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Kriminalroman Vom Vorharz nach Berlin

Traditionelles „Blaulicht“ leuchtet in einem neuen Format. Ein gebürtiger Harzer und langjähriger Lokalreporter hat es diesmal angeschaltet.

Von Uwe Kraus 26.05.2021, 10:00
Krimiautor und Lokaljournalist Harald Ritter.
Krimiautor und Lokaljournalist Harald Ritter. (Foto: Block-Verlag Kremkau)

Hedersleben - Der Kremkauer Block-Verlag schaute schon mit „Der vierzehnte Gast“ seines Hallenser Stammautors Klaus Peschke und mit dem ehemaligen Schwanebecker Gemeindepfarrer Johannes-Michael Worbs in die Abgründe der Harzer Krimi-Landschaft. Der Verlag aus der Altmark nimmt sich seit 1994 dem Erbe der ältesten ostdeutschen Krimiserie an: Bis zum Ende der DDR erschienen ab 1958 insgesamt 285 Blaulicht-Krimi-Heftchen. Das 49. Buch der Nachwende-Krimi-Ära bringt eine Neuigkeit: der Roman erscheint im Paperback-Format: Neues Format, neuer Preis, doch die Autoren bleiben. Der 300-seitige Band stammt aus der Tastatur von Harald Ritter. Der gebürtige Harzer debütierte bereits 36 „Blaulicht-Fahrten“ zuvor mit „Der Schlüssel“.

Krimis mit viel Lokalkenntnis

Nun stellt der Autor seinen aktuellen Kriminalroman „Und jetzt bist du tot“ vor. Die Geschichte spielt zu jener Zeit, als noch Filme in Kamera gelegt und später entwickelt wurden. Das hat Katrin Lindner gelernt, die Harzvorland und Magdeburger Börde verlässt, um in den Nachwendejahren Job und Glück in Berlin zu suchen. Vor ihr Objektiv kommt ihr ihr Schwager, der in der turbulenten Zeit nach 1989 ohne eine Nachricht zu hinterlassen, verschwand. Frau und Kinder blieben im Magdeburger Speckgürtel zurück und mutmaßen, er könnte in dunkle Machenschaften verwickelt sein.

Harald Ritter, der an der Grenze zwischen Harz und Börde 1955 in Hedersleben geboren wurde und in Timmenrode am Harz aufwuchs, schreibt mit viel Lokalkenntnis seinen Krimi nieder, bei dem es schnell richtig zur Sache geht. Ritter pendelt dabei zwischen dem durchaus nicht so unbefleckten Sachsen-Anhalt und der Bundeshauptstadt. Hier kennt er sich bestens aus, war er doch bis zur kürzlichen Rente seit 1999 für eine Reihe von Zeitungen in der Berliner Lokalberichterstattung tätig. So erlebt der Leser, wie die Fotografin nicht nur zur Kamera greift, sondern auf eigene Faust ermittelt. Zwischen Marzahn-Hellersdorf und dem Wedding zieht sich bald eine blutige Spur durch das Rotlichtmilieu, zur deutsch-polnischen Automafia und ins Drogen-Milieu.

Schilderungen wirken sehr glaubhaft

Ritters Personal-Tabloid wirkt breit gefächert, seine Schilderungen sind nachvollziehbar und wirken sehr glaubhaft. Der Leser spürt förmlich den Keller-Mief, in dem die Fotografin schmoren muss, und das Berliner Gedränge in den Wehen der deutschen Wiedervereinigung, wo es um den richtigen Platz in kriminellen Hinterzimmern geht. Harald Ritter, der nach Verlagsangaben in den letzten Jahren der DDR Krimi-Hörspiele im Rundfunk veröffentlichte, gesteht: „Es macht mir einfach Spaß, mich in dunklen Abgründen des menschlichen Lebens zu bewegen, Spuren zu legen, sie zu verwischen und wieder aufzudecken. Dabei töte ich auch gern einmal und jage mit der gleichen Lust die Mörder.“

Der kriminalisierende Journalist lässt seine Heldin immer dicht auf den Fersen der Bösen sein, auch wenn sie dabei der Berliner Polizei öfter in die Quere kommt. Immer wieder gibt es überraschende Wendungen, öfter verzwirbeln sich die Handlungsstränge und der Leser hofft, dass die Fotografin auch noch in Sachsen-Anhalt berichten kann, wie windig das Leben des Ex-Mannes ihrer Schwester verlaufen ist. (mz)