Abi in kleinen Gruppen Abitur trotz Corona: Schulen und Schüler halten an Prüfungen fest

Sangerhausen/Eisleben/Hettstedt - Die Abiturprüfungen 2020 finden statt, auch in Sachsen-Anhalt. Jens Peter, der Leiter des Sangerhäuser Scholl-Gymnasiums, kann die Entscheidung der Kultusministerkonferenz nur begrüßen. „Ich finde es gut, vor allem im Interesse der Schüler“, sagt Peter auf MZ-Anfrage. Denn heute, mitten in der Corona-Krise, frage keiner so genau danach. Aber später könnte es für die Abiturienten des Jahrgangs 2020 bei Bewerbungen zum Problem werden, wenn sie ihren Abschluss ohne die eigentlich vorgeschriebene Prüfung erworben haben.
„Wir hatten hier schon mal den Fall, dass wir für eine Bewerbung in Bayern begründen mussten, was unsere Note wert ist“, berichtet Peter. Die Universitäten seien in diesen Entscheidungen sehr frei.
Scholl-Gymnasium Sangerhausen: Abitur trotz Corona-Krise
Rein technisch sieht er keine Probleme, die Prüfung am Scholl-Gymnasium durchzuführen. „Wir haben genug Räume und genug Lehrer“, sagt Peter. Die Situation, dass eine schriftliche Prüfung nicht in der großen Aula, sondern in mehreren Räumen geschrieben wird, kenne man außerdem schon vom Englisch-Abitur. Zu dem gehört auch die Komponente des Hörverstehens, weshalb die Prüflinge in kleinen Gruppen auf mehrere Räume verteilt werden. „Wir könnten hier problemlos absichern, dass nur sechs bis sieben Leute in einem Raum sitzen“, sagt Peter. Insgesamt gehe es um rund 90 Abiturienten und damit um eine überschaubare Größe.
Dass die Zwölften vor der Prüfung wochenlang keinen regulären Unterricht mehr hatten, sieht Peter ebenfalls „weniger dramatisch“. Die Schüler würden über die Lernplattform Moodle gut vorbereitet. Und man sehe, dass sie sehr gut damit umgingen. „Sie sind mit der Situation gewachsen“, sagt Peter. In der Woche vor den Pfingstferien seien zudem Konsultationen angesetzt.
Luthergymnasium Eisleben für Prüfungen
Auch Björn Schaff, stellvertretender Leiter des Luthergymnasiums in Eisleben, findet die Entscheidung für die Prüfungen gut. „Alles andere hätte die Vergleichbarkeit des Abiturs zwischen den Bundesländern schwierig gemacht“, sagt er. Denn die Oberstufe sei in den Ländern sehr unterschiedlich organisiert. Auch Schaff sieht kein Problem, die Prüfung mit wenigen Schülern pro Raum umzusetzen. Für ihn wäre es allerdings „schon günstig“, wenn man die 97 Abiturienten auch vor den schriftlichen Prüfungen noch mal direkt sehen und vorbereiten könnte.
Für Frank Siebald, den Leiter des Hettstedter Humboldt-Gymnasiums, war die Entscheidung der Kultusministerkonferenz keine Überraschung. Der Vorschlag aus Schleswig-Holstein, auf die Prüfungen ganz zu verzichten, sei für ihn keine aussichtsreiche Variante gewesen, sagt er.
Auch Schüler wollen nicht auf Prüfung verzichten
Man unternehme in der gegenwärtigen Situation alles, was möglich sei, um die rund 60 Hettstedter Abiturienten gut auf die Prüfung vorzubereiten. Und man stelle fest, dass die Zwölfer sehr sachorientiert arbeiten, was dem Abitur auch angemessen sei. „Es ist ja schließlich eine Reifeprüfung“, so Siebald.
Und wie finden die Zwölftklässler selbst die Entscheidung? „Ich sehe momentan nur Vorteile“, sagt Robin Richter vom Scholl-Gymnasium. Die unterrichtsfreie Zeit eigne sich gut, um direkt für die Abiturprüfungen zu lernen und zu üben. Er möchte nicht auf die Prüfungen verzichten. „Ohne würde mir persönlich was fehlen, das wäre so ein unbefriedigendes Gefühl“, sagt der 17-Jährige und verweist darauf, dass man sich genau darauf zwölf Jahre lang vorbereitet hat.
Neue Termine fürs Abitur werden bekanntgegeben
Ganz die Meinung von Scholl-Schülersprecherin Tabea Berndt. Die Prüfungen seien der Höhepunkt der Schullaufbahn. Das Anerkennungsabitur mit einem Durchschnitt der Noten aus Klasse 11 und 12, wie es Schleswig-Holstein vorgeschlagen hatte, wäre auf den ersten Blick vielleicht verlockend gewesen, weil man sich den Prüfungsstress erspart hätte. „Aber ich habe Bedenken, dass so ein Abi dann auch bundesweit akzeptiert wird“, meint die 18-Jährige. Sie denkt nicht, dass durch die Pause beim Präsenz-Unterricht die Prüfungsvorbereitung leidet. Gute Kontakte zu den Lehrern und digitale Formate ermöglichten es, auch zu Hause gut zu üben.
Bereits am Dienstag hatte Sachsen-Anhalt erklärt, dass die Abiturprüfungen wegen der Corona-Krise nun doch verschoben werden. Die neuen Termine sollten in dieser Woche festgelegt werden, hieß es aus dem Bildungsministerium. (mz)