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Web-Portal Zukunft-Harzgerode.de: Neues Portal wirbt MIt Arbeitsplätzen und Wohnungen um Zuzügler

Von Rita Kunze 18.10.2018, 14:12
Enrico Blath arbeitet bei der Firma Elrec in Harzgerode, an einer Sandstrahlmaschine, die Gussteile reinigt.
Enrico Blath arbeitet bei der Firma Elrec in Harzgerode, an einer Sandstrahlmaschine, die Gussteile reinigt. Urheber: Chris Wohlfeld

Harzgerode - „Die Zeiten, wo wir demütig unser Licht unter den Scheffel stellen, sind vorbei“, sagt Harzgerodes Bürgermeister Marcus Weise (CDU). Die Stadt zählt rund 8.000 Einwohner in acht Ortsteilen, mehr als 1.700 Arbeitsplätze gibt es im produzierenden Gewerbe.

Damit darf sie sich zu den landesbedeutsamen Standorten zählen. Und den würden Stadt und Wirtschaft gern noch weiter ausgebaut sehen. Sie haben sich zur „Demografie-Allianz“ zusammengeschlossen, die erste Früchte trägt.

Online-Wohnraumvermittlung für Rückkehrer

„Wir wollen hier am Standort weiter wachsen. Das größte Problem ist es, qualifizierte Leute zu finden“, sagt Mathias Meine, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Harzgerode.

Denn inzwischen gehe es nicht nur darum, sichere Jobs zu bieten - das Umfeld muss gleichermaßen stimmen. Unter dem selbstbewussten Motto „Harzgerode macht Zukunft“ verbindet das seit März nutzbare Internetportal „Zukunft-Harzgerode.de“ die Themen Leben, Wohnen und Arbeiten.

Anfragen gehen an alle Vermieter in der Region

Seit Juli ist die Online-Wohnraumvermittlung nutzbar, und seitdem seien vier Wohnungen an Zuzügler über das Portal vermittelt worden, darunter seien drei Rückkehrer und drei Familien gewesen. Vorzüge sieht Meine nicht nur für Wohnungssuchende, die eine Vorauswahl bei Größe, Anzahl der Zimmer oder Lage treffen können. Die

Anfragen gingen als Newsletter „an so gut wie alle Vermieter, die wir hier haben“, sagt er. Die könnten so auch erkennen, ob das Angebot der Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt entspricht.

Schlote Gruppe sucht zurzeit 100 neue Mitarbeiter

Bei der Suche nach neuen Mitarbeitern setzen die ansässigen Unternehmen zwar auf ihre eigenen Plattformen im Internet, aber „es ist die Summe aller Maßnahmen, die Leute in die Region zieht“, sagt Nicole Türk, Referentin für Unternehmenskommunikation der Schlote Gruppe. In der neuen Harzgeröder Fertigungshalle für Aluminium-Kupplungsgehäuse würden „von null auf hundert“ 100 neue Mitarbeiter gebraucht.

Keine leichte Aufgabe. „Wir brauchen Leute, die auch wollen“, sagt sie. Mechatroniker und Mechaniker, „gerne auch Quereinsteiger“. Aber die sollen auch bleiben, und deswegen müsse das Umfeld stimmen: „Wichtig ist zu zeigen: Es gibt eine Perspektive für den Einzelnen.“

Portal bietet auch Infos über Kinderbetreuung und Freizeit

Der Bürgermeister stimmt ihr zu. „Es ist vielfach nicht gelungen, Leute an die Region zu binden“, sagt Weise. Wer einen Job suche, der soll mit dem „Landing-Portal“, wie er es nennt, nicht nur über die neue Stelle informiert werden, sondern ebenso Unterstützung bei der Suche nach Wohnraum bekommen und erfahren, welche Kinderbetreuungsmöglichkeiten, Schulen und Freizeiteinrichtungen es gibt.

„Hier kann er sich ein Bild machen, worauf er sich einlässt“, erklärt Meine. Seit März seien mehr als 1 800 Nutzer gezählt worden, die „Zukunft-Harzgerode.de“ mehrheitlich gezielt aufgerufen haben und im Schnitt fünf Minuten verweilt sind, so Meine. Ein Anstieg sei zu verzeichnen: „Im September hatten wir 400 Zugriffe weniger als jetzt.“

Pyrotechnik Silberhütte bietet unbefristete Jobs

„Wir helfen bei der Wohnungssuche, bieten unbefristete Arbeitsplätze, haben im Jahr zwölf Auszubildende“, sagt Liane Engelhardt von der Pyrotechnik Silberhütte. Für die Niederlassung der Rheinmetall Waffe Munition GmbH mit 200 Mitarbeitern sei es schwierig, Fachpersonal zu finden. „Wir hoffen, mit dem Projekt als Arbeitgeber attraktiver zu werden.“

Ähnlich geht es auch den anderen Wirtschaftsvertretern, die mit dem Bürgermeister am großen Tisch des Technologie- und Gründerzentrums sitzen: Nicht nur die Pyrotechnik Silberhütte und die Schlote GmbH suchen Arbeitskräfte, auch das „Haus Einetal“ als medizinische Einrichtung in Schielo und die in Straßberg gegründete E-Service Haberkorn GmbH, die ihre Mitarbeiter europaweit entsendet, würden gern Personal einstellen.

„Es fällt schwerer, Stellen zu besetzen“

„Wir hoffen, den Standort nachhaltig zu stärken, aber es fällt zunehmend schwerer, Stellen zu besetzen“, sagt Geschäftsführer Rolf Weber von der Haus Einetal GmbH. E-Service-Geschäftsführer Thomas Haberkorn stimmt ihm zu.

„Wir könnten viel mehr bauen, wenn wir das Personal dafür hätten.“ Das könnte gut im Unterharz leben: idyllischer, leichter und besser als am Stadtrand von Magdeburg, da ist er sich sicher.

Vertretbare Mieten, schöne Landschaft und günstiges Bauland - „das ist der Punkt, an dem wir ansetzen“, so der Bürgermeister. Anfang November soll es ein Treffen mit den Vereinen geben, um die Übersicht über Freizeitmöglichkeiten auszubauen. Dann wolle man sich den Angeboten für Kinder widmen - der Blickpunkt ist auf Familien gerichtet.

Ob sich der Aufwand lohnt, muss sich zeigen. Immerhin hat es Harzgerode auch mit dieser Initiative zur „Kommune des Jahres 2018“ geschafft. Und der Bürgermeister ist optimistisch: „Wenn wir es nicht schaffen, jemanden in die Stadt zu holen, dann ist es trotzdem ein Gewinn, für die Region zu werben.“ (mz)