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Parkplatz für Seilhängebrücke Seilhängebrücke Titan RT an Rappbode-Talsperre: Initiative kämpft gegen Rodung von Wald für Parkplätze

Von Benjamin Richter 24.10.2018, 10:57
Der Parkplatz an der Rappbodetalsperre bei Rübeland ist regelmäßig überfüllt. Ein Grund ist die 2017 eröffnete Seilhängebrücke TitanRT.
Der Parkplatz an der Rappbodetalsperre bei Rübeland ist regelmäßig überfüllt. Ein Grund ist die 2017 eröffnete Seilhängebrücke TitanRT. Frank Drechsler

Rübeland - Gegen die Pläne, an der Rappbode-Talsperre neue Parkplätze anzulegen, regt sich Widerstand. Die Interessengemeinschaft „Harzer Naturfreunde“ findet es unverhältnismäßig, dass die Geschäftsführer von „Harzdrenalin“, dem Betreiber der Rekord-Hängebrücke „Titan RT“, 9.700 Quadratmeter Wald für 240 zusätzliche Stellflächen roden wollen.

Vor Ort seien bereits genügend Parkmöglichkeiten vorhanden, erklärt Rechtsanwalt Jens Kownatzk aus Halberstadt. Er vertritt Maik Breternitz aus Hasselfelde, den Gründer der „Naturfreunde“, rechtlich und will gegen „Harzdrenalin“ klagen, sollte das Vorhaben konkreter werden.

„Harzdrenalin“-Betreiber führen Gespräche mit Stadt Oberharz am Brocken

Maik Berke, der „Harzdrenalin“ gemeinsam mit seinem Bruder Stefan leitet, teilt auf MZ-Anfrage mit, dass derzeit ein Umweltgutachten erstellt werde und er sich in Gesprächen mit der Stadtverwaltung von Oberharz am Brocken befinde. „Hier laufen Verfahren, denen ich nicht vorgreifen möchte“, stellt der Geschäftsführer klar.

Aus Sicht von Anwalt Kownatzki stehen Besuchern am Hotel und Reiterhof an der Talsperre, unweit der Kreuzung von Bundesstraße 81 und Landesstraße 96, ausreichend Parkplätze zur Verfügung. Auf zwei Bereichen mit je 250 Plätzen können Gäste ihren Wagen abstellen.

Es gibt bereits 500 Parkplätze für zwei Euro täglich

Der Tagespreis beträgt zwei Euro. „Insgesamt stehen dort also 500 Parkmöglichkeiten zur Verfügung“, rechnet Kownatzki vor. Das sind deutlich mehr als die geplanten 240 Plätze. „Ein Shuttleverkehr zwischen Parkplatz und Hängebrücke wäre darüber hinaus für meine Mandantschaft vorstellbar.“

Der Anwalt befürchtet, dass ein neues Parkareal der Umwelt schaden würde. Zu Trinkwasser- und Landschaftsschutzgebieten sind es von der zur Debatte stehenden Fläche wenige Hundert Meter. „Das Vogelschutzgebiet Natura 2000 ist 500 Meter entfernt“, gibt Kownatzki zu bedenken. Die

„Harzdrenalin“-Geschäftsführer Berke sieht keine Umwelt-Gefahren

240 zusätzlichen Plätze würden neben den 125 Stellflächen angelegt, auf denen Gäste momentan direkt am Eingang zur Hängebrücke auf Rübeländer Seite am Tunnel parken können. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite der L96 beginnt das Trinkwasserschutzgebiet Rappbodetalsperre.

Den geplanten Standort bestätigt „Harzdrenalin“-Geschäftsführer Berke. Eine Gefahr für die Umwelt sieht er allerdings nicht: „Der Parkplatz liegt nicht in einem Natur-, Landschafts- oder Vogelschutzgebiet und ist von diesen so weit entfernt, dass sie nicht beeinträchtigt werden.“

Ein Grund, warum man sich für die Fläche entschieden habe, sei, dass sie im Jahr 2010 von Orkan Xynthia verwüstet wurde. Nun müsste kein Hochwald mehr gerodet werden. Das Ordnungsamt der Stadt Oberharz bestätigt: Hier wächst kein Wald, sondern eine „Buschfläche mit einigen Bäumen“.

Bauamt erklärt, ein Vorentwurf sei bereits ausgelegt worden

Unverständlich ist für Rechtsanwalt Kownatzki, wieso der Entwurf zu dem Bauprojekt noch nicht öffentlich ausgelegt worden sei. „Eine solche Geheimhaltung ist für mich nicht nachvollziehbar“, sagt er. „Die Bürger müssen an dem Prozess beteiligt werden.“ Bei der Stadtverwaltung habe er Akteneinsicht beantragt, diese sei ihm bislang jedoch nicht gewährt worden. „Wir werden deswegen womöglich klagen müssen.“

Das Bau- und Ordnungsamt der Stadt Oberharz am Brocken teilt auf Anfrage mit, dass der erste Vorentwurf bereits, wie gesetzlich vorgeschrieben, öffentlich ausgelegt wurde. „Auch in die konkreten Pläne erhalten die Bürger später Einsicht“, erklärt Maik Berke.

„Ich hoffe, dass es im nächsten Vierteljahr so weit ist.“ Die Verwaltung hält den Zeitraum zwischen Dezember und März für realistisch. Dann wäre der Parkplatz im fünften Jahr in Planung. (mz)

***

Eine vom Aussterben bedrohte Heuschreckenart hat laut Jens Kownatzki ihren Lebensraum auf dem Areal, auf dem „Harzdrenalin“ einen Parkplatz bauen will. „Nach unserer Internetrecherche ist dort die Braunfleckige Beißschrecke ansässig“, erklärt der Rechtsanwalt. Zudem gebe es dort auch einen Falken. Geschäftsführer Maik Berke widerspricht: Laut einem vorläufigen Umweltbericht - ein umfassendes Gutachten ist in Arbeit - gebe es auf dem Gebiet keine bedrohten Tierarten.