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Waldhof Silberhütte Waldhof Silberhütte: Im Jahr der Pilzmumien

Von Sigrid Dillge 26.09.2016, 08:22
Die Pilzberaterin erklärt den Unterschied zwischen der Krause Glucke und dem Ästigen Stachelbart.
Die Pilzberaterin erklärt den Unterschied zwischen der Krause Glucke und dem Ästigen Stachelbart. Chris Wohlfeld

Silberhütte - Es gibt sie noch, die Hoffnungsvollen und Unentwegten, die durch die Wälder streifen, um Pilze zu finden. Etwa 20 von ihnen folgten am Sonntag der Einladung des Unterharzer Waldhofes im Harzgeröder Ortsteil Silberhütte zu einer Pilzpirsch mit anschließender Beratung. Und das, obwohl es in diesem Jahr so gut wie keine der heiß begehrten Sammelobjekte gibt.

„Es gibt, wenn überhaupt, nur Pilzmumien“, stellt Barbara Grzyb, Pilzberaterin aus Güntersberge, fest. Alles ist vertrocknet, weil es wochenlang nicht geregnet hat. Wenn jetzt noch einmal ausgiebige Niederschläge kommen und es dazu auch noch warm bleibt, könnte es noch ein tolles Pilzwachstum geben.

2008 habe es so etwas schon mal gegeben, erinnert sich Frau Grzyb. „Da war es auch trocken bis Ende September, und nach viel Regen hatten wir dann im Oktober noch einmal eine richtige Pilzschwemme.“ In diesem Jahr finden selbst die Fachkundigen kaum nennenswerte Exemplare. „Kein Steinpilz, kein Nichts, kein Garnichts“, klagt auch Pilzsachverständiger Klaus Strathausen aus Ballenstedt, der trotzdem intensiven Pilzgeruch verströmt.

Das liegt an den kleinen Bovisten, die er auf der Wiese des Waldhofes gefunden und in seine Jackentasche gesteckt hat. Auch er war in Vorbereitung der Veranstaltung in Silberhütte noch einmal extra durch die Wälder gezogen. Vier Stunden lang war er unterwegs und konnte nur eine magere Beute zeigen. Vor allem Porlinge wurden von ihm geerntet. Die baumbewohnenden Pilze haben die Trockenheit am besten überstanden. So wie der Ästige Stachelbart, der an verfaulenden Buchen wächst und trotz seines seltsamen Aussehens essbar ist.

Zu denen, die trotz der unübersehbar pilzleeren Wälder mit auf Tour bei Silberhütte gingen, gehört an diesem Tag Dagmar Simic aus Braunschweig. Sie hat von der besonderen Wanderung aus einer Pilzzeitung erfahren. „Ich will hier was lernen, damit ich wieder einen neuen Pilz auf dem Speiseplan habe“, erklärt sie ihre Teilnahme, um gleich einzuschränken: „Vorausgesetzt ich finde überhaupt was und dann auch noch etwas, das ich nicht kenne.“

Fachleute unter sich

Frau Simic ist viel in den Wäldern unterwegs. Am Samstag hat sie bei Schierke einen kleinen Steinpilz und eine Krause Glucke gefunden. „Das gibt eine leckere Mahlzeit“, freut sie sich. Wichtiger jedoch ist ihr am Sonntag das Gespräch mit den Fachleuten aus der Mykologiegruppe des Quedlinburger Kultur- und Heimatvereins. Schließlich gibt es immer etwas über Pilze zu erzählen. Strathausen verweist beispielsweise auf den Zunderschwamm, den er das „Feuerzeug des Altertums“ nennt, weil er tagelang glimmt und zum Feuermachen taugt.

Barbara Grzyb stieß bei ihrer Pilztour auf den Amethyst-Pfifferling, der nur an wenigen Stellen wächst und etwas Besonderes ist. Pfifferlinge brauchen nicht viel Wasser und sind auch in trockenen Gebieten zu finden.

Wenn auch angesichts der Witterungslage nicht mit Pilzreichtum und damit nicht mit riesengroßem Andrang bei der Pilzwanderung zu rechnen war, freute sich Knut Niedhardt, Vorsitzender des Waldhofvereins, dennoch über das Echo. Auch am Tag zuvor hatte es eine Einladung nach Silberhütte gegeben, zum alljährlichen Fest der Herbstfrüchte. Hier haben Interessenten die Möglichkeit, für ein geringes Entgelt mit Naturmaterialien Dekoratives herzustellen.

Unterstützung findet der Waldhofverein dabei von Kindergarten, Grundschule und Hort in Harzgerode. Mit diesem veranstaltungsreichen Wochenende beendet der Waldhof zugleich die Saison, obwohl es für die kommenden Wochen noch einige Anmeldungen von Schulklassen für Waldjugendspiele gibt.

„Die diesjährige Saison war zufriedenstellend“, schätzt Niedhardt ein. Der Waldhofverein hat gegenwärtig 14 Mitglieder, die im Ehrenamt die Angebote unterbreiten. „Wir suchen immer neue Mitstreiter“, wirbt Niedhardt, der bereits auf das nächste Jahr blickt. Dann wird die Waldhofsaison wieder mit dem bereits traditionellen Tag des Baumes eröffnet (mz)

Echte Bastelkönige: Martin (v.l.), Chantal, Anett und Paul Richard Sentker aus Harzgerode haben fleißig die Klebepistole geschwungen.
Echte Bastelkönige: Martin (v.l.), Chantal, Anett und Paul Richard Sentker aus Harzgerode haben fleißig die Klebepistole geschwungen.
Wohlfeld
Auch solche kleinen Figuren wurden aus Naturmaterialien hergestellt.
Auch solche kleinen Figuren wurden aus Naturmaterialien hergestellt.
Wohlfeld