Wenn Zecken beißen Wenn Zecken beißen: Kein Grund zur Panik

Quedlinburg/Achersleben - Sie lauern uns in Gebüschen, im Unterholz, am Waldesrand oder auf feuchten Wiesen und in Gärten auf, gerade bei hoher Luftfeuchtigkeit: Zecken. Sie gehören zur Klasse der Milben und halten sich vor allem an der Spitze von Grashalmen auf. Von Menschen und Säugetieren werden sie quasi im Vorbeigehen aufgesammelt.
Zecken lassen sich nicht von Bäumen fallen
Dass Zecken sich von Bäumen auf ihre Opfer fallen lassen, ist ein weit verbreiteter Mythos. Überhaupt gebe es relativ viele Unklarheiten über das richtige Verhalten, wenn es zu einem Zeckenstich gekommen sei, weiß Jens Ulrich, Chefarzt der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Harzklinikum Dorothea Christiane Erxleben und Leiter des Hautkrebszentrums Harz in Quedlinburg.
Welche Krankheiten können Zecken übertragen?
Jens Ulrich: Es sind vor allem zwei Krankheitserreger, die die Zecken mit ihrem Stich übertragen können. Zum einen das Virus für die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), einer für den Menschen gefährlichen Entzündung der Gehirnhäute und des Gehirns, und zum anderen Bakterien, Borrelien, die für die Borreliose verantwortlich zeichnen.
Für die FSME-Viren gibt es in Deutschland Risikogebiete, zum Beispiel in Bayern und Baden-Württemberg. Wichtig zu wissen ist, dass maximal fünf Prozent der Zecken mit dem Virus infiziert sind. 10 bis 50 Prozent der Zecken in Europa können hingegen Träger der Borrelien sein.
Ist daraus zu schlussfolgern, dass nahezu jeder zweite Zeckenstich auch zu einer Infektion führt?
Ganz klar: Nein! Selbst wenn eine Zecke mit den Erregern infiziert ist, bedeutet das noch lange nicht, dass auch der Wirt - also der gestochene Mensch - bei einem Stich infiziert wird. Die Infektionsgefahr mit Borrelien ist in den ersten 12 bis 24 Stunden nach einem Stichereignis sehr gering.
Dann sollte nach einem Stich eine Zecke möglichst schnell entfernt werden?
Ganz genau. Je schneller der Blutsauger entfernt wird, desto geringer ist das Risiko einer Infektion. Es ist also besser, die Zecke möglichst schnell selbst zu entfernen oder durch einen Helfer aus dem privaten Umfeld entfernen zu lassen, als sich vier Stunden in die Notaufnahme eines Krankenhauses zu setzen. Hier geht unter Umständen wertvolle Zeit verloren.
Wie verhält man sich am besten, wenn sich einmal so ein Insekt festgesetzt hat?
Die Zecke sollte mit einer Pinzette möglichst nah an der Haut erfasst und dann durch langsames Hin- und Herbewegen herausgezogen werden. Das Quetschen des Leibes der Zecke sollte unbedingt vermieden werden. Ebenso sollten die Tiere nicht mit Desinfektionsmittel oder Öl vorbehandelt werden. Manchmal verbleibt ein Rest der Zecke in der Haut, wobei es sich zumeist nicht um den Kopf, sondern um den Stechapparat handelt. Das ist überhaupt nicht schlimm.
Der Stechapparat fällt in der Regel nach ein paar Tagen von allein ab, kann aber auch mit einer Kanüle einfach selbst entfernt werden.
Was muss ich beachten, wenn ich eine Zecke bei mir entfernt habe?
Nach der Entfernung sollte die Einstichstelle desinfiziert werden. Ein Gang zum Arzt ist in aller Regel wirklich nicht notwendig. Auch ist eine Rötung rund um die Einstichstelle für ein paar Tage ganz normal und sollte nicht für Beunruhigung sorgen. Wenn sich jedoch etwa ein bis zwei Wochen nach dem Stich eine flächenhafte Rötung bildet, die sich vergrößert (Wanderröte, sogenannte Erythema migrans), liegt sehr wahrscheinlich eine Infektion mit Borrelien vor. Dann sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Diese Infektion kann ganz einfach und sehr zuverlässig mit einem Antibiotikum behandelt werden. Ihr Hausarzt kennt sich mit der Behandlung aus.
Wie kann ich mich prophylaktisch vor Zeckenstichen schützen?
Wer in FSME-Risiko-Gebiete reist, sollte sich zuvor unbedingt impfen lassen. Diese sollte dann alle drei bis fünf Jahre aufgefrischt werden. Für die Borreliose existiert noch keine Impfung. Hierbei kann man sich nur entsprechend kleiden. Insektenmittel bieten meist nur einen kurzzeitigen inkompletten Schutz.
Nach dem Waldspaziergang sollte man daher immer den ganzen Körper absuchen. Denn: Es können mehrere Insekten gleichzeitig einen Wirt befallen. Und bitte nicht vergessen: Auch Haustiere sollten untersucht werden.
**********************************************
Der Nabu hat ein paar spannende Fakten über Zecken zusammengestellt: Demnach sind die Tiere nach einer Blutmahlzeit bis zu 200 mal schwerer als zuvor. Dafür kommen sie aber auch recht lang ohne weitere Nahrung aus - bis zu zehn Jahre. Ein Zeckenweibchen kann auf einmal zwischen 2.000 und 20.000 Eier legen. Zeckenmännchen sterben sofort nach der Paarung. (mz)