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"Ist das ein Hakenkreuz?" Travel Channel aus USA produziert eine Dokumentation über Harzer Sagen: Dreharbeiten an Walpurgishalle und Regenstein

Von Benjamin Richter 02.10.2019, 07:56
Drei Mal geben sich Axel Steinbach (2.v.r.) und der Moderator der Sendung die Hand, bevor die Kameramänner mit der Begrüßung zufrieden sind.
Drei Mal geben sich Axel Steinbach (2.v.r.) und der Moderator der Sendung die Hand, bevor die Kameramänner mit der Begrüßung zufrieden sind. Richter

Thale - Der Blick des Amerikaners fällt auf das Symbol, das in den Stein im Vorraum der Walpurgishalle eingehauen ist. „Ist das ein Hakenkreuz?“, fragt er auf Englisch. „Nein, das ist ein Sonnenrad“, antwortet Axel Steinbach, ebenfalls auf Englisch. „Es dreht sich nach links, nicht nach rechts.“ Fast sieht es aus wie ein privater Besuch des Halberstädter Verlegers mit einem Bekannten aus den USA. Wenn da nicht die Fernsehkameras wären.

Produzenten haben drei Tage Dreharbeiten im Harz eingeplant

Es ist bereits der dritte und letzte Drehtag des Teams vom US-Sender Travel Channel im Harz. Die Zeit ist streng durchgetaktet: Am Dienstag etwa stehen für die sieben Amerikaner und zwei Deutschen nach der Walpurgishalle noch die Klusberge bei Halberstadt, die Sandsteinhöhlen in der Nähe von Blankenburg und der Regenstein auf dem Programm. Von 8 bis 22 Uhr, beziffert Axel Steinbach, seien die Kameraleute, Produzenten und der Moderator täglich auf den Beinen.

„Es geht um die alten Riten“, erklärt Produzent Nicholas Conradt, was die Gäste aus Übersee am Harz und speziell am Hexentanzplatz interessiert. „Diese Orte stecken voller mythischer, okkulter Gegebenheiten.“ Bei den Drehorten habe sich Conradt, dessen Firma ihren Sitz bei München hat, von Steinbach beraten lassen, der wisse, was vor Ort interessant sei.

Axel Steinbach berät die Produzenten aus den USA

Der Verleger kennt sich in der Harzer Sagenwelt so gut aus, dass er kürzlich mit seiner Frau, der Erfolgsautorin Kathrin Hotowetz, und in Kooperation mit dem Geistmühleverlag und den Städten Thale, Blankenburg und Halberstadt das Projekt „Das versunkene Heiligtum“ ins Leben gerufen hat. Dabei sollen gelbe Stempelkästen, Lesungen und Führungen das Interesse an 20 Thingplätzen und Opferstätten aus vergangenen Zeiten wecken.

Dem amerikanischen Publikum, stellt Conradt klar, könne man nicht dasselbe auftischen wie dem deutschen: „Die Amerikaner mögen es gern, wenn die Geschichte lebendig erzählt und gezeigt wird.“ Deshalb werden in der Sendung, deren Name noch nicht verraten wird, auch drei „Kräuterhexen“ zu sehen sein: Jeannette Schroeder vom Stadtmarketing Halberstadt, Kräuterlehrerin Simone Schalk und Kathrin Hotowetz übernehmen an einigen Drehorten diese Rolle.

Weil es Amerikaner gern „lebendig” haben, treten im Film drei Frauen als Kräuterhexen auf

„Von dort aus machen sie sich dann auf ihren Besen auf den Weg zum Hexentanzplatz, um von hier aus weiter zum Brocken zu fliegen“, gibt Axel Steinbach einen kleinen Einblick in den Erzählstrang der Fernsehsendung.

In der Walpurgishalle wird der Zuschauer an das wilde Treiben anhand der Wandbilder des Malers Hermann Hendrich herangeführt. Der ließ die Halle vor mehr als 100 Jahren für seine Gemälde errichten, die Szenen der Walpurgisnacht in Goethes „Faust“ darstellen.

Während Ehrenbürger Harald Watzek den „Kräuterhexen“ erklärt, wie die Hexen auf einem der Bilder eine Salbe kochen, mit der sie „high“ werden, nickt Steinbach in Richtung der Amerikaner: „Ihnen erklären wir dann erst mal, wer Goethe war.“

„Das war das 15. Mal, dass mich ein Sender angesprochen hat“, sagt der Halberstädter Axel Steinbach

Der Verleger hat mittlerweile schon etwas Routine darin, Drehteams aus den USA seine Heimat zu zeigen. „Das war das 15. Mal, dass mich ein Sender angesprochen hat“, sagt der Halberstädter. „Mein Kontakt wird wohl weitergegeben.“ Zuletzt sei er im letzten Jahr mit einem Team in Quedlinburg, in Thale und auf dem Brocken unterwegs gewesen.

Steinbach hofft, dass die Wolken aufreißen und sich Norddeutschlands höchster Gipfel auch an diesem Tag noch blicken lässt. (mz)

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Seit Anfang September ist die Walpurgishalle um einen frisch sanierten Raum reicher: Im Hendrichzimmer zeigt der Harzklub-Zweigverein Bilder des Harzer Malers Hermann Hendrich, die lange im Archiv des Rathauses Thale ruhten. Viele Sponsoren und Spender trugen dazu bei, dass Restauratorin Helma Groll ihnen neuen Glanz verleihen konnte.