Gesundheitswesen Warum Ärzte aus Mexiko und Jordanien das Harzklinikum unterstützen
Klinik verweist auf bereits eingestelltes Personal aus Rumänien, Syrien, Palästina und Georgien. Wo die Mediziner eingesetzt werden.
Quedlinburg/MZ - Dass Jorge Rios Fak am Donnerstag fehlt, als sechs junge Ärzte aus Mexiko in der Halberstädter Arbeitsagentur begrüßt werden, ist ein gutes Zeichen. Er ging den Weg seiner neuen Kollegen vor zwei Jahren.
Dass er wegen seiner Arbeit im OP nicht von seinen Erfahrungen in dieser Zeit berichten kann, sei ein Zeichen, wie gut die Integration geklappt habe, sagt Claas Riel, der Personalmanager des kreiseigenen Harzklinikums. Heike Schittko, Vorsitzende Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Halberstadt, erklärt, dass sie und ihre Netzwerkpartner „darauf hingefiebert haben, zum zweiten Mal Mediziner vom anderen Ende der Welt im Harz begrüßen zu können“.
Eine Frau und fünf Männer beginnen nun in Quedlinburg und Wernigerode ihre Tätigkeit und einen neuen Lebensabschnitt. Das Klinikum, wo sie vorerst donnerstags und freitags für acht Stunden unterstützend im ärztlichen Dienst tätig sind, haben sie schon kennengelernt, am Montag beginnt ihr Vorbereitungskurs auf die Fachsprachprüfung mit 21 Wochenstunden.
Eine Frau und fünf Männer arbeiten nun in Quedlinburg und Wernigerode
Bestehen sie die vor der Landesärztekammer, erhalten sie die Berufserlaubnis, besuchen das Institut für Berufspädagogik, um freitags und samstags nach der Wochen-Arbeit fachlich für die Approbation fit gemacht zu werden. Dann folgt eine Kenntnisprüfung, der im Erfolgsfall im Frühjahr 2023 ihre staatliche Zulassung in Deutschland folgt.
„Wir haben Erfahrung in Willkommenskultur“, betont Kliniksprecher Tom Koch. „Bei uns wirken erfolgreich Ärzte aus Rumänien, Syrien, Palästina und Georgien, aber auch zunehmend ausländische Pflegekräfte.“
Heike Schittko und weitere Partner heben die Bedeutung des Rekrutierens von Ärzten aus anderen Ländern für die Harzregion hervor. „Deren Integration auf dem Arbeitsmarkt sorgt dafür, die medizinische Grundversorgung zu sichern.“
Die Liste derer, die damit befasst sind, alles zu tun, dass die ausländischen Abschlüsse in Deutschland anerkannt werden und die Mediziner aus der weiten Welt im Harz mehr als eine Unterkunft und letztendlich den Arbeitsplatz haben, ist lang.
Die Zentrale Auslandsvermittlung der Arbeitsagentur, der Arbeitgeberservice vor Ort, die Qualifizierungsbegleitung für Heil- und Gesundheitsberufe beim Bistum Magdeburg, für den Fachsprachkurs die Deutsche Angestellten-Akademie, für Fahrrad, Waschmaschine und Behördengänge das Welcome-Center in Halberstadt und die Caritas.
Sie alle gehören zum Programm „Specialized“ im Harzklinikum. Die Partner sind sich sicher, dass auch die siebte Ärztin, Balqees Attarakih aus Jordanien, in den kommenden Wochen in die Kurse einsteigt. Ihr fehle noch das Visum.
Am Donnerstag berichten die in Südamerika ausgebildeten sechs Mediziner von ihrem Berufsweg. In gutem Deutsch, wie ihnen Marika Lehfeld bescheinigt, die ihren Deutschkurs leitet. „Ich bin sicher, der super Start motiviert alle.“
„Es war schwer, Verwandte und Freunde verlassen zu müssen. Aber ich habe ein gutes Gefühl. Wir kriegen das hier hin.“
Roberto Madriz Padilla, Arzt aus Guadalajara (Mexiko)
Fünf Neuankömmlinge beginnen ihren Dienst auf der „Inneren“ beim Ärztlichen Direktor Tom Schilling, während Victor Alonso Corral Macias in der Psychiatrie beginnt. Er hat bereits beim Roten Kreuz Mexiko und in einer Privatklinik gewirkt und war dort in der Covid-19-Abteilung im Einsatz.
Roberto Madriz Padilla, der aus einem Dorf bei Guadalajara stammt, gesteht: „Es war schwer, Verwandte und Freunde verlassen zu müssen. Aber ich habe ein gutes Gefühl. Wir kriegen das hier hin.“
Zaira Denisse Lozano Torres, noch die einzige Frau in der Gruppe und bisher im Gesundheitsministerium tätig, hat seit Jahren vom Arztsein in Deutschland geträumt. „Seit 30 Monaten lerne ich Deutsch, damit mein Wunsch Wahrheit wird. Meine Eltern waren auf mein Weggehen vorbereitet und sind superglücklich. Sie werden mich bestimmt bald besuchen kommen.“
Hector Alfredo Maldonado Gomez freut sich schon, später am Harzklinikum seine Facharztausbildung absolvieren zu können. „Ich habe vier Jahre für meinen Deutschland-Traum gearbeitet, mich intensiv mit Deutsch befasst, weil ich das Ziel vor den Augen hatte. Nun lerne ich nach vielen E-Mail-Kontakten die Menschen hier vor Ort in Quedlinburg und Wernigerode kennen.“
„Ich habe vier Jahre für meinen Deutschland-Traum gearbeitet. Nun lerne ich die Menschen hier vor Ort in Quedlinburg und Wernigerode kennen.“
Hector Alfredo Maldonado Gomez, Arzt aus Mexiko
Aaron Hernandez Zepeda sieht mit seinen 28 Jahren große Chancen für sich im ärztlichen Beruf. „Es ist unglaublich, heute hier zu stehen. Ich sage schon mal Danke denen, die uns hier Starthilfe geben.“
Wenig anders geht es Ricardo Daniel Valerio Hernandez. „Ich habe mein Studium 2019 abgeschlossen und dann im Sozial- und betriebsärztlichen Dienst gearbeitet. Irgendwann möchte ich nun hier im Harz meine Facharztausbildung für Kardiologie absolvieren.“
Seit heute sind er und seine Mitstreiter voller Optimismus auf dem gewiss nicht immer leichten Weg – die deutsche Approbation immer im Blick.