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Klatschen ja - jubeln nein Corona-Leitfaden vom Deutschen Kegelsport-Bund Classic

Von Ralf Kandel 11.09.2020, 04:00
Am Wochenende startet die Saison im Kegeln. Auf Carla Keßler-Regel vom VfB Sangerhausen und alle anderen Aktiven warten coronabedingt einige Umstellungen.
Am Wochenende startet die Saison im Kegeln. Auf Carla Keßler-Regel vom VfB Sangerhausen und alle anderen Aktiven warten coronabedingt einige Umstellungen. Ralf Kandel

Sangerhausen - Der Blick der Keglerinnen und Kegler im Kreis Mansfeld-Südharz ging zuletzt immer mal wieder neidvoll zu den Fußballern. Während die Kicker längst wieder auf Torejagd gingen, blieb ihnen nur Training. Ab jetzt ist das anders, am Wochenende beginnt endlich die Spielserie 20/21 auf den Kegelbahnen. In die Freude darüber, dass die Kugeln wieder rollen, mischt sich aber eine gehörige Portion Skepsis. Das Kegeln, so wie es Aktive und Fans noch vor gut einem Dreivierteljahr kannten, gibt es nicht mehr.

Viele durch die Corona-Krise beeinflusste Einschränkungen werden sich bemerkbar machen. „Alles ist komplizierter geworden, eine Entspannung nicht in Sicht. Für uns wird es zunehmend belastender, Kegeln als Wettkampfsport zu betreiben. Ich glaube, es wird schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, die Saison zu Ende zu bringen, alles durchzuziehen“, sagt dann auch Christian Hofmann vom Kreis-Kegelverband Mansfeld-Südharz.

Corona-Leitfaden vom Deutschen Kegelsport-Bund Classic

Beispiele dafür, was sich alles im Vergleich zur letzten Saison ändert, welche neuen Ansprüche gestellt werden, gibt es reichlich. Zunächst die gute Nachricht: Bei den Wettkämpfen hat sich wenig geändert. Es gibt einige neue Mannschaften in den unterschiedlichsten Wettkampfklassen. Im Kegeln gab es am Ende der Corona-Saison im Gegensatz zu den meisten anderen Sportarten nämlich Absteiger, Aufsteiger ohnehin. So tauchen einige Teams neu in Spielklassen auf. Geändert hat sich auch nicht die Spielform, weiterhin entscheiden am Ende die erkegelten Mannschaftspunkte.

Drastische Unterschiede gibt es allerdings im organisatorischen Bereich. In einem 15 Punkte umfassenden Merkblatt werden den Verantwortlichen und Aktiven der Vereine jetzt Verhaltensregeln zum vom Deutschen Kegelsport-Bund Classic veröffentlichten Corona-Leitfaden mit auf den Weg gegeben. Diese Regeln muten teilweise skurril an. So heißt es unter anderem: „Bis auf weiteres muss auf das Anfeuern verzichtet werden. Beifall-Klatschen ist erlaubt, Lärminstrumente dürfen nicht eingesetzt werden.“ Oder aber: „Auf den Sportgruß ist bis auf Weiteres zu verzichten.“ Und: „Es ist durchaus möglich, dass die Gastmannschaft ungeduscht nach Hause fährt.“

Kegeln: Gesonderte Umkleidekabinen und verschiedenfarbige Kugeln

Ist das alles noch durchaus irgendwie realisierbar, wird es bei anderen Anforderungen schon schwieriger: „Die Gastmannschaften müssen vor den Spielen darüber informiert werden, was sie erwartet. Es muss verschiedenfarbige Kugeln für die Mannschaften geben, die Heimmannschaft muss mit anderen Kugeln spielen als der Gast. Wichtig auch, dass es zwei gesonderte Umkleideräume gibt“, führt Christian Hofmann einige Punkte auf. Und stellt noch einmal klar: „Jeder Verein muss ein eigenes Hygienekonzept entwerfen.“ Konkret ist dieser Punkt so festgeschrieben: „Jede Kommune, jeder Klub oder Eigentümer der Sportstätte hat derartige Konzepte vorzulegen und sie vor dem Spiel an die Kontrahenten weiterzuleiten.“

Auf einen besonderen Aspekt, der nicht explizit festgeschrieben ist, sich aber garantiert bemerkbar machen wird, weist Hofmann zusätzlich hin. „Nach jedem Durchgang soll die Kegelbahn durchgelüftet werden. Dann ist also erst einmal Pause. So kann es schon mal sein, dass so ein Wettkampf sieben Stunden dauert.“

Das alles sorgt bei Hofmann, selbst in Wallhausen aktiver Kegler, und seinen Mitstreitern vom Kreisverband für erhebliches Kopfzerbrechen. Nicht zuletzt deshalb hält sich bei vielen Kegelsportenthusiasten, egal ob Aktiver oder Fan, die Vorfreude auf die neue Saison auch in überschaubaren Bahnen.

Kegler müssen sich gemeinsam den neuen Anforderungen stellen

Klar ist: Seit dem 1. Juli 2008 gibt es den Kreisverband Mansfeld-Südharz, stehen die Kegler aus den Regionen Mansfelder Land und dem Kreis Sangerhausen gemeinsam auf der Bahn. Bisher nach dem Zusammenfinden funktioniert alles relativ problemlos. Die neue Saison wird aber ganz andere Anforderungen stellen, sie dürfte wohl die Schwierigste der bisherigen Geschichte des Kegelsportes hierzulande werden. Sie ordentlich zu Ende zu bringen, ist die Hauptaufgabe, die vor den Mannschaften und dem Verband steht.

„Wir müssen auf jeden Fall versuchen, den Wettkampfsport aufrecht zu erhalten“, sagt dann auch Hofmann. Und blickt nach vorn: „Das sind wir allein den Jugendmannschaften schuldig. Wir freuen uns über jedes Mädchen und jeden Jungen, die zum Kegeln kommen. Wir müssen dafür sorgen, dass sie eine Zukunft haben.“ Und irgendwie hofft Hofmann dann doch, dass die Spielserie 20/21 etwas Einmaliges bleibt und bis zum Ende gespielt wird. (mz)