Personal gesucht Aschersleben: Beruf Lokführer als Quereinsteiger

Hettstedt/Arnstein/Aschersleben - Lokführer - einst so etwas wie ein Traumberuf für jeden Jungen. Diese Zeiten sind offenbar vorbei. Zwar sei der Beruf des Lokführers aus seiner Sicht immer noch ein Traumjob, aber leider nicht mehr für jeden, sagt Joachim Dub. Er ist Ausbildungsleiter, Fachdozent und Prüfer bei der A.V.G. Bildung – Bildungsakademie für Bahnberufe GmbH in Aschersleben, die seit November 2019 zur Unternehmensgruppe dispo-Tf gehört.
Inzwischen sind Lokführer - nicht anders als Pflegekräfte, Lehrer und Polizisten - in Deutschland Mangelware. Rund 28.000 von ihnen fahren derzeit die Züge im Personen- und Güterverkehr über die Gleise. Gut 2.200 Fachkräfte fehlen, um den tatsächlichen Bedarf decken zu können. „Da bleiben natürlich Züge stehen“, so Dub. Nachwuchs wird also dringend gebraucht. Und das nicht nur aus dem Ascherslebener Raum. Auch Bewerber aus umliegenden Gemeinden wie Hettstedt oder Arnstein sind gefragt.
Beruf Lokführer: Arbeiten auch am Wochenende und Feiertagen
Schichtdienst, arbeiten am Wochenende und an Fest- und Feiertagen schrecken allerdings nicht selten junge Menschen davon ab, sich für den Beruf des Lokführers zu entscheiden. Die Begeisterung halte sich vielfach in Grenzen. Trotz der guten Bezahlung von bis zu 2.500 Euro netto, sagt Dub und zuckt mit den Schultern.
Während die ganz normale Lokführer-Ausbildung nach Absolvierung der Schulzeit bei der Deutschen Bahn drei Jahre dauert, haben sich die Ascherslebener auf die Erwachsenenqualifizierung spezialisiert. Wer hier einsteigt, kann schon nach elf Monaten im Cockpit einer Lok sitzen. In dieser Zeit werden die nötigen theoretischen und praktischen Kenntnisse vermittelt.
Vorkenntnisse in Mathematik und Physik sind Voraussetzung
So einfach wie es sich anhört, sei es allerdings dann doch nicht. Die dafür nötigen Voraussetzungen, die ein Quereinsteiger mitbringen muss, seien nicht ohne, so Ausbildungsleiter Dub. Immerhin handele es sich auch um eine technisch geprägte Ausbildung. Vorkenntnisse beispielsweise in Mathematik und Physik wären nicht schlecht.
Wer sich in Aschersleben zum Lokführer umschulen lassen will, der muss mindestens 20 Jahre alt sein. Nach oben sei die Altersgrenze dagegen so gut wie offen. „Wir haben schon einen über 60-Jährigen ausgebildet“, sagt Dub. Voraussetzung sei eine entsprechende medizinische und psychologische Fitness. Die werde regelmäßig von einem speziell ausgebildeten Verkehrsmediziner festgestellt.
Null-Promille-Regel im Dienst
„Mit Augen, Ohren und Kreislauf sollte schon alles in Ordnung sein“, so Dub. Dazu komme die charakterliche Eignung. Alkohol- und Drogenprobleme schließen eine Ausbildung zum Lokführer aus. Im Fahrdienst gelte die Null-Promille-Regel. Wer dagegen verstößt, dem werde der Lokführerschein entzogen. Selbst der Autoführerschein könne in einem solchen Fall kassiert werden, erklärt der Ausbildungsleiter.
Seit 2007 seien in Aschersleben 550 Umschüler zum Lokführer ausgebildet worden. Der nächste Lehrgang beginne am 20. April. In den vergangenen Jahren hat das Unternehmen auch technisch aufgerüstet. So wurde beispielsweise 2017 ein eigener Fahrsimulator angeschafft. (mz)