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Skispringen Skispringen: Sturz lässt Knoten platzen

Von DETLEF ANDERS 08.11.2011, 17:55

HARZGERODE/MZ. - "Der springt gut", raunt es anerkennend aus den Zuschauerreihen. "14,5 Meter", verkündet Dieter Wipperich die Weite von Tom Göthlich. Der elfjährige Harzgeröder ist eines der aufstrebenden Skisprung-Talente des Wintersportvereins. Beim Herbstspringen auf der heimischen Ernst-Bremmel-Schanze konnte er sich am Wochenende nicht nur in seiner Altersklasse durchsetzen. Tom hatte am Ende dank der höchsten Haltungsnoten sogar die beste Gesamtnote der kompletten Konkurrenz. Dabei waren der Wernigeröder Leif Fricke (9) und Vereinskameradin Rosa Meyer (13) einen Meter weiter gesprungen. Rosa war aber nach 15 Metern im ersten Durchgang bei ihrem 15,5-Meter-Satz gestürzt und wütend von dannen gezogen. Selbst die Mutter konnte ihre ehrgeizige Tochter, die im Sommer alle fünf Springen der Nordwestdeutschen Fünf-Schanzen-Tournee gewann, nicht trösten.

Tom Göthlich kennt das Gefühl gut. Er war vor einigen Wochen in Wippra spektakulär gestürzt und lag sekundenlang bewusstlos im Auslauf. Doch dann bekam er neue Schuhe und eine neue Bindung und hebt damit immer besser von den Schanzen ab. "Tom hat in den letzten zwei drei Wochen einen richtig schönen Leistungsschub", freut sich sein Trainer Knut Becker und staunt. "Wo andere nach einem Sturz die Handbremse ziehen, hat es bei ihm etwas ausgelöst - der Knoten ist geplatzt." In Tabarz, beim ersten Springen nach dem Sturz, wurde er Dritter, in Bad Freienwalde eine Woche später mit 31 und 32 Metern zweitbester Deutscher. "Manchmal hab ich schon Angst auf größeren Schanzen. Wenn ich noch höher gehen muss, habe ich so ein Kribbeln im Bauch", bekannte Tom. Doch danach sei die Freude groß, es geschafft zu haben. Der Junge scheint das Skispringer-Gen von seinem Vater geerbt zu haben, der auch Skispringer war und die Sportschule in Oberhof besucht hat. Im Januar 2010 waren beide beim Winterfest an der Bremmel-Schanze, weil Tom ein paar Ski geschenkt bekam. Dann kam er zum Training und fand Gefallen am Springen. "Es ist ein schöner Ausgleich zur Schule. Ich finde das besser, als vorm Compter oder Fernseher zu sitzen", sagt Toms Mutter Anke Göthlich.

Die Harzgeröder konnten bei ihrem Herbstspringen leider nur 23 Talente aus Wernigerode, Wippra und Rothenburg begrüßen. Ihre Enttäuschung über die geringe Resonanz ließen sich die Organisatoren aber nicht anmerken. "Man muss den Hut ziehen, wie das gemacht wird", lobte Mike Neubarth, der mit Sohn und Tochter aus Wernigerode kam. Die Freude der Kinder war für die Harzgeröder WSV-Trainer und ihre Helfer der größte Lohn. Stolz stand beispielsweise der fünfjährige Niklas Kübrich auf der kleinen Fünf-Meter-Schanze und strahlte vor dem zweiten Sprung, als wüsste er schon, dass ihn keiner besiegen kann. Dann setzte er sich im Auslauf doch noch auf den Hosenboden. Aber er hatte Glück, dass es nach der Markierung geschah und es nicht als Sturz gewertet wurde. Niklas trainiert schon seit zwei Jahren im Harzgeröder Verein, weil er immer seinen großen Bruder Pascal begleitet hatte und beim Warten nicht frieren sollte. "Er findet das ganz toll", berichtete seine Mutter Ines Kübrich.

WSV-Chef Wipperich sowie die Trainer Thomas Trautmann und Knut Becker freuten sich auch über von Adrian Söllner, der im Kyffhäuserkreis wohnt und im WSV Mitglied geworden ist. Der Siebenjährige hat das Springervirus von Opa Gerhard Rink geerbt, der einst im Thüringer Wald aktiv war. Seinen Sohn hatte er bereits zum Skispringen nach Harzgerode gebracht "und nun habe ich wieder jemanden. Ich liebe den Sport", erklärte Rink, der mit Enkel und Schwiegersohn David Söllner in der Vorwoche dreimal die 84 Kilometer zum Training nach Harzgerode kam. Am Ende stand Adrian nach einem Sturz beim zweiten Springen zwar nicht ganz oben, doch dank einer tollen Laufleistung gewann er die folgende Nordische Kombination. Hier konnte sich auch Rosa Meyer über einen Sieg freuen - nur der erste Sprung, den sie gestanden hatte, kam in die Wertung und die zehn Sekunden Vorsprung reichten ihr. Ob es am Samstag ab 13 Uhr, beim Herbstspringen im Ballenstedter Amtmannstal wieder besser läuft?