die B-Jugend des Traditionsvereins aus Leipzig-Leutzsch spielte damals in der Bundesliga. „Und wir wollten den talentierten Jungs eine sportliche Zukunft geben“, sagt er. In den Partien gegen Salzburg, Zagreb und Real Madrid erlebten die Sachsen einen „Hauch von Champions-League“. Seemanns Engagement wurde mit der Übernahme der kompletten Nachwuchs-Abteilungen zu RB Leipzig belohnt.
Immer wieder Talente aus Sachsen
Drei der Jungs spielen heute bei der Eintracht, die noch immer von den Kontakten in die Pleißestadt zehrt. Nicht ohne Neid blicken andere Fußballvereine in der Region nach Lüttchendorf, wo Seemann immer wieder Talente aus Sachsen anheuert. Nach Leipzig gelotst hatte ihn sein Freund Hans-Jürgen Leitzke, der 1987 mit dem 1. FC Lok Leipzig in Athen im Europapokalfinale der Pokalsieger gegen Ajax Amsterdam stand und damals unglücklich mit 0:1 verlor.
Uwe Seemann, der in Lüttchendorf eine behütete Kindheit erlebte, begann mit sieben Jahren Fußball zu spielen. Von Anfang an stand der heute 1,89 Meter große Manager zwischen den Pfosten. Als Jugendlicher hütete er das Tor der Eisleber Kreisauswahl.
Mit 14 Jahren sollte er ins Leistungszentrum zu Dynamo Eisleben, was sich dann aber zerschlug. Als er mit 17 Jahren aus der Schule kam, holte ihn Fritz Radtke dann doch 1982 zum DDR-Oberligisten.
Ein Jahr später wurde Gerhard Prautzsch, der lange in Dresden gespielt hat und 1982 als Coach der Elbestädter den DDR-Pokalsieg holte, sein Trainer in Eisleben. Doch durch eine komplizierte Schulterverletzung war die Karriere des hoffnungsvollen Torwart-Talents bei Dynamo kurz darauf zu Ende.
Seemann stand danach bis zum Juni 2004 noch bei seinem Heimatverein im Kasten. Mit 39 Jahren war dann aber Schluss mit der aktiven Laufbahn.
Der Ex-Trainer der Sachsen wird am Samstagabend neben Mike Rietpietsch, der drei Jahre für den Bundesligisten Bayer Leverkusen spielte, einer der prominenten Gäste bei Seemanns Geburtstagsparty in der Festscheune in Röblingen sein. Denn der „Fußballverrückte vom See“, wie ihn seine Lebensgefährtin Claudia Wiebach gerne nennt, wird an diesem Sonnabend 50 Jahre alt.
Mehr als 250 Leute hat der Jubilar eingeladen. Darunter sind natürlich auch seine Brüder und viele Mitglieder aus seinem Verein. „Ohne meine Mitstreiter würde ich das alles nicht schaffen“, räumt der gebürtige Eisleber unumwunden ein. Schließlich ist er nicht nur der Spiritus Rector des Vereins. Der gelernte Bau- und Möbeltischler ist seit fast 14 Jahren außerdem Ortsbürgermeister von Lüttchendorf. Und er muss sich natürlich auch noch um seine Innenausbaufirma, wo fünf Leute in Lohn und Brot stehen, kümmern.
Durchmarsch bis in die Landesliga
In all den Jahren hat er Höhen und Tiefen erlebt. Zu seinen schwärzesten Stunden zählt der Abstieg der Eintracht nach 20 Jahren Zugehörigkeit aus der Landesklasse. 2011 geschah dies, ausgerechnet in dem Jahr, in dem Seemann bei Sachsen Leipzig das Handtuch werfen musste. Doch seiner Mannschaft gelang danach ein Durchmarsch bis in die Landesliga, in der sie sich bisher wacker schlägt.
Dank seiner Ausdauer bekam Lüttchendorf auch den ersten Kunstrasenplatz im Mansfelder Land. Auch sonst kann er nicht klagen, sagt Seemann. Sein Blick geht dabei hinaus in die Welt, wo Millionen von Menschen vor Krieg und Gewalt flüchten. „Wenn man das Elend überall sieht, kann man nur froh sein, in Deutschland zu leben“, meint der Fußballmanager.
Zu den schönsten Augenblicken in seinem Leben zählt die Geburt seiner Tochter Patricia. Sie ist inzwischen 14 und schwimmt beim SV Eisleben. Ein Leben ohne Sport kann er sich nicht vorstellen. Zusammen mit seiner Familie fährt er so oft es geht zum Wintersport. „Ich liebe die Berge“, bekennt Seemann. Er will aber unbedingt auch mal New York sehen. (mz)