"Der besiegte Hirsch" Vandalismus am Kunstguss der ehemaligen Eisenhütte Mägdesprung: Lauf abgebrochen vom Hirsch
Mägdesprung - „Der besiegte Hirsch“, der auf dem Gelände der alten Eisenhütte an der Bundesstraße 185 in Mägdesprung steht, ist ein weiteres Mal niedergerungen worden.
Unbekannte haben den Kunstguss von Johann Heinrich Kureck beschädigt, der rechte Vorderlauf wurde gestohlen. Er wurde abgebrochen - an einer Lötstelle.
Die Figuren, erklärt Andreas Friebe, Mitglied Eisenhüttenverein Mägdesprung „Carl Bischof“ und Kunstgusssammler, seien aus mehreren Segmenten zusammengesetzt. Der Ärger über die offensichtlich mutwillige Zerstörung ist bei ihm und den anderen Vereinsmitgliedern groß.
Der rechte Vorderlauf der aus Einzelteilen bestehenden Figur wurde abgebrochen
Zumal der „Besiegte Hirsch“ ohnehin schon bessere Tage erlebt hat. „Er muss dringend restauriert werden“, sagt Friebe und zeigt auf Risse, die sich inzwischen gebildet hätten und in die nun Feuchtigkeit eindringe.
Die Kunstgussplastik stammt aus der Blütezeit der Eisenhütte, also aus den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts. Zuletzt habe sich der Verein schon um Fördergeld bemüht, einen Antrag gestellt; doch dieser sei abgelehnt worden, sagt Wolfdieter Ludwig, der stellvertretende Vereinsvorsitzende. Letztlich sei es an den Eigenmitteln gescheitert. Doch man wolle es weiterhin versuchen.
Der gestohlene Vorderlauf ist nicht das einzige Original, das dem „Besiegten Hirsch“ genommen wurde: Der Hirsch und die beiden Hunde, die heute unmittelbar auf einem Steinsockel stehen, standen früher auf einer sogenannten Plinthe; einem flachen - ebenfalls gusseisernen - naturalistisch anmutenden Untergrund.
Dieser sei eines Tages entfernt und eingeschmolzen worden. „Auf Ansichtskarten nach 1920 taucht er jedenfalls nicht mehr auf“, sagt Friebe.
Von vormals fünf Exemplaren des Kunstgusses existieren heute nur noch zwei
Der „Besiegte Hirsch“ ist kein Einzelstück. Den Kunstguss gab es einst fünfmal. Erhalten geblieben sind aber lediglich zwei: der in Mägdesprung, und ein weiterer steht in Mölkau, einem Stadtteil von Leipzig.
Dort wurde die Tiergruppe 1984 vor dem damaligen Kulturhaus neu aufgestellt. Eine Interessengemeinschaft hatte sich zuvor gegründet, um die schon demontierte Plastik zu retten und restaurieren zu lassen.
Das eingezäunte Gelände, auf dem der „Besiegte Hirsch“ sowie der Akademiehirsch und eine Rehgruppe aus Zinkguss, die ebenfalls in die Jahre gekommen sind, in Mägdesprung stehen, gehört der Stadt Harzgerode.
Die Fläche sei einst eine Art Ausstellungsgelände gewesen, erklärt Friebe. „Alles, was in der Eisenhütte gegossen wurde, hat man hier präsentiert“, Laternenmasten und Zaunfelder zum Beispiel, „die Kunden konnten sich hier umsehen“, erzählt Friebe.
Am 21. September kommen Freunde des Eisenkunstgusses aus aller Welt nach Mägdesprung
Am Wochenende haben sich er und die anderen zu einem Arbeitseinsatz getroffen, „ein bisschen saubergemacht und die Roststellen an den Skulpturen abgebürstet“, sagt Friebe.
Denn hoher Besuch wird erwartet: Am 21. September kommen Freunde des Eisenkunstgusses aus aller Welt nach Mägdesprung. Der Eisenhüttenverein Mägdesprung richtet mit dem Verein Fürst-Stolberg-Hütte Heimatstube Ilsenburg ein Internationales Treffen aus. Auch die Skulpturen und ihr Zustand sollen beim Vor-Ort-Besuch Thema sein. „Wenn die ganzen Experten da sind, wollen wir uns beraten lassen“, so Friebe. (mz)