1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Harz
  6. >
  7. Schauspieler Heinz Hoenig: Schauspieler Heinz Hoenig in Blankenburg: Theater für traumatisierte Kinder

Schauspieler Heinz Hoenig Schauspieler Heinz Hoenig in Blankenburg: Theater für traumatisierte Kinder

Von Kjell Sonnemann 29.09.2018, 07:57
Schmied der alten Schule: Heinz Hoenig hat Sechstklässler der August-Bebel-Schule zu Besuch.
Schmied der alten Schule: Heinz Hoenig hat Sechstklässler der August-Bebel-Schule zu Besuch. Stadt Blankenburg (Harz)

Blankenburg - „Von Urlaub und Ferien möchte ich nichts hören. Bei mir müssen die Kinder arbeiten“, sagt Heinz Hoenig. „Aber es werden ihre besten Ferien werden!“ Der Schauspieler hat ein großes Projekt im Kopf und auf dem Papier, das langsam Form annimmt: In der künftigen „Scheune 86“ in Blankenburg sollen Kinder und Jugendliche Theater spielen und verschiedene Handwerke kennenlernen.

Seit mittlerweile 16 Jahren engagiert sich Hoenig für Kinder. Er gründete etwa die Initiative „Heinz der Stier“, die traumatisierte Kinder und Jugendliche nach Mallorca und in den Westharz einlädt. „Die Kinder haben nichts Böses getan, aber viel Schlimmes erlebt“, sagt er während des Interviews in seinem Blankenburger Stammcafé.

„Die Kinder haben nichts Böses getan, aber viel Schlimmes erlebt“

Er setzt sich viel und gerne für Benachteiligte ein - „daran ist meine Mutter schuld. Sie hat immer allen geholfen. Und mein Vater hat allen etwas gebaut. Es war nun einmal die Zeit, in der keiner was hatte“.

Hoenig ist 1951 in Oberbayern geboren und wuchs in Harlingerode (Landkreis Goslar) auf. Seit Mitte der 1970er Jahre hat er in mehr als 150 Filmen mitgespielt.

Sein neustes Projekt soll im Ostharz beheimatet sein. „Meine erste Scheune wollte ich eigentlich im Norden aufbauen“, sagt der 67-Jährige. Aber er hörte auf Sohn Lucas, der das Mittelgebirge, Hoenigs alte Heimat, vorgeschlagen hatte.

Annika Kärsten hatte Idee der Blankenburger Mönchemühle

„Da ist mir sofort Annika eingefallen.“ Annika Kärsten ist die Leiterin des Theatervereins - und seit kurzem seine Verlobte. Sie kannte den richtigen Standort für die „Scheune 86“: die Blankenburger Mönchemühleam Goldbach.

Hier steht bereits eine Flach-Scheune auf einem mehr als zwei Hektar großen Areal. Sie soll, so der Plan, im Frühjahr 2019 ein neues Dach bekommen. Zudem müssen die Bungalows aus DDR-Zeiten abgerissen und entsorgt werden. Sie enthalten Asbest.

Amphitheater, Schmiede und Schreinerei sind geplant

Auf dem Gelände sollen einmal feste Zelte für die jungen Gäste zum Übernachten stehen. Auch ein Amphitheater und kleinere Handwerksgebäude wie eine Schmiede und eine Schreinerei sollen errichtet werden.

Und während die Scheune entsteht, soll ein großes Zelt als Ersatz dienen - damit das Projekt möglichst schnell starten kann.

Doch zunächst muss das Gelände gekauft werden, noch in diesem Jahr. Hoenig sagt, er benötige 600.000 Euro. Die Sponsorensuche liefe bereits, unter anderem seien bei einer Firmengala Spender gefunden worden.

Hoenig schätzt Gesamtkosten auf 2,5 Millionen Euro

Das ganze Projekt in Blankenburg dürfte mit 2,5 Millionen Euro zu Buche schlagen, schätzt Hoenig, der seine Schauspielkunst in den 1970er an einer US-amerikanischen Theaterschule lernte.

„Es war harte Arbeit mit viel Disziplin“, erinnert er sich, „aber es war die beste Schule, die ich erleben durfte“. Was er dort gelernt hat, möchte er weitergeben. „Es ist, als sei es meine Pflicht.“

Hoenig beschreibt: Er und seine Crew wollen „Theater-Inhalte auf die Bühne kippen“, und aus diesen „Inszenierungs-Vorschlägen“ sollen die Kinder etwas Eigenes machen. „Wir spielen nicht Frau Holle nach. Die Kinder schreiben die Texte.“ Zudem würden sie Kostüme nähen und lernen, sich selber zu schminken.

Meister im Ruhestand leiten die Kinder an

Unabhängig davon werden die Teilnehmer ihre handwerklichen Fähigkeiten herausfinden. Erfahrene Meister im Ruhestand, etwa Maurer und Schreiner, leiten die Kinder an. Hoenig ist auch dabei, ist er doch Schmied.

Zielgruppen sind nicht nur Kinder und Jugendliche mit Traumata, die unvergessene Momente erleben sollen. Die „Scheune 86“ ist offen für alle: Kindergarten- und Schulkinder, Gruppen von Organisationen und Ausflügler.

Es sei wichtig, die Kinder vom „Knöpfchendrücken“ am Computer und dem Mobiltelefon wegzubekommen, erklärt Hoenig. „Das zermürbt den Menschen, macht ihn abhängig.“ In Abstimmung mit Pädagogen dürfen die Teilnehmer nur eine halbe Stunde am Tag moderne Kommunikationstechnik zu nutzen.

Weitere Ideen will er an der Mönchemühle umsetzen. Island-Pferde sollen herumlaufen, und er will einen Wikingerzaun bauen. Was das genau ist, soll eine Überraschung werden. Der Name „Scheune 86“ entstand so: „Eine Scheune ist groß, in meiner Kindheit war da immer was los“, berichtet Hoenig.

Und bei der Programmvorschau im Berliner Grips-Theater, wo er spielte, gab es immer einen Nachsatz: „für jedermann von 6 bis 86“. Alt und Jung werden auch beim Projekt im Harz zusammenkommen. (mz)