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"Glücksfelle" Verein "Glücksfelle" aus Thale: Hunde aus der Türkei suchen ein neues Zuhause

Von Benjamin Richter 28.11.2018, 06:56
Damit Hunde aus der Türkei einen artgerechten Platz zum Leben finden, steckt Stephanie Maiwald viel Zeit in die Arbeit für ihren Verein.
Damit Hunde aus der Türkei einen artgerechten Platz zum Leben finden, steckt Stephanie Maiwald viel Zeit in die Arbeit für ihren Verein. Glücksfelle

Thale - Nach Stephanie Maiwalds Türkeiurlaub im Sommer 2012 war für die Thalenserin nichts mehr wie vorher. „Ich wurde damals mit der Situation der Hunde in den Tierheimen konfrontiert und kam mit einer außergewöhnlichen Vision zurück nach Deutschland“, erklärt die 33-Jährige.

„Schon auf dem Rückflug habe ich mir gedacht: Da muss man was ändern.“ Als „Tötungsstationen“ bezeichnet sie die türkischen Tierheime, in denen zahlreiche Hunde wegen fehlender medizinischer Eingriffe unter Schmerzen vor sich hin vegetieren. „Offiziell werden sie nicht von Menschenhand getötet“, sagt Maiwald. „Aber es wird auch kaum eingegriffen.“

Maiwald nennt Tierheime in Türkei „Tötungsstationen“

Durch Zufall stieß die Ausbilderin für Jugendliche mit Förderbedarf auf drei weitere junge Frauen in Thale und Umgebung, die auf Reisen ähnliche Beobachtungen gemacht hatten. „Daraus entstand die Idee, einen Verein zu gründen, um unser Anliegen besser vertreten zu können“, sagt Maiwald.

Im April 2016 war es so weit: Nach der Genehmigung durch das Veterinäramt durften sieben Gründungsmitglieder Hunde aus der Türkei im Flieger nach Thale holen, um sie aufzupäppeln und an deutsche Halter zu vermitteln. Stephanie Maiwald wurde zweite Vorsitzende.

Hunde werden vorm Abflug versorgt und untersucht

Wobei die Hunde schon viel Fürsorge erhalten haben, wenn sie den Flug nach Deutschland antreten. Eine Mitarbeiterin des Vereins, die vor 23 Jahren in die Türkei ausgewandert ist, stellt vor Ort sicher, dass ein Tierarzt die Hunde versorgt und sie gutes Futter bekommen.

Auch allen wichtigen Tests, wie dem auf Mittelmeerkrankheiten und einem Bluttest, werden die Hunde unterzogen, bevor sie nach Deutschland kommen, erläutert Maiwald.

„Wenn sie hier ankommen, wollen wir den Tieren im Regelfall drei Wochen geben, um sich zu akklimatisieren“, sagt sie. „Manchmal können wir sie aber schon nach einer Woche weitervermitteln.“

Nach drei Wochen werden Hunde an neue Besitzer vermittelt

Damit Interessenten beim Blick auf die Webseite des Vereins Glücksfelle ein Gefühl für ihre möglichen künftigen Schützlinge bekommen, sollen Vermittlungstexte auf gluecksfelle-ev.de so genau wie möglich sein. „Es soll der passende Mensch zum passenden Hund kommen“, erklärt Maiwald. Deshalb opfern die Vorstandsmitglieder fast ihre gesamte Freizeit für den Verein.

„Das ist ein hoher Verwaltungsaufwand, viel Zeit fließt auch ins Online-Fundraising“, berichtet Maiwald. Nicht selten beschäftige sie das Engagement für die Glücksfelle bis 22 Uhr. „25 bis 30 Stunden kommen so jede Woche sicher zusammen, bei jeder von uns. Aber einer muss es schließlich machen“, bekräftigt sie ihre Überzeugung.

Verein „Glücksfelle” ist auf Spenden angewiesen

Weil es für das Tätigkeitsfeld der Glücksfelle keine staatliche Förderung gibt, ist der Verein auf Spenden angewiesen, um die Flüge und die Pflege der Hunde zu finanzieren. „Außerdem sind wir immer auf der Suche nach Leuten, die die Flüge von der Türkei nach Deutschland begleiten können“, fügt Maiwald hinzu.

Aber auch hierzulande haben es Vierbeiner nicht immer einfach, was sich in der Gruppe der Hunde widerspiegelt, um die sich der Verein zurzeit kümmert: Fünf der acht Hunde kommen aus der Türkei, zwei aus Deutschland und einer aus Spanien.

Über 80 Hunde hat „Glücksfelle” in zweieinhalb Jahren vermittelt

„In Sachsen hat uns zum Beispiel jemand auf einen Hund aufmerksam gemacht, der in ein Verlies gesperrt war“, sagt Maiwald. Mehr als 80 Hunde hat der Thalenser Verein in den zweieinhalb Jahren seines Bestehens schon an ein neues Herrchen, Frauchen oder artgerechtes Tierheim vermittelt.

Zumindest ein solches gibt es übrigens auch in der Türkei: Das Heim in Fethiye an der Mittelmeerküste steht unter deutscher Leitung. „Dort geht es vorbildlich zu“, erklärt Stephanie Maiwald die Kooperation der Glücksfelle mit der Einrichtung.

Die Frage nach den nächsten Zielen des Vereins bringt die Thalenserin für einen Moment ins Grübeln. „Wir hoffen, dass wir im September 2019 erstmals ein Sommerfest ausrichten können, um Hundehalter und solche, die es werden wollen, zusammenzubringen“, sagt sie schließlich.

Dann fällt ihr noch etwas ein: „Irgendwann einen festen Punkt zu haben, vielleicht ein Hundeheim. Aber das ist superweit vorgegriffen und noch gar kein Thema - aber ein Traum.“ (mz)