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Tag der offenen Tür Umstrittener Verein in Allrode gibt Einblicke in seine Arbeit

Im ehemaligen Hotel „Waldesruh“ konnten sich Interessierte über die Pläne der neuen Eigentümer informieren.

Von Almut Hartung 27.10.2021, 10:00
Cyriaque Vallee bei einer im Internet übetragenen Meditation.
Cyriaque Vallee bei einer im Internet übetragenen Meditation. Foto: Almut Hartung

Allrode/MZ - Von großen Veränderungen ist im Inneren des Gebäudes kaum etwas zu bemerken. Verschiedene Handzettel informieren über die spirituelle Lehren und Praktiken, ansonsten wirkt alles gewohnt rustikal.

Mitglieder des Spiritual Science Research Foundation (SSRF), des Vereins für spirituelle Wissenschaft und Forschung, sind zum Teil aus Österreich und der Schweiz angereist. Sie führen die Gäste, die ihre Straßenschuhe am Eingang gegen weiße Pantoffel eingetauscht haben, durch das Gebäude und beantworteten Fragen auf Deutsch und Englisch.

Gemischte Reaktionen

Der Verein, der der hinduistischen Satsang-Lehre folgt, hatte das ehemalige Hotel „Waldesruh“ vor einigen Monaten gekauft und war vor Kurzem durch Aussagen über den möglicherweise bevorstehenden Dritten Weltkrieg auf ihrer Internetseite in Schlagzeilen geraten.

Die „spirituell Praktizierenden“, wie sie sich nennen, berichteten von eigenen Lebenskrisen, die sie mithilfe des Vereins, Meditation und „Chants“, das heißt Wiederholung von Sätzen oder dem Namen Gottes, überwunden hätten. Gerlinde Dombrowski ist eine von ihnen. Sie führt eine Gruppe vom Empfangsraum ins Untergeschoss, wo sich der ehemalige Wellnessbereich des Hotelgebäudes befindet. Im Meditationsraum mit seiner Panoramafensterfront ist ein kleines Set mit Lampen und einer Kamera aufgebaut. Hier hält Cyriaque Vallee, der zweite Vorsitzenden des Vereins, der von den Freiwilligen „Sadguru Cyriaque“ genannt wird, jeden Tag Meditationsübungen ab, die im Internet übertragen werden. Zu beiden Seiten des Sets stehen großformatige Porträtbilder von indischen Gurus - den spirituellen Vorbildern der Gruppe. Dombrowski erklärt, dass der Verein in diesen Räumlichkeiten künftig Angebote zur Bewältigung von Alltagsproblemen wie Stress oder Schlafproblemen schaffen wolle und Workshops und Seminare anbieten will.

Woher kommt das viele Geld?

Viele der Besucher hören interessiert zu, andere sind skeptisch. „Woher kommt denn das Geld, mit dem Sie das Haus hier gekauft haben?“, fragt eine Anwohnerin. Gerlinde Dombroski bespricht sich mit einem anderen Freiwilligen, antwortet dann: „Das ist alles durch Spenden finanziert.“ Die Anwohnerin bleibt skeptisch. „Wer spendet denn so viel?“, fragt sie später.

Auch Wolfgang Kurch, Ortsbürgermeister von Allrode, war vor Ort. Er sei der Gruppe gegenüber grundsätzlich offen eingestellt, wolle die Entwicklungen erst einmal beobachten, sagt er. „Man sollte denen auch Luft lassen. Ich habe bis jetzt nicht den Eindruck, dass sie jemandem schaden.“ Dennoch bedaure Kurch, dass das Gebäude nicht mehr als Hotel mit Restaurant genutzt werden soll. „Allrode ist ein touristischer Ort. Jetzt ist das Gelände mehr oder weniger abgeschlossen. Die Gastronomie fehlt im Ort.“

Im ehemaligen Gastraum endet die Führung bei Kaffee und Kuchen. Hier sitzen die Besucher Seite an Seite mit Cyriaque Vallee und stellen Fragen, die von den Helfern übersetzt werden. Auf dem Tresen: Ein Blumenkorb mit einer Glückwunschkarte des Allröder Gesangsvereins. Cyriaque Vallee freut sich über dieses Willkommensgeschenk.

Warten auf Bescheid von Behörden

Der Franzose wolle künftig dauerhaft in Allrode wohnen und als fester Lehrer fungieren, erklärt Bhavna Shinde. Die Präsidentin der SSRF in den USA ist eigens angereist, um beim Aufbau des Vereinssitzes mitzuhelfen. Nach Angaben von Shinde sollen die ersten Veranstaltungen im kommenden Jahr beginnen. Derzeit warte der Verein noch auf die Genehmigung der Behörden. Knackpunkt sei die Frage, wie viele Personen als Mitarbeiter und Gäste im Haus wohnen dürften. Laut Flächennutzungsplan darf das Hotelgelände nur für touristische Zwecke genutzt werden.