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Selketal Tourismus im Selketal: Es gibt zwar viele Wanderwege, aber nur wenige Orte zur Einkehr

Von Rita Kunze 15.10.2018, 11:36
Blick über das Selketal an einem Herbstmorgen.
Blick über das Selketal an einem Herbstmorgen. Harzer Tourismusverband/A. Degen

Harzgerode/Goslar - Das Selketal gilt als eine der schönsten Regionen des Harzes. Eigentlich könnte die Gegend ein „Hotspot“ sein, sagt Carola Schmidt, Geschäftsführerin des Harzer Tourismusverbandes (HTV). Doch bleibe die Region hinter ihren Möglichkeiten zurück.

Unter anderem liegt das an fehlenden Einkehrmöglichkeiten entlang der Wanderrouten. Ein Problem im gesamten Harz, von dem sogar Teilabschnitte des Harzer Hexenstieges betroffen seien, sagt Schmidt.

Es fehlen Köche und Bedienungen

Ähnlich wie beim Kneipensterben in den Städten (die MZ berichtete) sieht die HTV-Geschäftsführerin eine Ursache im Fachkräftemangel: Es fehlen Köche ebenso wie Servicekräfte. Dabei könne man mit Gastronomie sehr erfolgreich sein, „auch mitten im Wald“.

Genau dort liegt der Gasthof von Liane und Ralf Klock. Das Ehepaar betreibt seit acht Jahren den Selketaler Waldgasthof als vegetarisches Restaurant, in dem die Gerichte selbst hergestellt werden: Liane Klock kocht und backt Kuchen, ihr Mann ist für das Brotbacken zuständig.

Liane und Ralf Klock arbeiten auch an Schließtagen

Die vegetarische Küche gibt dem Haus ein Alleinstellungsmerkmal, für das die Gastronomen mit ihren Mitarbeitern hart arbeiten: 14-, 18-Stunden-Tage sind üblich. Freizeit gibt es weniger als in anderen Branchen: „Wir arbeiten ja auch an den Schließtagen“, sagt Liane Klock; denn auch wenn keine Gäste bedient werden, gibt es viel zu tun.

„Als wir uns selbstständig gemacht haben, haben wir nicht gedacht, dass wir so wenig Personal haben würden“, sagt Liane Klock. Sie fordert ein Umdenken von der Politik. Dass dies nötig ist, bestätigt Carola Schmidt: „Den Servicekräften muss eine wesentliche Wertschätzung entgegengebracht werden“, sagt sie.

„Die Leistung, für die man als Gast zu zahlen hat, ist ja nicht nur das Essen auf dem Teller. Es ist auch das Drumherum.“ Wer in der Hotellerie und Gastronomie arbeite, brauche auch die Sicherheit, freie Tage und ein Privatleben zu haben.

Für langfristigen Aufschwung ist mehr Personal nötig

Man könne sich über steigende Übernachtungs- und Besucherzahlen freuen, aber nachhaltig gebe es für den Tourismus nur eine Chance, wenn ausreichend Mitarbeiter beschäftigt werden können. Liane Klock weiß das nur zu gut: „Wir müssen viel mehr arbeiten, um Gewinn zu erzeugen, auch wenn das Haus voll ist.“

Der Selketaler Waldgasthof ist eine der wenigen Einkehrmöglichkeiten, die noch geblieben sind in der Region. Die Selkemühle ist seit August 2013 geschlossen. 2016 hatte ein Feuer große Teile der „Thalmühle“ bei Meisdorf zerstört.

Im Juli dieses Jahres fiel die „Kutscherstube“ in Mägdesprung einem verheerenden Brand zum Opfer. Das „Sternhaus“ bei Gernrode wurde vor kurzem aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen. Doch all diese Orte „gehören zum Tourismus und Wandern dazu“, wie Harzgerodes Bürgermeister Marcus Weise im Sommer betonte. Durch den Verlust verliere das Selketal an Attraktivität. Was lässt sich dagegen tun?

„Da sind Spekulationsobjekte, die verfallen”

„Wir versuchen, Interessenten zu gewinnen“, sagt der Bürgermeister. Bei Mägdesprung als Tor zum Selketal habe es immer wieder Anläufe gegeben, „aber uns fehlen verlässliche Partner“. Angesichts mancher verfallender Gebäude wünscht sich der Bürgermeister auch andere bundesgesetzliche Regelungen: „Da sind Spekulationsobjekte, die verfallen.“ Als Beispiel nennt er das Verwaltungsgebäude des Hüttenwerks in Mägdesprung.

Doch es gebe auch positive Entwicklungen, sagt Weise, beispielsweise in Alexisbad. Das dortige Hotel „Habichtstein“ hat seit Ende vergangenen Jahres neue Betreiber. „Das Haus ist voll“, sagt der Bürgermeister. (mz)