Wegen Vandalismus Stabkirche am Albrechtshaus bei Stiege zieht im Frühjahr 2021 um Richtung Bahnhof: Reaktion auf Vandalismus

Stiege - „Zum 116. Jubiläum der Weihe unserer Kirche im Mai 2021 soll der Aufbau beginnen.“ Für Regina Bierwisch vom Verein „Stabkirche Stiege“ steht der Zeitplan des spektakulären Umzugs eines in mehrerlei Hinsicht besonderen Gotteshauses fest.
Steht die Kirche heute noch am Albrechtshaus zwischen Stiege und Güntersberge, markieren riesige Steine gegenüber dem Bahnhof Stiege der Harzer Schmalspurbahnen bereits ihren künftigen vereinseigenen Platz.
So öffnete der rührige Verein, der mittlerweile 125 Mitglieder hat, am Sonntag die Stabkirche, um über den neuesten Stand des Umzuges zu berichten, an die Kirchweihe von 1905 zu erinnern und eine Videobotschaft zum Nationalfeiertag nach Norwegen zu senden.
Erinnerung an die Kirchweihe im Jahr 1905
Dass Besucher die besondere Kirche trotz Corona-Einschränkungen besichtigen können, ermöglichten Absprachen mit der Stadt Oberharz und dem Landkreis zur Einhaltung der Hygieneregeln. „Wir haben in der Holzkirche das Glück, Eingang und Ausgang getrennt zu nutzen, so dass die Besucher sich nicht begegnen können, davor ist viel Wald, es wird auf Abstand und Mundschutz geachtet.
Keine Andacht, kein Konzert, keine Verpflegung, die Besucher sind sonst anderes gewöhnt, nur eine tolle Atmosphäre. Aber wir freuen uns über die Resonanz“, sagt Bernd Bierwisch.
Bauingenieurin Antje Wegener aus Ballenstedt kommt aus architektonischem Interesse und begutachtet mit Kati Hofmann die vielen Drachenköpfe in und auf der Kirche. Gäste aus Halberstadt und aus den Orten der Umgebung wandern oder fahren per Rad zur Stabkirche, die eigentlich eine Blockbohlenkirche ist. Die Firma Witte aus Osterwieck hat sie einst gebaut.
Das Stabkirche genannte Gebäude wurde aus Blockbohlen errichtet
Für Regina Bierwisch und Antje Wegener ist die Tatsache völlig unvorstellbar, dass von der Baugenehmigung 1904 bis zur Kirchweihe am 20. Mai 1905 nur wenige Monate vergingen. Prinz Albrecht, nach dem auch das benachbarte Albrechtshaus benannt wurde, das unterdessen nur noch von Verfall und Brandschäden gekennzeichnet ist, erlebte die Weihe damals mit.
Die Kirche wird von der Landeskirche Braunschweig betreut, aber nicht verwaltet, sie gehörte als Privatkapelle immer dem Besitzer des Albrechtshauses.
Nun bestimmt nach allerlei Verwaltungsakten der Verein „Stabkirche Stiege“ über das Gebäude, das - um 180 Grad gedreht - durchaus wie ein Wikingerschiff wirken könnte.
„Das Kleinod muss erhalten werden“, unterstreicht der gelernte Modelltischler und spätere Leichtathletik-Trainer Bernd Bierwisch. „Doch hier im Wald hat sie keine Zukunft.“
Die Liste der Anzeigen und der Beschädigungen ist lang: zertrümmerte Bleiglasscheiben, ein gestohlener Glockenklöppel, Dachrinnen, die verschwanden, Blitzableiter, die gekappt, Bänke und Türen, die zerstört wurden. Wahre Kettensägen-Massaker gab es gegen das solide Kiefernholz.
Um den Vandalismus zu beenden, soll die Kirche versetzt werden
So wuchs die Idee, die Kirche ins Dorf zu versetzen. Damit für das historische Bauwerk - Vergleichbares gibt es nur in Hahnenklee, auf dem Friedhof Stahnsdorf, in Lübeck und im Europapark Rust - nicht die letzte Messe gesungen wird.
Am Montag, 18. Mai, beginnt das Fachwerkzentrum Quedlinburg mit einer „Machbarkeitsstudie“ für den Abbau. Es gibt neue Pläne, die Kirche in ihre Einzelteile zu zerlegen und wie ein Puzzle am neuen Standort zusammenzusetzen, nachdem die Idee, sie per Hubschrauber aus dem Wald zu heben, beerdigt ist.
Kürzlich erst untersuchten Studenten der Hochschule Anhalt das Kirchen-Holz. Regina Bierwisch verweist auf die verschiedenen Fördertöpfe, aus denen der Ab- und Aufbau finanziert wird. Ostdeutsche Sparkassenstiftung, Denkmalschutzgelder, die Reemtsmaa-Stiftung, Eigenmittel - die Summe ist insgesamt siebenstellig.
Die Zusagen sind da, „alle mündlich, wir müssen auf die Bescheide warten, damit wir bald anfangen können“, erzählt die engagierte Mitgründerin des Vereins.
„Unsere Kirche ist was Besonderes, das merken wir jetzt selbst bei den Gesprächen mit der Versicherung, wo es solch einen Fall auch noch nicht gab“, lacht die ehemalige Lehrerin. (mz)
